Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite
VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.

Die Sammlung ist im Jahre 1833 durch den als Altertumsforscher
hervorragenden Alexander Du Sommerard (1779--1842) ins Leben
gerufen, der die Baulichkeiten des seit der Revolution in Privathände
übergegangenen Konventes käuflich an sich brachte und deren Räume
mit den Resten alten Kunstfleisses füllte. Nach dessen Tode wurde
das ausgedehnte Gebäude mit den Sammlungen 1843 von dem Staate
angekauft und führt seitdem den offiziellen Titel: "Musee des thermes
et de l'hotel de Cluny". Seit jener Zeit wurde die Sammlung teils
durch Ankäufe des Staates, teils durch reiche Legate und Geschenke
Privater erheblich vermehrt.*)

15. Fürstlich Hohenzollernsches Museum in Sigmaringen.

Das berühmte Hohenzollernsche Museum, das sich auf alle Ge-
biete der Kunst und des Kunstgewerbes erstreckt, stammt aus dem
alten Familienbesitze des fürstlichen Hauses. Seine gegenwärtige
Organisation in sechzehn Abteilungen hat es durch den Fürsten
Karl Anton von Hohenzollern erhalten, durch dessen Kunstliebe
und Sammeleifer es zu einem der wertvollsten Museen gediehen ist.
Es wurde im Jahre 1867 in einem eigens für den Zweck errichteten
Gebäude eröffnet. Die 11. Abteilung enthält die Waffensammlung.
Sie enthält die seltensten und kunstreichsten Stücke. Bei ihrem hohen
Werte für die Kulturgeschichte und besonders für die Waffenwissen-
schaft ist es sehr zu bedauern, dass sie noch nicht katalogisiert ist.
Die Sammlung der Waffen enthält rund 2500 Nummern.

16. Das Museum der Waffen und historischen Kostüme
in Stockholm.

Die ältesten Waffenstücke dieses reichen Museums reichen bis
in die Zeit der ersten Könige aus dem Hause Wasa zurück; die
königliche Garderobe aus jener Zeit wurde leider zerstreut. Erst
unter der Königin Christine wurde mit der Bildung eines Museums
historischer Waffen begonnen. Der Grosskanzler Axel Oxenstierna
fasste 1633 den Plan zu einem grossen Museum nach heutiger Art,
worin die Gedenkstücke an die Siege der schwedischen Herrscher
vor Augen geführt werden solten. Die Absicht blieb unausgeführt,
und die alten Waffenstücke und Trophäen, die Reste der alten
Waffenkammern, blieben im königlichen Palaste, wo sie einen Be-
standteil des Arsenals bildeten. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
wurden die vorhandenen Schätze dem Volke zugänglich gemacht und

*) E. du Sommerard, Catalogue du Musee de Cluny. Paris 1877.
VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.

Die Sammlung ist im Jahre 1833 durch den als Altertumsforscher
hervorragenden Alexander Du Sommerard (1779—1842) ins Leben
gerufen, der die Baulichkeiten des seit der Revolution in Privathände
übergegangenen Konventes käuflich an sich brachte und deren Räume
mit den Resten alten Kunstfleiſses füllte. Nach dessen Tode wurde
das ausgedehnte Gebäude mit den Sammlungen 1843 von dem Staate
angekauft und führt seitdem den offiziellen Titel: „Musée des thermes
et de l’hôtel de Cluny“. Seit jener Zeit wurde die Sammlung teils
durch Ankäufe des Staates, teils durch reiche Legate und Geschenke
Privater erheblich vermehrt.*)

15. Fürstlich Hohenzollernsches Museum in Sigmaringen.

Das berühmte Hohenzollernsche Museum, das sich auf alle Ge-
biete der Kunst und des Kunstgewerbes erstreckt, stammt aus dem
alten Familienbesitze des fürstlichen Hauses. Seine gegenwärtige
Organisation in sechzehn Abteilungen hat es durch den Fürsten
Karl Anton von Hohenzollern erhalten, durch dessen Kunstliebe
und Sammeleifer es zu einem der wertvollsten Museen gediehen ist.
Es wurde im Jahre 1867 in einem eigens für den Zweck errichteten
Gebäude eröffnet. Die 11. Abteilung enthält die Waffensammlung.
Sie enthält die seltensten und kunstreichsten Stücke. Bei ihrem hohen
Werte für die Kulturgeschichte und besonders für die Waffenwissen-
schaft ist es sehr zu bedauern, daſs sie noch nicht katalogisiert ist.
Die Sammlung der Waffen enthält rund 2500 Nummern.

