bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon seit 40 Jahren durch die Versuche Clouets, Crivellis, Breants und vor allem Anossows so weit gekommen, dass man ihn sehr täuschend nachzuahmen weiss. Im allgemeinen besteht Damaststahl in einer Verschweissung mehrerer kohlenstoffreicher Stahlplatten oder von Drähten verschiedener Sorten bei äusserst langsamer Abkühlung. Aus der Art der vorherigen Drehung und Bewegung dieser Partikel entstehen die verschiedenen Formen. Die eigentümliche Textur tritt durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen.
Im Oriente unterscheidet man den Scham, den in Damaskus erzeugten aber minderwertigen Bulat (Baulad, was im Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban (schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden hauptsächlich den ge- wässerten Damast, Banddamast (Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den Rosendamast, endlich den seltener vor- kommenden Mosaikdamast, der verschiedene sich wiederholende Muster ersichtlich werden lässt. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu erkennen.
Bei Plattenharnischen wurde im 15. Jahrhundert ein grosses Ge- wicht auf das Härten der Bruststücke gelegt, und man war darin namentlich in Mailand unstreitig sehr weit gekommen. Um 1480 scheint das Verfahren in Vergessenheit geraten zu sein, denn Maxi- milian I. bemühte sich eifrigst, es wieder zu entdecken, was ihm denn, wie es heisst, auch gelang.
Welche Werkzeuge der Plattner zu seiner Arbeit verwendete, ist aus einigen Verlassenschaftsinventaren des 16. Jahrhunderts bekannt. In welcher Art man den Harnisch bearbeitete, bevor er in der Schleifmühle geschliffen und gewischt und damit glänzend gemacht wurde, darüber belehrt uns der Jugendharnisch Karls V. von 1511, den wir in Fig. 165, Seite 154, in Abbildung gebracht haben. Der- selbe ist nie vollendet und nur hammerfertig geworden, so dass man an ihm jede Spur des Hammers und Meissels deutlich erkennen kann.
Bevor wir zu den künstlerischen Dekorationsarten übergehen, erwähnen wir noch flüchtig der verschiedenen Arten der Färbung des Eisens. Wollen wir von dem Anstrich mit Farben absehen, so führen wir vorerst das Blauanlaufen desselben an. Es erfolgte in Muffeln auf Holzkohlenfeuer und wurde besonders in Italien mit solchem Ge- schick geübt, dass nicht nur die grössten Stücke in gleicher Färbung erscheinen, sondern auch alle Farbnüancen im Prozesse festgehalten werden konnten. Beliebt war das Violett und besonders das Rot (alla sanguigna). Das Verfahren, das man anwandte, um dem Eisen
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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon seit 40 Jahren durch die Versuche Clouets, Crivellis, Bréants und vor allem Anossows so weit gekommen, daſs man ihn sehr täuschend nachzuahmen weiſs. Im allgemeinen besteht Damaststahl in einer Verschweiſsung mehrerer kohlenstoffreicher Stahlplatten oder von Drähten verschiedener Sorten bei äuſserst langsamer Abkühlung. Aus der Art der vorherigen Drehung und Bewegung dieser Partikel entstehen die verschiedenen Formen. Die eigentümliche Textur tritt durch eine Behandlung mit Säuren hervor, welche die verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden angreifen.
Im Oriente unterscheidet man den Scham, den in Damaskus erzeugten aber minderwertigen Bulat (Bûlâd, was im Arabischen schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban (schwarzen Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen Khorassan), Gyndy, Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden hauptsächlich den ge- wässerten Damast, Banddamast (Tabandamast), das schraubenförmig gewundene Muster, den Rosendamast, endlich den seltener vor- kommenden Mosaikdamast, der verschiedene sich wiederholende Muster ersichtlich werden läſst. Imitierter Damast wird durch Ätzung an der Oberfläche erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht zu erkennen.
Bei Plattenharnischen wurde im 15. Jahrhundert ein groſses Ge- wicht auf das Härten der Bruststücke gelegt, und man war darin namentlich in Mailand unstreitig sehr weit gekommen. Um 1480 scheint das Verfahren in Vergessenheit geraten zu sein, denn Maxi- milian I. bemühte sich eifrigst, es wieder zu entdecken, was ihm denn, wie es heiſst, auch gelang.
