derer Farbe eingerieben, die Fläche leicht abgeschabt und poliert, so dass allein die Zeichnung farbig erschien. Einlegearbeiten in Elfenbeingrund wurden selten gemacht und auch dann nicht in feineren Mustern.
Weit leichter ist das Holz für Zierarbeiten zu behandeln, und Holzschnitzereien finden sich denn auch sehr häufig an Waffenstücken. Auch dieses ist ein vorzügliches und wirksames Material für die Schnitzkunst, zu welcher es häufig verwendet erscheint. Bewunderns- werter und wirksamer ist aber die Einlegetechnik, die Tarsia oder Intarsia, in der vorwiegend die Italiener, später auch die Deutschen Unübertreffliches geleistet haben. Es ist erstaunlich, wie mannig- faltig sich die Wirkung dieser Technik je nach der Wahl und der Zusammenstellung des Materiales darstellt und was für verschiedene koloristische Wirkungen damit erzielt werden können. In den Grund, den hier immer das Holz bildet, werden Partikel von anderen Holz- arten, häufiger aber Elfenbein, Hirschhorn, später auch Perlmutter, Schildpatt und selbst Metall derart eingefügt, dass sie in gleicher Ebene mit der Grundoberfläche liegen. Elfenbein und Horn wird nicht selten zierlich graviert. In vielen Fällen kommen verschiedene dieser Einlegematerialien im Vereine zur Anwendung. Das vorzüg- lichste Augenmerk hat der Arbeiter darauf zu legen, dass die Teile sich derart scharf in den Grund einfügen, dass nicht der geringste merkbare Zwischenraum entsteht. Ausbesserungen in der Art, dass die klaffenden Fugen mit Kitt ausgefüllt worden, sind augenblicklich zu erkennen, wenn man den Gegenstand gegen das Licht hält, weil der Kitt nie die Glätte des Materiales annimmt und stets matt er- scheint.
Es gibt Arbeiten ähnlicher Art von etwa 1560, meist an Gewehr- und Faustrohrschäften vorkommend, welche aussehen, als ob sie in schwarzgebeiztes Holz eingelegt seien, aber von einer so staunens- werten Feinheit in der Zeichnung sind, dass ihre Herstellung in dieser Art Technik kaum zu begreifen ist. Den eigentlichen Grundstoff an derlei Intarsien bildet in der That nicht das Holz, sondern eine Asphaltmasse, in welche die Elfenbeinartikel eingepresst erscheinen. Wie sich nach genauerer Untersuchung ergibt, sind in die schwarze Asphaltmasse, die in erwärmtem Zustande aufgetragen war, die Elfenbein- stücke hineingedrückt worden. Nach der Erkaltung muss die Fläche glatt geschabt, leicht geglättet, endlich die Gravierung des Elfenbeins vorgenommen worden sein. In dieser Technik ausgeführte Schäfte finden sich in mehreren grossen Sammlungen, wo sie aber bisher nirgends beachtet wurden. Der Verfasser hat sie nur immer bei deutschen Stücken angetroffen.
Aus dem früheren Mittelalter haben sich nur wenige Waffen- stücke bis in die Gegenwart herein erhalten, welche unter die Werke der Kunst zu reihen sind. Diese wenigen Zeugen aber in Verbin-
V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
derer Farbe eingerieben, die Fläche leicht abgeschabt und poliert, so daſs allein die Zeichnung farbig erschien. Einlegearbeiten in Elfenbeingrund wurden selten gemacht und auch dann nicht in feineren Mustern.
Weit leichter ist das Holz für Zierarbeiten zu behandeln, und Holzschnitzereien finden sich denn auch sehr häufig an Waffenstücken. Auch dieses ist ein vorzügliches und wirksames Material für die Schnitzkunst, zu welcher es häufig verwendet erscheint. Bewunderns- werter und wirksamer ist aber die Einlegetechnik, die Tarsia oder Intarsia, in der vorwiegend die Italiener, später auch die Deutschen Unübertreffliches geleistet haben. Es ist erstaunlich, wie mannig- faltig sich die Wirkung dieser Technik je nach der Wahl und der Zusammenstellung des Materiales darstellt und was für verschiedene koloristische Wirkungen damit erzielt werden können. In den Grund, den hier immer das Holz bildet, werden Partikel von anderen Holz- arten, häufiger aber Elfenbein, Hirschhorn, später auch Perlmutter, Schildpatt und selbst Metall derart eingefügt, daſs sie in gleicher Ebene mit der Grundoberfläche liegen. Elfenbein und Horn wird nicht selten zierlich graviert. In vielen Fällen kommen verschiedene dieser Einlegematerialien im Vereine zur Anwendung. Das vorzüg- lichste Augenmerk hat der Arbeiter darauf zu legen, daſs die Teile sich derart scharf in den Grund einfügen, daſs nicht der geringste merkbare Zwischenraum entsteht. Ausbesserungen in der Art, daſs die klaffenden Fugen mit Kitt ausgefüllt worden, sind augenblicklich zu erkennen, wenn man den Gegenstand gegen das Licht hält, weil der Kitt nie die Glätte des Materiales annimmt und stets matt er- scheint.
