gungsturme "la Porte de Hal" untergebracht, der von der alten Be- festigung Brüssel allein übrig geblieben ist. Die Aufstellung in diesem Gebäude ist keine günstige, da die Räume durchweg des nötigen Lichtes entbehren.
Das Museum in Brüssel ist im ganzen ähnlich dem Musee d'Ar- tillerie in Paris organisiert; es enthält demnach ausser einer ethnolo- gischen Sammlung noch Musterstücke aus der Gegenwart. In der Sammlung älterer Waffen sind hochwertvolle Stücke zu verzeichnen, wie solche nur in den erlesensten Sammlungen angetroffen werden. Die orientalische Partie ist zwar klein, zählt aber zu den besten und wertvollsten und wird stets vermehrt.
Das Musee zählt, unter Abrechnung der nicht zu den Waffen gehörigen Stücke 2400 Nummern.
3. Das königliche historische Museum und die königliche Gewehrgalerie zu Dresden.
Der Gründer des historischen Museums zu Dresden ist Kurfürst August I. von Sachsen, der während seiner mehr als dreissigjährigen Regierung (1553--1586) eine grosse Menge von Kunstwerken, Rari- täten, alten Waffen u. dgl. sammelte und 1556 unter der Bezeich- nung: "Kunst- und Raritätenkammer" im kurfürstlichen Schlosse auf- stellen liess. Unter seinem Nachfolger, Christian I., wurde die Samm- lung in das prachtvolle Stallgebäude übersiedelt, das dieser Fürst 1586 erbauen liess. Einen eifrigen Förderer fand sie später an Kurfürst August II. dem Starken, der ihre Übertragung in das 1711 von Pöp- pelmann erbaute Gebäude des Zwingers veranlasste. Dieser Fürst war auch der Gründer der königlichen Gewehrgalerie, die sich seit ihrer Entstehung im königlichen Schlosse befindet. Ihre gegenwärtige Organisation erhielt die Sammlung unter der Regierung König Antons im Jahre 1833, wo sie in neun Sälen und langen Galerien ziemlich nach chronologischer Ordnung im Joanneum aufgestellt wurde. Seit dieser Zeit führt sie den Titel: "Historisches Museum".
Das Museum enthält nicht allein Waffen und Jagdgeräte, sondern auch Gerätschaften, Möbel und Gefässe der italienischen und deutschen Renaissance und geschichtlich interessante Gegenstände, welche mit dem Waffenwesen nichts gemein haben.
In Ansehung der Waffen allein gehört das historische Museum zu Dresden zu den kostbarsten und reichhaltigsten Europas. Der Zeit nach gehen die Gegenstände, wenige Stücke ausgenommen, nicht über das 16. Jahrhundert zurück, sie bezeugen aber durch ihre Pracht und ihre Schönheit den hohen Kunstsinn der sächsischen Herrscher jener Zeit. Die schönsten Erzeugnisse des 17. und dem Anfange des 18. Jahrhunderts verdankt das Museum dem Sammeleifer Augusts II.
VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.
gungsturme „la Porte de Hal“ untergebracht, der von der alten Be- festigung Brüssel allein übrig geblieben ist. Die Aufstellung in diesem Gebäude ist keine günstige, da die Räume durchweg des nötigen Lichtes entbehren.
Das Museum in Brüssel ist im ganzen ähnlich dem Musée d’Ar- tillerie in Paris organisiert; es enthält demnach auſser einer ethnolo- gischen Sammlung noch Musterstücke aus der Gegenwart. In der Sammlung älterer Waffen sind hochwertvolle Stücke zu verzeichnen, wie solche nur in den erlesensten Sammlungen angetroffen werden. Die orientalische Partie ist zwar klein, zählt aber zu den besten und wertvollsten und wird stets vermehrt.
Das Musée zählt, unter Abrechnung der nicht zu den Waffen gehörigen Stücke 2400 Nummern.
