"Plattner" aufging, welche sich mit der Erzeugung ganzer Platten- harnische befassten. Aus dem 12. Jahrhundert dringt eine Kunde zu uns, wonach Pavia in der Erzeugung von Helmen berühmt war. Die dortige Helmindustrie ist aber weit älter und ragt bereits aus römischer Zeit ins Mittelalter hinein. Bedeutende Aufgaben werden um 1560 den italienischen Plattnern in der Fertigung der jüngsten Harnische (nicht Zeuge) zum Gestech über das Dill gestellt, an denen einzelne Verstärkungsstücke kolossale Dimensionen haben.
Eine nicht minder in Achtung stehende Gilde bildeten vom frühen Mittelalter her die Brunner (prauner) oder Sarwürcher (sarburher), die Verfertiger der Panzer aus verschiedenartigen Ringgeflechten. Sie entstand mit dem Auftreten des Harnisches aus auf Lederriemen ge- zogenen Ringen; als diese abkamen, fertigten sie das sogenannte Panzer- oder Musszeug, das spätere Panzerhemd. Die Ringe des Panzerhemdes wurden aus geschmiedeten, platt gearbeiteten, draht- ähnlichen Stücken erzeugt, die auf kaltem Wege durch Nietung zu Ringen gebildet wurden. In den älteren Panzerhemden des 14. und 15. Jahrhunderts ist je ein Ring geschweisst, der andere kalt genietet. Später werden die Ringe durchaus nur genietet. Gezogener Draht wird auch im 16. Jahrhundert zu Panzerhemden oder Kragen nie verwendet. Um 1570 kamen die Panzerhemden ganz ausser Gebrauch, damit verschwindet ein einst hochbedeutender Handwerkszweig.
Vom Oriente her gelangt am Ende des 15. Jahrhunderts eine Art der Verarbeitung des Eisens, welche sich an der Oberfläche des- selben durch eine gewässerte Textur kenntlich macht, in das Abend- land; es ist die sogenannte Damaszierung: die Erzeugung des Damaststahles. Der Name leitet sich von der Stadt Damaskus her, wo diese Art der Eisenbereitung, namentlich für Klingen, schon im Altertume betrieben wurde. Der Ursprung des Verfahrens ist aber von den südlichen Abhängen des Himalaja, von jener ältesten Eisenstätte der Welt, herzuleiten. Wir besitzen noch heute alte indische Schwert- und Dolchklingen von ausgezeichnetem Stahle gleicher Zubereitung. Damaszierte (wurmbunte) Klingen werden schon im 6. Jahrhundert erwähnt, stammten aber zweifellos aus orientalischen Werkstätten.
Die eigentümliche Textur des echten Damaststahles ist keine äusserliche Dekorierung, sie erstreckt sich nicht allein auf die Ober- fläche, sondern auf die ganze Masse. Die Textur entsteht durch eine innere Kristallisation, die die halb geschmolzenen Stahlpartikel bei ihrer langsamen Erstarrung erleiden. Wir dürfen sie demnach nicht zu den Dekorationen des Eisens zählen und auch nicht, wie es oft ge- schieht, mit wirklich nur äusserlich auftretenden Dekorationen, wie "imitierter Damast", "Mattätzung" oder gar "Tausia", "Niello" etc., ver- wechseln.
Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist
V. Kunst und Technik im Waffenschmiedwesen.
„Plattner“ aufging, welche sich mit der Erzeugung ganzer Platten- harnische befaſsten. Aus dem 12. Jahrhundert dringt eine Kunde zu uns, wonach Pavia in der Erzeugung von Helmen berühmt war. Die dortige Helmindustrie ist aber weit älter und ragt bereits aus römischer Zeit ins Mittelalter hinein. Bedeutende Aufgaben werden um 1560 den italienischen Plattnern in der Fertigung der jüngsten Harnische (nicht Zeuge) zum Gestech über das Dill gestellt, an denen einzelne Verstärkungsstücke kolossale Dimensionen haben.
Eine nicht minder in Achtung stehende Gilde bildeten vom frühen Mittelalter her die Brunner (prûner) oder Sarwürcher (sarburher), die Verfertiger der Panzer aus verschiedenartigen Ringgeflechten. Sie entstand mit dem Auftreten des Harnisches aus auf Lederriemen ge- zogenen Ringen; als diese abkamen, fertigten sie das sogenannte Panzer- oder Muſszeug, das spätere Panzerhemd. Die Ringe des Panzerhemdes wurden aus geschmiedeten, platt gearbeiteten, draht- ähnlichen Stücken erzeugt, die auf kaltem Wege durch Nietung zu Ringen gebildet wurden. In den älteren Panzerhemden des 14. und 15. Jahrhunderts ist je ein Ring geschweiſst, der andere kalt genietet. Später werden die Ringe durchaus nur genietet. Gezogener Draht wird auch im 16. Jahrhundert zu Panzerhemden oder Kragen nie verwendet. Um 1570 kamen die Panzerhemden ganz auſser Gebrauch, damit verschwindet ein einst hochbedeutender Handwerkszweig.
