IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
dass die innere kalte Luft sich nur allmählich und so langsam als möglich erwärme, weil der plötzlich eindringende warme Luftstrom sich im Augenblick kondensiert.
Hat man dieser Hauptbedingung genügt, sodass sich der für die Aufbewahrung von Waffen bestimmte Raum in einer möglichst gleichen Temperatur im Winter wie im Sommer erhält, dann werden die darin aufgestellten, ursprünglich gut gereinigten Waffen stets in klaglosem Zustande bleiben, und man wird nur in längeren Zeiträumen einmal eine eingehende Durchsicht vorzunehmen haben, um die durch die natürliche Feuchtigkeit der Wände etwa entstandenen Rostansätze, die sich oft nur durch winzige, braune Pünktchen ankündigen, durch Befeuchten mit Öl zu entfernen. Dabei muss der Grundsatz beobachtet werden, dem Rost schon im ersten Entstehen zu begegnen.
Eine zweite unerlässliche Bedingung zur rostfreien Erhaltung der Waffen ist, dass das Berühren derselben mit den blossen Händen möglichst vermieden und dass eine Waffe, die berührt wurde, nach- träglich mit einem trockenen, weichen Tuche abgewischt wird. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass man es vermeiden muss, Waffen- sammlungen in feuchten Kleidern zu betreten oder die Fussböden mit Wasser zu reinigen.
Man hat schon im 17. Jahrhundert die Gegenstände der Rüst- kammern mit dünnem Firnis überzogen, um sie rostfrei zu erhalten. Das gibt dem Eisen aber ein hässliches Ansehen, ohne viel zu nützen. Ebenso ist das Einfetten des Eisens eher schädlich, weil jedes Fett nach einiger Zeit ranzig wird und Säuren bildet, die gerade das Entstehen des Rostes befördern. In einem gleichmässig temperierten Raume kann man das Eisen ohne jeden Überzug lassen.
Jeder neuübernommene Gegenstand muss bezüglich seines Zu- standes auf das genaueste untersucht und darf nicht früher in die Sammlung eingereiht werden, als bis er vollständig rostfrei gemacht worden ist.
Das Befreien des Eisens von Rost ist, wenn es in angemessener Weise und ohne Schädigung des Materiales vorgenommen werden soll, keine ganz einfache Sache, es erfordert ausserordentliche Sorgfalt und vor allem Geduld. Was oft in Jahrhunderten sich entwickelt hat, soll man nicht in Minuten vom Platze schaffen wollen. Vorerst ist zu beurteilen, ob das Oxyd bereits den Körper und bis zu welchem Grade angegriffen hat, oder ob es in nur geringem Grade schädigend die Oberfläche deckt. Jeder Rost muss aber unbedingt entfernt werden, hätte er auch noch so zerstörend auf das Material gewirkt.
Das Mittel, um Eisen von Rost zu befreien, ist einfach und all- gemein bekannt, weniger die Methode. Man befeuchtet die Roststelle stark mit frischem, reinen Öl, ohne im mindesten zu reiben oder gar sich des Schmirgels zu bedienen. Jeder Rost löst sich in Öl all- mählich auf; es ist darum nichts weiter zu thun, als das aufgetragene
IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
daſs die innere kalte Luft sich nur allmählich und so langsam als möglich erwärme, weil der plötzlich eindringende warme Luftstrom sich im Augenblick kondensiert.
Hat man dieser Hauptbedingung genügt, sodaſs sich der für die Aufbewahrung von Waffen bestimmte Raum in einer möglichst gleichen Temperatur im Winter wie im Sommer erhält, dann werden die darin aufgestellten, ursprünglich gut gereinigten Waffen stets in klaglosem Zustande bleiben, und man wird nur in längeren Zeiträumen einmal eine eingehende Durchsicht vorzunehmen haben, um die durch die natürliche Feuchtigkeit der Wände etwa entstandenen Rostansätze, die sich oft nur durch winzige, braune Pünktchen ankündigen, durch Befeuchten mit Öl zu entfernen. Dabei muſs der Grundsatz beobachtet werden, dem Rost schon im ersten Entstehen zu begegnen.
Eine zweite unerläſsliche Bedingung zur rostfreien Erhaltung der Waffen ist, daſs das Berühren derselben mit den bloſsen Händen möglichst vermieden und daſs eine Waffe, die berührt wurde, nach- träglich mit einem trockenen, weichen Tuche abgewischt wird. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daſs man es vermeiden muſs, Waffen- sammlungen in feuchten Kleidern zu betreten oder die Fuſsböden mit Wasser zu reinigen.
Man hat schon im 17. Jahrhundert die Gegenstände der Rüst- kammern mit dünnem Firnis überzogen, um sie rostfrei zu erhalten. Das gibt dem Eisen aber ein häſsliches Ansehen, ohne viel zu nützen. Ebenso ist das Einfetten des Eisens eher schädlich, weil jedes Fett nach einiger Zeit ranzig wird und Säuren bildet, die gerade das Entstehen des Rostes befördern. In einem gleichmäſsig temperierten Raume kann man das Eisen ohne jeden Überzug lassen.