3. Das königliche historische Museum und die königliche Gewehrgalerie zu Dresden.
Der Gründer des historischen Museums zu Dresden ist Kurfürst August I. von Sachsen, der während seiner mehr als dreiſsigjährigen Regierung (1553—1586) eine groſse Menge von Kunstwerken, Rari- täten, alten Waffen u. dgl. sammelte und 1556 unter der Bezeich- nung: „Kunst- und Raritätenkammer“ im kurfürstlichen Schlosse auf- stellen lieſs. Unter seinem Nachfolger, Christian I., wurde die Samm- lung in das prachtvolle Stallgebäude übersiedelt, das dieser Fürst 1586 erbauen lieſs. Einen eifrigen Förderer fand sie später an Kurfürst August II. dem Starken, der ihre Übertragung in das 1711 von Pöp- pelmann erbaute Gebäude des Zwingers veranlaſste. Dieser Fürst war auch der Gründer der königlichen Gewehrgalerie, die sich seit ihrer Entstehung im königlichen Schlosse befindet. Ihre gegenwärtige Organisation erhielt die Sammlung unter der Regierung König Antons im Jahre 1833, wo sie in neun Sälen und langen Galerien ziemlich nach chronologischer Ordnung im Joanneum aufgestellt wurde. Seit dieser Zeit führt sie den Titel: „Historisches Museum“.
Das Museum enthält nicht allein Waffen und Jagdgeräte, sondern auch Gerätschaften, Möbel und Gefäſse der italienischen und deutschen Renaissance und geschichtlich interessante Gegenstände, welche mit dem Waffenwesen nichts gemein haben.
In Ansehung der Waffen allein gehört das historische Museum zu Dresden zu den kostbarsten und reichhaltigsten Europas. Der Zeit nach gehen die Gegenstände, wenige Stücke ausgenommen, nicht über das 16. Jahrhundert zurück, sie bezeugen aber durch ihre Pracht und ihre Schönheit den hohen Kunstsinn der sächsischen Herrscher jener Zeit. Die schönsten Erzeugnisse des 17. und dem Anfange des 18. Jahrhunderts verdankt das Museum dem Sammeleifer Augusts II.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0642"n="624"/><fwplace="top"type="header">VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.</fw><lb/>
gungsturme „la Porte de Hal“ untergebracht, der von der alten Be-<lb/>
festigung Brüssel allein übrig geblieben ist. Die Aufstellung in diesem<lb/>
Gebäude ist keine günstige, da die Räume durchweg des nötigen<lb/>
Lichtes entbehren.</p><lb/><p>Das Museum in Brüssel ist im ganzen ähnlich dem Musée d’Ar-<lb/>
tillerie in Paris organisiert; es enthält demnach auſser einer ethnolo-<lb/>
gischen Sammlung noch Musterstücke aus der Gegenwart. In der<lb/>
Sammlung älterer Waffen sind hochwertvolle Stücke zu verzeichnen,<lb/>
wie solche nur in den erlesensten Sammlungen angetroffen werden.<lb/>
Die orientalische Partie ist zwar klein, zählt aber zu den besten und<lb/>
wertvollsten und wird stets vermehrt.</p><lb/><p>Das Musée zählt, unter Abrechnung der nicht zu den Waffen<lb/>
gehörigen Stücke 2400 Nummern.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">3. Das königliche historische Museum und die königliche<lb/>
Gewehrgalerie zu Dresden.</hi></head><lb/><p>Der Gründer des historischen Museums zu Dresden ist Kurfürst<lb/>
August I. von Sachsen, der während seiner mehr als dreiſsigjährigen<lb/>
Regierung (1553—1586) eine groſse Menge von Kunstwerken, Rari-<lb/>
täten, alten Waffen u. dgl. sammelte und 1556 unter der Bezeich-<lb/>
nung: „Kunst- und Raritätenkammer“ im kurfürstlichen Schlosse auf-<lb/>
stellen lieſs. Unter seinem Nachfolger, Christian I., wurde die Samm-<lb/>
lung in das prachtvolle Stallgebäude übersiedelt, das dieser Fürst 1586<lb/>
erbauen lieſs. Einen eifrigen Förderer fand sie später an Kurfürst<lb/>
August II. dem Starken, der ihre Übertragung in das 1711 von Pöp-<lb/>
pelmann erbaute Gebäude des Zwingers veranlaſste. Dieser Fürst<lb/>
war auch der Gründer der königlichen Gewehrgalerie, die sich seit<lb/>
ihrer Entstehung im königlichen Schlosse befindet. Ihre gegenwärtige<lb/>
Organisation erhielt die Sammlung unter der Regierung König Antons<lb/>
im Jahre 1833, wo sie in neun Sälen und langen Galerien ziemlich<lb/>
nach chronologischer Ordnung im Joanneum aufgestellt wurde. Seit<lb/>
dieser Zeit führt sie den Titel: „Historisches Museum“.</p><lb/><p>Das Museum enthält nicht allein Waffen und Jagdgeräte, sondern<lb/>
auch Gerätschaften, Möbel und Gefäſse der italienischen und deutschen<lb/>
Renaissance und geschichtlich interessante Gegenstände, welche mit<lb/>
dem Waffenwesen nichts gemein haben.</p><lb/><p>In Ansehung der Waffen allein gehört das historische Museum<lb/>
zu Dresden zu den kostbarsten und reichhaltigsten Europas. Der<lb/>
Zeit nach gehen die Gegenstände, wenige Stücke ausgenommen, nicht<lb/>
über das 16. Jahrhundert zurück, sie bezeugen aber durch ihre Pracht<lb/>
und ihre Schönheit den hohen Kunstsinn der sächsischen Herrscher<lb/>
jener Zeit. Die schönsten Erzeugnisse des 17. und dem Anfange<lb/>
des 18. Jahrhunderts verdankt das Museum dem Sammeleifer Augusts II.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[624/0642]