Es gibt Arbeiten ähnlicher Art von etwa 1560, meist an Gewehr- und Faustrohrschäften vorkommend, welche aussehen, als ob sie in schwarzgebeiztes Holz eingelegt seien, aber von einer so staunens- werten Feinheit in der Zeichnung sind, daſs ihre Herstellung in dieser Art Technik kaum zu begreifen ist. Den eigentlichen Grundstoff an derlei Intarsien bildet in der That nicht das Holz, sondern eine Asphaltmasse, in welche die Elfenbeinartikel eingepreſst erscheinen. Wie sich nach genauerer Untersuchung ergibt, sind in die schwarze Asphaltmasse, die in erwärmtem Zustande aufgetragen war, die Elfenbein- stücke hineingedrückt worden. Nach der Erkaltung muſs die Fläche glatt geschabt, leicht geglättet, endlich die Gravierung des Elfenbeins vorgenommen worden sein. In dieser Technik ausgeführte Schäfte finden sich in mehreren groſsen Sammlungen, wo sie aber bisher nirgends beachtet wurden. Der Verfasser hat sie nur immer bei deutschen Stücken angetroffen.
Aus dem früheren Mittelalter haben sich nur wenige Waffen- stücke bis in die Gegenwart herein erhalten, welche unter die Werke der Kunst zu reihen sind. Diese wenigen Zeugen aber in Verbin-
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[601/0619]
V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
derer Farbe eingerieben, die Fläche leicht abgeschabt und poliert,
so daſs allein die Zeichnung farbig erschien. Einlegearbeiten in
Elfenbeingrund wurden selten gemacht und auch dann nicht in feineren
Mustern.
Weit leichter ist das Holz für Zierarbeiten zu behandeln, und
Holzschnitzereien finden sich denn auch sehr häufig an Waffenstücken.
Auch dieses ist ein vorzügliches und wirksames Material für die
Schnitzkunst, zu welcher es häufig verwendet erscheint. Bewunderns-
werter und wirksamer ist aber die Einlegetechnik, die Tarsia oder
Intarsia, in der vorwiegend die Italiener, später auch die Deutschen
Unübertreffliches geleistet haben. Es ist erstaunlich, wie mannig-
faltig sich die Wirkung dieser Technik je nach der Wahl und der
Zusammenstellung des Materiales darstellt und was für verschiedene
koloristische Wirkungen damit erzielt werden können. In den Grund,
den hier immer das Holz bildet, werden Partikel von anderen Holz-
arten, häufiger aber Elfenbein, Hirschhorn, später auch Perlmutter,
Schildpatt und selbst Metall derart eingefügt, daſs sie in gleicher
Ebene mit der Grundoberfläche liegen. Elfenbein und Horn wird
nicht selten zierlich graviert. In vielen Fällen kommen verschiedene
dieser Einlegematerialien im Vereine zur Anwendung. Das vorzüg-
lichste Augenmerk hat der Arbeiter darauf zu legen, daſs die Teile
sich derart scharf in den Grund einfügen, daſs nicht der geringste
merkbare Zwischenraum entsteht. Ausbesserungen in der Art, daſs
die klaffenden Fugen mit Kitt ausgefüllt worden, sind augenblicklich
zu erkennen, wenn man den Gegenstand gegen das Licht hält, weil
der Kitt nie die Glätte des Materiales annimmt und stets matt er-
scheint.
Es gibt Arbeiten ähnlicher Art von etwa 1560, meist an Gewehr-
und Faustrohrschäften vorkommend, welche aussehen, als ob sie in
schwarzgebeiztes Holz eingelegt seien, aber von einer so staunens-
werten Feinheit in der Zeichnung sind, daſs ihre Herstellung in dieser
Art Technik kaum zu begreifen ist. Den eigentlichen Grundstoff an
derlei Intarsien bildet in der That nicht das Holz, sondern eine
Asphaltmasse, in welche die Elfenbeinartikel eingepreſst erscheinen.
Wie sich nach genauerer Untersuchung ergibt, sind in die schwarze
Asphaltmasse, die in erwärmtem Zustande aufgetragen war, die Elfenbein-
stücke hineingedrückt worden. Nach der Erkaltung muſs die Fläche
glatt geschabt, leicht geglättet, endlich die Gravierung des Elfenbeins
vorgenommen worden sein. In dieser Technik ausgeführte Schäfte
finden sich in mehreren groſsen Sammlungen, wo sie aber bisher
nirgends beachtet wurden. Der Verfasser hat sie nur immer bei
deutschen Stücken angetroffen.
Aus dem früheren Mittelalter haben sich nur wenige Waffen-
stücke bis in die Gegenwart herein erhalten, welche unter die Werke
der Kunst zu reihen sind. Diese wenigen Zeugen aber in Verbin-
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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