16. Das Museum der Waffen und historischen Kostüme
in Stockholm.

Die ältesten Waffenstücke dieses reichen Museums reichen bis
in die Zeit der ersten Könige aus dem Hause Wasa zurück; die
königliche Garderobe aus jener Zeit wurde leider zerstreut. Erst
unter der Königin Christine wurde mit der Bildung eines Museums
historischer Waffen begonnen. Der Groſskanzler Axel Oxenstierna
faſste 1633 den Plan zu einem groſsen Museum nach heutiger Art,
worin die Gedenkstücke an die Siege der schwedischen Herrscher
vor Augen geführt werden solten. Die Absicht blieb unausgeführt,
und die alten Waffenstücke und Trophäen, die Reste der alten
Waffenkammern, blieben im königlichen Palaste, wo sie einen Be-
standteil des Arsenals bildeten. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
wurden die vorhandenen Schätze dem Volke zugänglich gemacht und

*) E. du Sommerard, Catalogue du Musée de Cluny. Paris 1877.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0652" n="634"/>
          <fw place="top" type="header">VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.</fw><lb/>
          <p>Die Sammlung ist im Jahre 1833 durch den als Altertumsforscher<lb/>
hervorragenden Alexander Du Sommerard (1779&#x2014;1842) ins Leben<lb/>
gerufen, der die Baulichkeiten des seit der Revolution in Privathände<lb/>
übergegangenen Konventes käuflich an sich brachte und deren Räume<lb/>
mit den Resten alten Kunstflei&#x017F;ses füllte. Nach dessen Tode wurde<lb/>
das ausgedehnte Gebäude mit den Sammlungen 1843 von dem Staate<lb/>
angekauft und führt seitdem den offiziellen Titel: &#x201E;Musée des thermes<lb/>
et de l&#x2019;hôtel de Cluny&#x201C;. Seit jener Zeit wurde die Sammlung teils<lb/>
durch Ankäufe des Staates, teils durch reiche Legate und Geschenke<lb/>
Privater erheblich vermehrt.<note place="foot" n="*)">E. du Sommerard, Catalogue du Musée de Cluny. Paris 1877.</note></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">15. Fürstlich Hohenzollernsches Museum in Sigmaringen.</hi> </head><lb/>
          <p>Das berühmte Hohenzollernsche Museum, das sich auf alle Ge-<lb/>
biete der Kunst und des Kunstgewerbes erstreckt, stammt aus dem<lb/>
alten Familienbesitze des fürstlichen Hauses. Seine gegenwärtige<lb/>
Organisation in sechzehn Abteilungen hat es durch den Fürsten<lb/>
Karl Anton von Hohenzollern erhalten, durch dessen Kunstliebe<lb/>
und Sammeleifer es zu einem der wertvollsten Museen gediehen ist.<lb/>
Es wurde im Jahre 1867 in einem eigens für den Zweck errichteten<lb/>
Gebäude eröffnet. Die 11. Abteilung enthält die Waffensammlung.<lb/>
Sie enthält die seltensten und kunstreichsten Stücke. Bei ihrem hohen<lb/>
Werte für die Kulturgeschichte und besonders für die Waffenwissen-<lb/>
schaft ist es sehr zu bedauern, da&#x017F;s sie noch nicht katalogisiert ist.<lb/>
Die Sammlung der Waffen enthält rund 2500 Nummern.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">16. Das Museum der Waffen und historischen Kostüme<lb/>
in Stockholm.</hi> </head><lb/>
          <p>Die ältesten Waffenstücke dieses reichen Museums reichen bis<lb/>
in die Zeit der ersten Könige aus dem Hause Wasa zurück; die<lb/>
königliche Garderobe aus jener Zeit wurde leider zerstreut. Erst<lb/>
unter der Königin <hi rendition="#g">Christine</hi> wurde mit der Bildung eines Museums<lb/>