Jeder neuübernommene Gegenstand muſs bezüglich seines Zu- standes auf das genaueste untersucht und darf nicht früher in die Sammlung eingereiht werden, als bis er vollständig rostfrei gemacht worden ist.
Das Befreien des Eisens von Rost ist, wenn es in angemessener Weise und ohne Schädigung des Materiales vorgenommen werden soll, keine ganz einfache Sache, es erfordert auſserordentliche Sorgfalt und vor allem Geduld. Was oft in Jahrhunderten sich entwickelt hat, soll man nicht in Minuten vom Platze schaffen wollen. Vorerst ist zu beurteilen, ob das Oxyd bereits den Körper und bis zu welchem Grade angegriffen hat, oder ob es in nur geringem Grade schädigend die Oberfläche deckt. Jeder Rost muſs aber unbedingt entfernt werden, hätte er auch noch so zerstörend auf das Material gewirkt.
Das Mittel, um Eisen von Rost zu befreien, ist einfach und all- gemein bekannt, weniger die Methode. Man befeuchtet die Roststelle stark mit frischem, reinen Öl, ohne im mindesten zu reiben oder gar sich des Schmirgels zu bedienen. Jeder Rost löst sich in Öl all- mählich auf; es ist darum nichts weiter zu thun, als das aufgetragene
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IV. Bemerkungen für Freunde und Sammler von Waffen.
daſs die innere kalte Luft sich nur allmählich und so langsam als
möglich erwärme, weil der plötzlich eindringende warme Luftstrom
sich im Augenblick kondensiert.
Hat man dieser Hauptbedingung genügt, sodaſs sich der für
die Aufbewahrung von Waffen bestimmte Raum in einer möglichst
gleichen Temperatur im Winter wie im Sommer erhält, dann werden
die darin aufgestellten, ursprünglich gut gereinigten Waffen stets in
klaglosem Zustande bleiben, und man wird nur in längeren Zeiträumen
einmal eine eingehende Durchsicht vorzunehmen haben, um die durch
die natürliche Feuchtigkeit der Wände etwa entstandenen Rostansätze,
die sich oft nur durch winzige, braune Pünktchen ankündigen, durch
Befeuchten mit Öl zu entfernen. Dabei muſs der Grundsatz beobachtet
werden, dem Rost schon im ersten Entstehen zu begegnen.
Eine zweite unerläſsliche Bedingung zur rostfreien Erhaltung der
Waffen ist, daſs das Berühren derselben mit den bloſsen Händen
möglichst vermieden und daſs eine Waffe, die berührt wurde, nach-
träglich mit einem trockenen, weichen Tuche abgewischt wird. Es
bedarf wohl keiner Erwähnung, daſs man es vermeiden muſs, Waffen-
sammlungen in feuchten Kleidern zu betreten oder die Fuſsböden
mit Wasser zu reinigen.
Man hat schon im 17. Jahrhundert die Gegenstände der Rüst-
kammern mit dünnem Firnis überzogen, um sie rostfrei zu erhalten.
Das gibt dem Eisen aber ein häſsliches Ansehen, ohne viel zu nützen.
Ebenso ist das Einfetten des Eisens eher schädlich, weil jedes Fett
nach einiger Zeit ranzig wird und Säuren bildet, die gerade das
Entstehen des Rostes befördern. In einem gleichmäſsig temperierten
Raume kann man das Eisen ohne jeden Überzug lassen.
Jeder neuübernommene Gegenstand muſs bezüglich seines Zu-
standes auf das genaueste untersucht und darf nicht früher in die
Sammlung eingereiht werden, als bis er vollständig rostfrei gemacht
worden ist.
Das Befreien des Eisens von Rost ist, wenn es in angemessener
Weise und ohne Schädigung des Materiales vorgenommen werden soll,
keine ganz einfache Sache, es erfordert auſserordentliche Sorgfalt und
vor allem Geduld. Was oft in Jahrhunderten sich entwickelt hat,
soll man nicht in Minuten vom Platze schaffen wollen. Vorerst ist
zu beurteilen, ob das Oxyd bereits den Körper und bis zu welchem
Grade angegriffen hat, oder ob es in nur geringem Grade schädigend
die Oberfläche deckt. Jeder Rost muſs aber unbedingt entfernt
werden, hätte er auch noch so zerstörend auf das Material gewirkt.
Das Mittel, um Eisen von Rost zu befreien, ist einfach und all-
gemein bekannt, weniger die Methode. Man befeuchtet die Roststelle
stark mit frischem, reinen Öl, ohne im mindesten zu reiben oder
gar sich des Schmirgels zu bedienen. Jeder Rost löst sich in Öl all-
mählich auf; es ist darum nichts weiter zu thun, als das aufgetragene
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/604>, abgerufen am 22.11.2024.
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