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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
dung mit zahlreichen Belegstellen in Chroniken und Handschriften
lassen uns erkennen, wie auch in einer Periode, in welcher die kul-
turellen Kräfte sich erst wieder sammelten, die Freude an schönen
Waffen in den Kreisen der Vornehmen sich regte und viele Kunst-
arbeiter beschäftigt waren, das ernste Werkzeug des Krieges kunstvoll
und reich zu gestalten.

Wir haben im Verlaufe unserer Darstellung unterschiedliche
Proben von reich geschmückten Waffen vom Beginne des Mittelalters
bis an dessen Ende in Skizzen gebracht, wir haben wiederholt Ge-
legenheit genommen, charakteristische Stellen aus Handschriften zu
citieren, in welchen kostbare Waffenstücke erwähnt werden; wenn
wir aber nach Meistern forschen, welche hervorragend in der Erzeu-
gung kunstvoller Waffen thätig gewesen sind, dann finden wir nur
etliche Namen etwa vom Ende des 13. Jahrhunderts an, viele schon
zweifelhaft dadurch, dass sie in Gedichten erwähnt werden, wertlos,
weil wir sie in keine Beziehung zu bestimmten Thatsachen bringen
können. Im Mittelalter ging der Meister in seinem Werke auf, an
ihn erinnert nur selten eine Marke, deren Bedeutung auch im Laufe
der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, fast nie ein Name, und
auch dieser besitzt meist keinen kunsthistorischen Wert.

Erst mit der Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert änderte
sich das Verhältnis, in welchem der Meister bis dahin zu seinem
Werke stand; er tritt anspruchsvoller und damit greifbarer hervor.
Es mehren sich die Zeichen, die das Werk seiner Hand bezeugen;
immer häufiger nennen sich die Künstler auf ihren Werken, in keiner
anderen Absicht, als des eigenen Ruhmes und der eigenen Ehre halber.

Die nördlichen Länder waren noch lange unter dem Banne der
Anschauungen des Mittelalters, als in Italien die Meister der Kunst
mit Selbstbewusstsein sich ihrer Werke rühmten. In den Städten
Norditaliens erschallen Namen von Kunstarbeitern, deren Bedeutung
wir nun schon ermessen können durch glaubwürdige Berichte über
ihre Leistungen, ja durch manche ihrer Werke selbst, die sich glück-
licherweise noch erhalten haben.

Florenz, die Stadt der Goldschmiede, wird in den Aufschreibungen
zuerst als Erzeugungsort prunkvoller Waffen gerühmt. Am Beginne
des 15. Jahrhunderts verbreitet sich die Erzeugung derselben nach
Mailand und Brescia, in welchen Orten schon seit dem 13. Jahrhun-
dert das Waffenhandwerk blühte, dann auch nach Bologna und Rom.

Betrachten wir den Gang der Entwickelung der Waffenerzeugung
Italiens im allgemeinen, so müssen wir mit Brescia als der ältesten
Stätte derselben in Italien, deren Entstehen noch in die antike Zeit
zurückreicht, beginnen. Die natürliche Bedingung des Entstehens
und Gedeihens der Brescianer Waffenindustrie war die Nähe der
eisenreichen Berge des Monte Prealba und des Monte Conche bis
Gardone und Caino hinauf, und nicht minder die wasserreichen Ge-

V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
dung mit zahlreichen Belegstellen in Chroniken und Handschriften
lassen uns erkennen, wie auch in einer Periode, in welcher die kul-
turellen Kräfte sich erst wieder sammelten, die Freude an schönen
Waffen in den Kreisen der Vornehmen sich regte und viele Kunst-
arbeiter beschäftigt waren, das ernste Werkzeug des Krieges kunstvoll
und reich zu gestalten.

Wir haben im Verlaufe unserer Darstellung unterschiedliche
Proben von reich geschmückten Waffen vom Beginne des Mittelalters
bis an dessen Ende in Skizzen gebracht, wir haben wiederholt Ge-
legenheit genommen, charakteristische Stellen aus Handschriften zu
citieren, in welchen kostbare Waffenstücke erwähnt werden; wenn
wir aber nach Meistern forschen, welche hervorragend in der Erzeu-
gung kunstvoller Waffen thätig gewesen sind, dann finden wir nur
etliche Namen etwa vom Ende des 13. Jahrhunderts an, viele schon
zweifelhaft dadurch, daſs sie in Gedichten erwähnt werden, wertlos,
weil wir sie in keine Beziehung zu bestimmten Thatsachen bringen
können. Im Mittelalter ging der Meister in seinem Werke auf, an
ihn erinnert nur selten eine Marke, deren Bedeutung auch im Laufe
der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, fast nie ein Name, und
auch dieser besitzt meist keinen kunsthistorischen Wert.

