ranzigem Öl eingerieben und sodann das Stück der Hitze ausgesetzt, so dass das Öl sich verflüchtigt und das Schwarzlot sich mit dem Ätzgrunde verbindet. Bei der vergoldeten Ätzung, die nicht selten mit der Schwarzätzung im Vereine auftritt, ist das Verfahren dasselbe wie bei der Vergoldung von Gravierungen.
Im allgemeinen bemerkt, bestand das Ätzverfahren darin, dass auf die zu behandelnde Eisen- oder Stahlfläche eine Paste, deren Hauptbestandteile Wachs, Asphalt und Baumharz waren, für die aber jeder Ätzmaler sein besonderes Rezept hatte, in erwärmtem Zustande dünn aufgetragen, sodann die Zeichnung, nachdem sie leicht aufge- paust worden war, mit einem Griffel aus Holz, Bein, auch Stahl oder auch mit der Borste des Stachelschweines derart ausgeführt wurde, dass die Striche die Wachsschicht bis auf das Metall durchdrangen. Darauf wurde mit Wachs ein erhöhter Rand gebildet und das Ätz- wasser über die Fläche gegossen. Dieses Ätzwasser bestand in einer Mischung von Essigsäure, Scheidewasser und Alkohol. Auch in Bezug auf dieses bewahrte jeder einzelne Meister das Geheimnis der Mischung. Bei dieser kam es vorzüglich auf grosse Schärfe an, wäh- rend es von der Erfahrung abhing, wann das Ätzwasser zu entfernen war, um die Säure nicht zu tief in den Stahl einfressen zu lassen oder keine zu schwache Zeichnung zu erhalten. Zum Nachätzen entschloss man sich nur ungern, wenn die Zeichnung nicht gleich mit der wünschenswerten Schärfe hervortrat.
An deutschen Harnischen kamen am Anfange des 16. Jahr- hunderts ganz eigentümliche künstlerische Behandlungsarten in An- wendung. Wir erwähnen da zunächst der Malerei auf gebläutem Metall. Das Verfahren ist höchst einfach. Die gebläute Fläche wird mit Wachs überzogen und wie beim Radieren der Kupferstiche die Zeichnung mittelst hölzerner Griffel eingedrückt, bis das Metall zum Vorschein kommt. Ein momentanes Eintauchen des fertigen Stückes in scharfen Essig genügt, um die Bläuung von den vom Wachs freien Stellen zu entfernen. Wird nun der Ätzgrund durch Terpentin entfernt, so erscheint die Zeichnung blank im gebläuten Grunde. Auf gebläutem Eisen wird nicht selten auch die Zeichnung ausgeschabt. Wir begegnen derartigen Arbeiten noch im 17. Jahr- hundert.
Ein anderes Verfahren, die Verzierung in Goldschmelz, be- steht im Gegensatze zu seiner Benennung eigentlich aus einer Art Plattierung mit Blattgold. Das zu verzierende Stück wird sehr rein metallisch hergestellt und bis zu dem Punkte erhitzt, dass es anfängt, farbig anzulaufen. Dann wird ein Stück Blattgold aufgelegt und mit dem Polierstahl bearbeitet, wodurch es sich dann mit dem Grunde innig verbindet. Manche schöne Augsburger Harnische finden wir (um 1510) in dieser Art verziert.
Uralt ist die Verzierung der Metallflächen in Niello. Wie
V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
ranzigem Öl eingerieben und sodann das Stück der Hitze ausgesetzt, so daſs das Öl sich verflüchtigt und das Schwarzlot sich mit dem Ätzgrunde verbindet. Bei der vergoldeten Ätzung, die nicht selten mit der Schwarzätzung im Vereine auftritt, ist das Verfahren dasselbe wie bei der Vergoldung von Gravierungen.
Im allgemeinen bemerkt, bestand das Ätzverfahren darin, daſs auf die zu behandelnde Eisen- oder Stahlfläche eine Paste, deren Hauptbestandteile Wachs, Asphalt und Baumharz waren, für die aber jeder Ätzmaler sein besonderes Rezept hatte, in erwärmtem Zustande dünn aufgetragen, sodann die Zeichnung, nachdem sie leicht aufge- paust worden war, mit einem Griffel aus Holz, Bein, auch Stahl oder auch mit der Borste des Stachelschweines derart ausgeführt wurde, daſs die Striche die Wachsschicht bis auf das Metall durchdrangen. Darauf wurde mit Wachs ein erhöhter Rand gebildet und das Ätz- wasser über die Fläche gegossen. Dieses Ätzwasser bestand in einer Mischung von Essigsäure, Scheidewasser und Alkohol. Auch in Bezug auf dieses bewahrte jeder einzelne Meister das Geheimnis der Mischung. Bei dieser kam es vorzüglich auf groſse Schärfe an, wäh- rend es von der Erfahrung abhing, wann das Ätzwasser zu entfernen war, um die Säure nicht zu tief in den Stahl einfressen zu lassen oder keine zu schwache Zeichnung zu erhalten. Zum Nachätzen entschloſs man sich nur ungern, wenn die Zeichnung nicht gleich mit der wünschenswerten Schärfe hervortrat.