Welche Werkzeuge der Plattner zu seiner Arbeit verwendete, ist aus einigen Verlassenschaftsinventaren des 16. Jahrhunderts bekannt. In welcher Art man den Harnisch bearbeitete, bevor er in der Schleifmühle geschliffen und gewischt und damit glänzend gemacht wurde, darüber belehrt uns der Jugendharnisch Karls V. von 1511, den wir in Fig. 165, Seite 154, in Abbildung gebracht haben. Der- selbe ist nie vollendet und nur hammerfertig geworden, so daſs man an ihm jede Spur des Hammers und Meiſsels deutlich erkennen kann.
Bevor wir zu den künstlerischen Dekorationsarten übergehen, erwähnen wir noch flüchtig der verschiedenen Arten der Färbung des Eisens. Wollen wir von dem Anstrich mit Farben absehen, so führen wir vorerst das Blauanlaufen desselben an. Es erfolgte in Muffeln auf Holzkohlenfeuer und wurde besonders in Italien mit solchem Ge- schick geübt, daſs nicht nur die gröſsten Stücke in gleicher Färbung erscheinen, sondern auch alle Farbnüancen im Prozesse festgehalten werden konnten. Beliebt war das Violett und besonders das Rot (alla sanguigna). Das Verfahren, das man anwandte, um dem Eisen
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V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
bis jetzt noch nicht völlig aufgeklärt, doch ist man schon seit 40
Jahren durch die Versuche Clouets, Crivellis, Bréants und vor allem
Anossows so weit gekommen, daſs man ihn sehr täuschend nachzuahmen
weiſs. Im allgemeinen besteht Damaststahl in einer Verschweiſsung
mehrerer kohlenstoffreicher Stahlplatten oder von Drähten verschiedener
Sorten bei äuſserst langsamer Abkühlung. Aus der Art der vorherigen
Drehung und Bewegung dieser Partikel entstehen die verschiedenen
Formen. Die eigentümliche Textur tritt durch eine Behandlung mit
Säuren hervor, welche die verschiedenen Eisenpartikel auch verschieden
angreifen.
Im Oriente unterscheidet man den Scham, den in Damaskus
erzeugten aber minderwertigen Bulat (Bûlâd, was im Arabischen
schlechtweg Stahl bedeutet), den Taban, Karataban (schwarzen
Taban), Khorassan, Karakhorassan (schwarzen Khorassan), Gyndy,
Kumgyndy und Neiris. Wir unterscheiden hauptsächlich den ge-
wässerten Damast, Banddamast (Tabandamast), das schraubenförmig
gewundene Muster, den Rosendamast, endlich den seltener vor-
kommenden Mosaikdamast, der verschiedene sich wiederholende
Muster ersichtlich werden läſst. Imitierter Damast wird durch Ätzung
an der Oberfläche erzeugt und ist bei einiger Aufmerksamkeit leicht
zu erkennen.
Bei Plattenharnischen wurde im 15. Jahrhundert ein groſses Ge-
wicht auf das Härten der Bruststücke gelegt, und man war darin
namentlich in Mailand unstreitig sehr weit gekommen. Um 1480
scheint das Verfahren in Vergessenheit geraten zu sein, denn Maxi-
milian I. bemühte sich eifrigst, es wieder zu entdecken, was ihm denn,
wie es heiſst, auch gelang.
Welche Werkzeuge der Plattner zu seiner Arbeit verwendete, ist
aus einigen Verlassenschaftsinventaren des 16. Jahrhunderts bekannt.
In welcher Art man den Harnisch bearbeitete, bevor er in der
Schleifmühle geschliffen und gewischt und damit glänzend gemacht
wurde, darüber belehrt uns der Jugendharnisch Karls V. von 1511,
den wir in Fig. 165, Seite 154, in Abbildung gebracht haben. Der-
selbe ist nie vollendet und nur hammerfertig geworden, so daſs
man an ihm jede Spur des Hammers und Meiſsels deutlich erkennen
kann.
Bevor wir zu den künstlerischen Dekorationsarten übergehen,
erwähnen wir noch flüchtig der verschiedenen Arten der Färbung des
Eisens. Wollen wir von dem Anstrich mit Farben absehen, so führen
wir vorerst das Blauanlaufen desselben an. Es erfolgte in Muffeln
auf Holzkohlenfeuer und wurde besonders in Italien mit solchem Ge-
schick geübt, daſs nicht nur die gröſsten Stücke in gleicher Färbung
erscheinen, sondern auch alle Farbnüancen im Prozesse festgehalten
werden konnten. Beliebt war das Violett und besonders das Rot
(alla sanguigna). Das Verfahren, das man anwandte, um dem Eisen
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/613>, abgerufen am 22.11.2024.
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