VI. Die hervorragendsten Waffensammlungen.
gungsturme „la Porte de Hal“ untergebracht, der von der alten Be-
festigung Brüssel allein übrig geblieben ist. Die Aufstellung in diesem
Gebäude ist keine günstige, da die Räume durchweg des nötigen
Lichtes entbehren.
Das Museum in Brüssel ist im ganzen ähnlich dem Musée d’Ar-
tillerie in Paris organisiert; es enthält demnach auſser einer ethnolo-
gischen Sammlung noch Musterstücke aus der Gegenwart. In der
Sammlung älterer Waffen sind hochwertvolle Stücke zu verzeichnen,
wie solche nur in den erlesensten Sammlungen angetroffen werden.
Die orientalische Partie ist zwar klein, zählt aber zu den besten und
wertvollsten und wird stets vermehrt.
Das Musée zählt, unter Abrechnung der nicht zu den Waffen
gehörigen Stücke 2400 Nummern.
3. Das königliche historische Museum und die königliche
Gewehrgalerie zu Dresden.
Der Gründer des historischen Museums zu Dresden ist Kurfürst
August I. von Sachsen, der während seiner mehr als dreiſsigjährigen
Regierung (1553—1586) eine groſse Menge von Kunstwerken, Rari-
täten, alten Waffen u. dgl. sammelte und 1556 unter der Bezeich-
nung: „Kunst- und Raritätenkammer“ im kurfürstlichen Schlosse auf-
stellen lieſs. Unter seinem Nachfolger, Christian I., wurde die Samm-
lung in das prachtvolle Stallgebäude übersiedelt, das dieser Fürst 1586
erbauen lieſs. Einen eifrigen Förderer fand sie später an Kurfürst
August II. dem Starken, der ihre Übertragung in das 1711 von Pöp-
pelmann erbaute Gebäude des Zwingers veranlaſste. Dieser Fürst
war auch der Gründer der königlichen Gewehrgalerie, die sich seit
ihrer Entstehung im königlichen Schlosse befindet. Ihre gegenwärtige
Organisation erhielt die Sammlung unter der Regierung König Antons
im Jahre 1833, wo sie in neun Sälen und langen Galerien ziemlich
nach chronologischer Ordnung im Joanneum aufgestellt wurde. Seit
dieser Zeit führt sie den Titel: „Historisches Museum“.
Das Museum enthält nicht allein Waffen und Jagdgeräte, sondern
auch Gerätschaften, Möbel und Gefäſse der italienischen und deutschen
Renaissance und geschichtlich interessante Gegenstände, welche mit
dem Waffenwesen nichts gemein haben.
In Ansehung der Waffen allein gehört das historische Museum
zu Dresden zu den kostbarsten und reichhaltigsten Europas. Der
Zeit nach gehen die Gegenstände, wenige Stücke ausgenommen, nicht
über das 16. Jahrhundert zurück, sie bezeugen aber durch ihre Pracht
und ihre Schönheit den hohen Kunstsinn der sächsischen Herrscher
jener Zeit. Die schönsten Erzeugnisse des 17. und dem Anfange
des 18. Jahrhunderts verdankt das Museum dem Sammeleifer Augusts II.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/642>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.