Erst mit der Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert änderte
sich das Verhältnis, in welchem der Meister bis dahin zu seinem
Werke stand; er tritt anspruchsvoller und damit greifbarer hervor.
Es mehren sich die Zeichen, die das Werk seiner Hand bezeugen;
immer häufiger nennen sich die Künstler auf ihren Werken, in keiner
anderen Absicht, als des eigenen Ruhmes und der eigenen Ehre halber.

Die nördlichen Länder waren noch lange unter dem Banne der
Anschauungen des Mittelalters, als in Italien die Meister der Kunst
mit Selbstbewuſstsein sich ihrer Werke rühmten. In den Städten
Norditaliens erschallen Namen von Kunstarbeitern, deren Bedeutung
wir nun schon ermessen können durch glaubwürdige Berichte über
ihre Leistungen, ja durch manche ihrer Werke selbst, die sich glück-
licherweise noch erhalten haben.

Florenz, die Stadt der Goldschmiede, wird in den Aufschreibungen
zuerst als Erzeugungsort prunkvoller Waffen gerühmt. Am Beginne
des 15. Jahrhunderts verbreitet sich die Erzeugung derselben nach
Mailand und Brescia, in welchen Orten schon seit dem 13. Jahrhun-
dert das Waffenhandwerk blühte, dann auch nach Bologna und Rom.

Betrachten wir den Gang der Entwickelung der Waffenerzeugung
Italiens im allgemeinen, so müssen wir mit Brescia als der ältesten
Stätte derselben in Italien, deren Entstehen noch in die antike Zeit
zurückreicht, beginnen. Die natürliche Bedingung des Entstehens
und Gedeihens der Brescianer Waffenindustrie war die Nähe der
eisenreichen Berge des Monte Prealba und des Monte Conche bis
Gardone und Caino hinauf, und nicht minder die wasserreichen Ge-

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[602/0620] V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen. dung mit zahlreichen Belegstellen in Chroniken und Handschriften lassen uns erkennen, wie auch in einer Periode, in welcher die kul- turellen Kräfte sich erst wieder sammelten, die Freude an schönen Waffen in den Kreisen der Vornehmen sich regte und viele Kunst- arbeiter beschäftigt waren, das ernste Werkzeug des Krieges kunstvoll und reich zu gestalten. Wir haben im Verlaufe unserer Darstellung unterschiedliche Proben von reich geschmückten Waffen vom Beginne des Mittelalters bis an dessen Ende in Skizzen gebracht, wir haben wiederholt Ge- legenheit genommen, charakteristische Stellen aus Handschriften zu citieren, in welchen kostbare Waffenstücke erwähnt werden; wenn wir aber nach Meistern forschen, welche hervorragend in der Erzeu- gung kunstvoller Waffen thätig gewesen sind, dann finden wir nur etliche Namen etwa vom Ende des 13. Jahrhunderts an, viele schon zweifelhaft dadurch, daſs sie in Gedichten erwähnt werden, wertlos, weil wir sie in keine Beziehung zu bestimmten Thatsachen bringen können. Im Mittelalter ging der Meister in seinem Werke auf, an ihn erinnert nur selten eine Marke, deren Bedeutung auch im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit geriet, fast nie ein Name, und auch dieser besitzt meist keinen kunsthistorischen Wert. Erst mit der Renaissance in Italien im 14. Jahrhundert änderte sich das Verhältnis, in welchem der Meister bis dahin zu seinem Werke stand; er tritt anspruchsvoller und damit greifbarer hervor. Es mehren sich die Zeichen, die das Werk seiner Hand bezeugen; immer häufiger nennen sich die Künstler auf ihren Werken, in keiner anderen Absicht, als des eigenen Ruhmes und der eigenen Ehre halber. Die nördlichen Länder waren noch lange unter dem Banne der Anschauungen des Mittelalters, als in Italien die Meister der Kunst mit Selbstbewuſstsein sich ihrer Werke rühmten. In den Städten Norditaliens erschallen Namen von Kunstarbeitern, deren Bedeutung wir nun schon ermessen können durch glaubwürdige Berichte über ihre Leistungen, ja durch manche ihrer Werke selbst, die sich glück- licherweise noch erhalten haben. Florenz, die Stadt der Goldschmiede, wird in den Aufschreibungen zuerst als Erzeugungsort prunkvoller Waffen gerühmt. Am Beginne des 15. Jahrhunderts verbreitet sich die Erzeugung derselben nach Mailand und Brescia, in welchen Orten schon seit dem 13. Jahrhun- dert das Waffenhandwerk blühte, dann auch nach Bologna und Rom. Betrachten wir den Gang der Entwickelung der Waffenerzeugung Italiens im allgemeinen, so müssen wir mit Brescia als der ältesten Stätte derselben in Italien, deren Entstehen noch in die antike Zeit zurückreicht, beginnen. Die natürliche Bedingung des Entstehens und Gedeihens der Brescianer Waffenindustrie war die Nähe der eisenreichen Berge des Monte Prealba und des Monte Conche bis Gardone und Caino hinauf, und nicht minder die wasserreichen Ge-

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/620>, abgerufen am 22.11.2024.