historischer Waffen begonnen. Der Gro&#x017F;skanzler <hi rendition="#g">Axel Oxenstierna</hi><lb/>
fa&#x017F;ste 1633 den Plan zu einem gro&#x017F;sen Museum nach heutiger Art,<lb/>
worin die Gedenkstücke an die Siege der schwedischen Herrscher<lb/>
vor Augen geführt werden solten. Die Absicht blieb unausgeführt,<lb/>
und die alten Waffenstücke und Trophäen, die Reste der alten<lb/>
Waffenkammern, blieben im königlichen Palaste, wo sie einen Be-<lb/>
standteil des Arsenals bildeten. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts<lb/>
wurden die vorhandenen Schätze dem Volke zugänglich gemacht und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[634/0652] VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen. Die Sammlung ist im Jahre 1833 durch den als Altertumsforscher hervorragenden Alexander Du Sommerard (1779—1842) ins Leben gerufen, der die Baulichkeiten des seit der Revolution in Privathände übergegangenen Konventes käuflich an sich brachte und deren Räume mit den Resten alten Kunstfleiſses füllte. Nach dessen Tode wurde das ausgedehnte Gebäude mit den Sammlungen 1843 von dem Staate angekauft und führt seitdem den offiziellen Titel: „Musée des thermes et de l’hôtel de Cluny“. Seit jener Zeit wurde die Sammlung teils durch Ankäufe des Staates, teils durch reiche Legate und Geschenke Privater erheblich vermehrt. *) 15. Fürstlich Hohenzollernsches Museum in Sigmaringen. Das berühmte Hohenzollernsche Museum, das sich auf alle Ge- biete der Kunst und des Kunstgewerbes erstreckt, stammt aus dem alten Familienbesitze des fürstlichen Hauses. Seine gegenwärtige Organisation in sechzehn Abteilungen hat es durch den Fürsten Karl Anton von Hohenzollern erhalten, durch dessen Kunstliebe und Sammeleifer es zu einem der wertvollsten Museen gediehen ist. Es wurde im Jahre 1867 in einem eigens für den Zweck errichteten Gebäude eröffnet. Die 11. Abteilung enthält die Waffensammlung. Sie enthält die seltensten und kunstreichsten Stücke. Bei ihrem hohen Werte für die Kulturgeschichte und besonders für die Waffenwissen- schaft ist es sehr zu bedauern, daſs sie noch nicht katalogisiert ist. Die Sammlung der Waffen enthält rund 2500 Nummern. 16. Das Museum der Waffen und historischen Kostüme in Stockholm. Die ältesten Waffenstücke dieses reichen Museums reichen bis in die Zeit der ersten Könige aus dem Hause Wasa zurück; die königliche Garderobe aus jener Zeit wurde leider zerstreut. Erst unter der Königin Christine wurde mit der Bildung eines Museums historischer Waffen begonnen. Der Groſskanzler Axel Oxenstierna faſste 1633 den Plan zu einem groſsen Museum nach heutiger Art, worin die Gedenkstücke an die Siege der schwedischen Herrscher vor Augen geführt werden solten. Die Absicht blieb unausgeführt, und die alten Waffenstücke und Trophäen, die Reste der alten Waffenkammern, blieben im königlichen Palaste, wo sie einen Be- standteil des Arsenals bildeten. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die vorhandenen Schätze dem Volke zugänglich gemacht und *) E. du Sommerard, Catalogue du Musée de Cluny. Paris 1877.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/652
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/652>, abgerufen am 22.11.2024.