An deutschen Harnischen kamen am Anfange des 16. Jahr- hunderts ganz eigentümliche künstlerische Behandlungsarten in An- wendung. Wir erwähnen da zunächst der Malerei auf gebläutem Metall. Das Verfahren ist höchst einfach. Die gebläute Fläche wird mit Wachs überzogen und wie beim Radieren der Kupferstiche die Zeichnung mittelst hölzerner Griffel eingedrückt, bis das Metall zum Vorschein kommt. Ein momentanes Eintauchen des fertigen Stückes in scharfen Essig genügt, um die Bläuung von den vom Wachs freien Stellen zu entfernen. Wird nun der Ätzgrund durch Terpentin entfernt, so erscheint die Zeichnung blank im gebläuten Grunde. Auf gebläutem Eisen wird nicht selten auch die Zeichnung ausgeschabt. Wir begegnen derartigen Arbeiten noch im 17. Jahr- hundert.
Ein anderes Verfahren, die Verzierung in Goldschmelz, be- steht im Gegensatze zu seiner Benennung eigentlich aus einer Art Plattierung mit Blattgold. Das zu verzierende Stück wird sehr rein metallisch hergestellt und bis zu dem Punkte erhitzt, daſs es anfängt, farbig anzulaufen. Dann wird ein Stück Blattgold aufgelegt und mit dem Polierstahl bearbeitet, wodurch es sich dann mit dem Grunde innig verbindet. Manche schöne Augsburger Harnische finden wir (um 1510) in dieser Art verziert.
Uralt ist die Verzierung der Metallflächen in Niello. Wie
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[597/0615]
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ranzigem Öl eingerieben und sodann das Stück der Hitze ausgesetzt,
so daſs das Öl sich verflüchtigt und das Schwarzlot sich mit dem
Ätzgrunde verbindet. Bei der vergoldeten Ätzung, die nicht selten
mit der Schwarzätzung im Vereine auftritt, ist das Verfahren dasselbe
wie bei der Vergoldung von Gravierungen.
Im allgemeinen bemerkt, bestand das Ätzverfahren darin, daſs
auf die zu behandelnde Eisen- oder Stahlfläche eine Paste, deren
Hauptbestandteile Wachs, Asphalt und Baumharz waren, für die aber
jeder Ätzmaler sein besonderes Rezept hatte, in erwärmtem Zustande
dünn aufgetragen, sodann die Zeichnung, nachdem sie leicht aufge-
paust worden war, mit einem Griffel aus Holz, Bein, auch Stahl oder
auch mit der Borste des Stachelschweines derart ausgeführt wurde,
daſs die Striche die Wachsschicht bis auf das Metall durchdrangen.
Darauf wurde mit Wachs ein erhöhter Rand gebildet und das Ätz-
wasser über die Fläche gegossen. Dieses Ätzwasser bestand in einer
Mischung von Essigsäure, Scheidewasser und Alkohol. Auch in
Bezug auf dieses bewahrte jeder einzelne Meister das Geheimnis der
Mischung. Bei dieser kam es vorzüglich auf groſse Schärfe an, wäh-
rend es von der Erfahrung abhing, wann das Ätzwasser zu entfernen
war, um die Säure nicht zu tief in den Stahl einfressen zu lassen
oder keine zu schwache Zeichnung zu erhalten. Zum Nachätzen
entschloſs man sich nur ungern, wenn die Zeichnung nicht gleich mit
der wünschenswerten Schärfe hervortrat.
An deutschen Harnischen kamen am Anfange des 16. Jahr-
hunderts ganz eigentümliche künstlerische Behandlungsarten in An-
wendung. Wir erwähnen da zunächst der Malerei auf gebläutem
Metall. Das Verfahren ist höchst einfach. Die gebläute Fläche
wird mit Wachs überzogen und wie beim Radieren der Kupferstiche
die Zeichnung mittelst hölzerner Griffel eingedrückt, bis das Metall
zum Vorschein kommt. Ein momentanes Eintauchen des fertigen
Stückes in scharfen Essig genügt, um die Bläuung von den vom
Wachs freien Stellen zu entfernen. Wird nun der Ätzgrund durch
Terpentin entfernt, so erscheint die Zeichnung blank im gebläuten
Grunde. Auf gebläutem Eisen wird nicht selten auch die Zeichnung
ausgeschabt. Wir begegnen derartigen Arbeiten noch im 17. Jahr-
hundert.
Ein anderes Verfahren, die Verzierung in Goldschmelz, be-
steht im Gegensatze zu seiner Benennung eigentlich aus einer Art
Plattierung mit Blattgold. Das zu verzierende Stück wird sehr rein
metallisch hergestellt und bis zu dem Punkte erhitzt, daſs es anfängt,
farbig anzulaufen. Dann wird ein Stück Blattgold aufgelegt und mit
dem Polierstahl bearbeitet, wodurch es sich dann mit dem Grunde
innig verbindet. Manche schöne Augsburger Harnische finden wir
(um 1510) in dieser Art verziert.
Uralt ist die Verzierung der Metallflächen in Niello. Wie
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/615>, abgerufen am 22.11.2024.
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