Vom Oriente her gelangt am Ende des 15. Jahrhunderts eine Art der Verarbeitung des Eisens, welche sich an der Oberfläche des- selben durch eine gewässerte Textur kenntlich macht, in das Abend- land; es ist die sogenannte Damaszierung: die Erzeugung des Damaststahles. Der Name leitet sich von der Stadt Damaskus her, wo diese Art der Eisenbereitung, namentlich für Klingen, schon im Altertume betrieben wurde. Der Ursprung des Verfahrens ist aber von den südlichen Abhängen des Himalaja, von jener ältesten Eisenstätte der Welt, herzuleiten. Wir besitzen noch heute alte indische Schwert- und Dolchklingen von ausgezeichnetem Stahle gleicher Zubereitung. Damaszierte (wurmbunte) Klingen werden schon im 6. Jahrhundert erwähnt, stammten aber zweifellos aus orientalischen Werkstätten.
Die eigentümliche Textur des echten Damaststahles ist keine äuſserliche Dekorierung, sie erstreckt sich nicht allein auf die Ober- fläche, sondern auf die ganze Masse. Die Textur entsteht durch eine innere Kristallisation, die die halb geschmolzenen Stahlpartikel bei ihrer langsamen Erstarrung erleiden. Wir dürfen sie demnach nicht zu den Dekorationen des Eisens zählen und auch nicht, wie es oft ge- schieht, mit wirklich nur äuſserlich auftretenden Dekorationen, wie „imitierter Damast“, „Mattätzung“ oder gar „Tausia“, „Niello“ etc., ver- wechseln.
Das Verfahren zur Bereitung des Damast- oder Wutzstahles ist
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„Plattner“ aufging, welche sich mit der Erzeugung ganzer Platten-
harnische befaſsten. Aus dem 12. Jahrhundert dringt eine Kunde
zu uns, wonach Pavia in der Erzeugung von Helmen berühmt war.
Die dortige Helmindustrie ist aber weit älter und ragt bereits aus
römischer Zeit ins Mittelalter hinein. Bedeutende Aufgaben werden
um 1560 den italienischen Plattnern in der Fertigung der jüngsten
Harnische (nicht Zeuge) zum Gestech über das Dill gestellt, an denen
einzelne Verstärkungsstücke kolossale Dimensionen haben.
Eine nicht minder in Achtung stehende Gilde bildeten vom
frühen Mittelalter her die Brunner (prûner) oder Sarwürcher (sarburher),
die Verfertiger der Panzer aus verschiedenartigen Ringgeflechten. Sie
entstand mit dem Auftreten des Harnisches aus auf Lederriemen ge-
zogenen Ringen; als diese abkamen, fertigten sie das sogenannte
Panzer- oder Muſszeug, das spätere Panzerhemd. Die Ringe des
Panzerhemdes wurden aus geschmiedeten, platt gearbeiteten, draht-
ähnlichen Stücken erzeugt, die auf kaltem Wege durch Nietung zu
Ringen gebildet wurden. In den älteren Panzerhemden des 14. und
15. Jahrhunderts ist je ein Ring geschweiſst, der andere kalt genietet.
Später werden die Ringe durchaus nur genietet. Gezogener Draht
wird auch im 16. Jahrhundert zu Panzerhemden oder Kragen nie
verwendet. Um 1570 kamen die Panzerhemden ganz auſser Gebrauch,
damit verschwindet ein einst hochbedeutender Handwerkszweig.
Vom Oriente her gelangt am Ende des 15. Jahrhunderts eine
Art der Verarbeitung des Eisens, welche sich an der Oberfläche des-
selben durch eine gewässerte Textur kenntlich macht, in das Abend-
land; es ist die sogenannte Damaszierung: die Erzeugung des
Damaststahles. Der Name leitet sich von der Stadt Damaskus
her, wo diese Art der Eisenbereitung, namentlich für Klingen, schon
im Altertume betrieben wurde. Der Ursprung des Verfahrens ist
aber von den südlichen Abhängen des Himalaja, von jener ältesten
Eisenstätte der Welt, herzuleiten. Wir besitzen noch heute alte
indische Schwert- und Dolchklingen von ausgezeichnetem Stahle
gleicher Zubereitung. Damaszierte (wurmbunte) Klingen werden schon
im 6. Jahrhundert erwähnt, stammten aber zweifellos aus orientalischen
Werkstätten.
Die eigentümliche Textur des echten Damaststahles ist keine
äuſserliche Dekorierung, sie erstreckt sich nicht allein auf die Ober-
fläche, sondern auf die ganze Masse. Die Textur entsteht durch eine
innere Kristallisation, die die halb geschmolzenen Stahlpartikel bei ihrer
langsamen Erstarrung erleiden. Wir dürfen sie demnach nicht zu
den Dekorationen des Eisens zählen und auch nicht, wie es oft ge-
schieht, mit wirklich nur äuſserlich auftretenden Dekorationen, wie
„imitierter Damast“, „Mattätzung“ oder gar „Tausia“, „Niello“ etc., ver-
wechseln.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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