Kehlung der Sehspalt geschnitten wurde. In der Konstruktion zur Öffnung des Helmes hat der burgundische, wie wir an den Figuren ersehen, genau die Wandlungen des geschlossenen Helmes mit- gemacht. (Fig. 32.)
Um 1530 tritt uns eine andere Form vor Augen, die sich von 1510 an allmählich aus der spätesten Form der italienischen Stech- helme herausgebildet hatte, der geschlossene Helm neuerer Form. Derselbe besitzt im ganzen die Form des burgundischen, nur steht er mit dem Kragen nicht in mechanischer Verbindung und sind an der vorderen Seite unterhalb mehrere geschobene Schienen, die Hals- reifen, an der rückwärtigen die Nackenreifen angefügt. Der Hauptunterschied aber besteht in der Art der Zusammensetzung der
[Abbildung]
Fig. 32.
Burgundischer Helm von einer Harnischgarnitur des Königs Ferdinand I. um 1530. Blank mit schwarz geätzten Ver- zierungen.
[Abbildung]
Fig. 33.
Geschlossener Helm mit niederem Kamm, Kinnreff, Visier, aufstellbarem, mit Deckel zu schliessendem Stirnstulp. Hals- und Nackenreifen sind dreimal geschoben. Von einem Harnische des Erz- herzogs Ferdinand von Tirol (Harnisch mit den Adlern). Arbeit des Jörg Seusenhofer in Innsbruck von 1547.
einzelnen Teile. Er öffnet sich nämlich an den beiden Seiten dadurch, dass das Visier mit dem unterhalb liegenden, abschlächtigen ganzen, d. i. aus einem Stücke bestehenden Kinnreff, welche beide um die Welle des Visierbolzens laufen, nach aufwärts geschoben wird; so geöffnet wird der Helm auf den Kopf gestülpt. Auch hier
I. Die Schutzwaffen.
Kehlung der Sehspalt geschnitten wurde. In der Konstruktion zur Öffnung des Helmes hat der burgundische, wie wir an den Figuren ersehen, genau die Wandlungen des geschlossenen Helmes mit- gemacht. (Fig. 32.)
Um 1530 tritt uns eine andere Form vor Augen, die sich von 1510 an allmählich aus der spätesten Form der italienischen Stech- helme herausgebildet hatte, der geschlossene Helm neuerer Form. Derselbe besitzt im ganzen die Form des burgundischen, nur steht er mit dem Kragen nicht in mechanischer Verbindung und sind an der vorderen Seite unterhalb mehrere geschobene Schienen, die Hals- reifen, an der rückwärtigen die Nackenreifen angefügt. Der Hauptunterschied aber besteht in der Art der Zusammensetzung der
[Abbildung]
Fig. 32.
Burgundischer Helm von einer Harnischgarnitur des Königs Ferdinand I. um 1530. Blank mit schwarz geätzten Ver- zierungen.
[Abbildung]
Fig. 33.
Geschlossener Helm mit niederem Kamm, Kinnreff, Visier, aufstellbarem, mit Deckel zu schlieſsendem Stirnstulp. Hals- und Nackenreifen sind dreimal geschoben. Von einem Harnische des Erz- herzogs Ferdinand von Tirol (Harnisch mit den Adlern). Arbeit des Jörg Seusenhofer in Innsbruck von 1547.
einzelnen Teile. Er öffnet sich nämlich an den beiden Seiten dadurch, daſs das Visier mit dem unterhalb liegenden, abschlächtigen ganzen, d. i. aus einem Stücke bestehenden Kinnreff, welche beide um die Welle des Visierbolzens laufen, nach aufwärts geschoben wird; so geöffnet wird der Helm auf den Kopf gestülpt. Auch hier
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I. Die Schutzwaffen.
Kehlung der Sehspalt geschnitten wurde. In der Konstruktion zur
Öffnung des Helmes hat der burgundische, wie wir an den Figuren
ersehen, genau die Wandlungen des geschlossenen Helmes mit-
gemacht. (Fig. 32.)
Um 1530 tritt uns eine andere Form vor Augen, die sich von
1510 an allmählich aus der spätesten Form der italienischen Stech-
helme herausgebildet hatte, der geschlossene Helm neuerer Form.
Derselbe besitzt im ganzen die Form des burgundischen, nur steht
er mit dem Kragen nicht in mechanischer Verbindung und sind an
der vorderen Seite unterhalb mehrere geschobene Schienen, die Hals-
reifen, an der rückwärtigen die Nackenreifen angefügt. Der
Hauptunterschied aber besteht in der Art der Zusammensetzung der
[Abbildung Fig. 32. Burgundischer Helm von einer Harnischgarnitur des
Königs Ferdinand I. um 1530. Blank mit schwarz geätzten Ver-
zierungen.]
[Abbildung Fig. 33. Geschlossener Helm mit niederem Kamm, Kinnreff,
Visier, aufstellbarem, mit Deckel zu schlieſsendem Stirnstulp. Hals- und
Nackenreifen sind dreimal geschoben. Von einem Harnische des Erz-
herzogs Ferdinand von Tirol (Harnisch mit den Adlern). Arbeit
des Jörg Seusenhofer in Innsbruck von 1547.]
einzelnen Teile. Er öffnet sich nämlich an den beiden Seiten
dadurch, daſs das Visier mit dem unterhalb liegenden, abschlächtigen
ganzen, d. i. aus einem Stücke bestehenden Kinnreff, welche beide
um die Welle des Visierbolzens laufen, nach aufwärts geschoben
wird; so geöffnet wird der Helm auf den Kopf gestülpt. Auch hier
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/62>, abgerufen am 23.11.2024.
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