Dill, "alla pallia", womit die Planke bezeichnet wurde, welche die Gegner trennte.
Für das Freiturnier war immer nur der gewöhnliche Feldharnisch, mit einigen Verstärkungsstücken, in Gebrauch. Für das Gestech über das Dill, für das, wie wir bemerkt haben, anfänglich die Stechzeuge üblich waren, wurden allmählich leichtere derartige Zeuge gefertigt, bis diese endlich in die Form der Feldharnische übergingen. Um 1550 unterscheidet sich der Harnisch zum "neuen" Gestech über das Dill vom Feldharnisch dadurch, dass an jenem das Brust- stück keinen wulstartigen Oberrand hat und dass an das Bruststück der neue Stechhelm angeschraubt wird, der in seinem Äusseren nur noch leichte Spuren seiner Abstammung aufweist und mehr dem ge- schlossenen Helm eines Feldharnisches ähnlich sieht.
[Abbildung]
Fig. 653.
Turniersporen. a. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 21 cm. langen Hälsen. b. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 17 cm. langen Hälsen. Beide 15. Jahrhundert, Ende.
War der Harnisch selbst von den Feldharnischen kaum zu unterscheiden, so wurde er doch unter der Hand der deutschen Plattner, die ihn mit schweren Verstärkungsstücken versahen, zu einer plumpen Masse, die deren Träger noch weit beschwerlicher fiel als das schwerste Stechzeug, weil sich deren Gewicht nicht wie dort direkt aufs Ross übertrug, sondern zum grössten Teile auf dessen Körper lastete. (Fig. 654.)
Ein kolossales und gewichtiges Verstärkungsstück bildete die Doppelachsel, die sich über die ganze Schulter, den Oberarm, den
III. Die Turnierwaffen.
Dill, „alla pallia“, womit die Planke bezeichnet wurde, welche die Gegner trennte.
Für das Freiturnier war immer nur der gewöhnliche Feldharnisch, mit einigen Verstärkungsstücken, in Gebrauch. Für das Gestech über das Dill, für das, wie wir bemerkt haben, anfänglich die Stechzeuge üblich waren, wurden allmählich leichtere derartige Zeuge gefertigt, bis diese endlich in die Form der Feldharnische übergingen. Um 1550 unterscheidet sich der Harnisch zum „neuen“ Gestech über das Dill vom Feldharnisch dadurch, daſs an jenem das Brust- stück keinen wulstartigen Oberrand hat und daſs an das Bruststück der neue Stechhelm angeschraubt wird, der in seinem Äuſseren nur noch leichte Spuren seiner Abstammung aufweist und mehr dem ge- schlossenen Helm eines Feldharnisches ähnlich sieht.
[Abbildung]
Fig. 653.
Turniersporen. a. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 21 cm. langen Hälsen. b. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 17 cm. langen Hälsen. Beide 15. Jahrhundert, Ende.
War der Harnisch selbst von den Feldharnischen kaum zu unterscheiden, so wurde er doch unter der Hand der deutschen Plattner, die ihn mit schweren Verstärkungsstücken versahen, zu einer plumpen Masse, die deren Träger noch weit beschwerlicher fiel als das schwerste Stechzeug, weil sich deren Gewicht nicht wie dort direkt aufs Roſs übertrug, sondern zum gröſsten Teile auf dessen Körper lastete. (Fig. 654.)
Ein kolossales und gewichtiges Verstärkungsstück bildete die Doppelachsel, die sich über die ganze Schulter, den Oberarm, den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0582"n="564"/><fwplace="top"type="header">III. Die Turnierwaffen.</fw><lb/><hirendition="#g">Dill</hi>, „alla pallia“, womit die Planke bezeichnet wurde, welche die<lb/>
Gegner trennte.</p><lb/><p>Für das Freiturnier war immer nur der gewöhnliche Feldharnisch,<lb/>
mit einigen Verstärkungsstücken, in Gebrauch. Für das Gestech über<lb/>
das Dill, für das, wie wir bemerkt haben, anfänglich die Stechzeuge<lb/>
üblich waren, wurden allmählich leichtere derartige Zeuge gefertigt,<lb/>
bis diese endlich in die Form der Feldharnische übergingen. Um<lb/>
1550 unterscheidet sich der <hirendition="#g">Harnisch zum „neuen“ Gestech<lb/>
über das Dill</hi> vom Feldharnisch dadurch, daſs an jenem das Brust-<lb/>
stück keinen wulstartigen Oberrand hat und daſs an das Bruststück<lb/>
der neue Stechhelm angeschraubt wird, der in seinem Äuſseren nur<lb/>
noch leichte Spuren seiner Abstammung aufweist und mehr dem ge-<lb/>
schlossenen Helm eines Feldharnisches ähnlich sieht.</p><lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 653.</head><p><hirendition="#g">Turniersporen</hi>.<lb/>
a. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 21 cm. langen Hälsen.<lb/>
b. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 17 cm. langen Hälsen.<lb/>
Beide 15. Jahrhundert, Ende.</p></figure><lb/><p>War der Harnisch selbst von den Feldharnischen kaum zu<lb/>
unterscheiden, so wurde er doch unter der Hand der deutschen<lb/>
Plattner, die ihn mit schweren Verstärkungsstücken versahen, zu<lb/>
einer plumpen Masse, die deren Träger noch weit beschwerlicher fiel<lb/>
als das schwerste Stechzeug, weil sich deren Gewicht nicht wie dort<lb/>
direkt aufs Roſs übertrug, sondern zum gröſsten Teile auf dessen<lb/>
Körper lastete. (Fig. 654.)</p><lb/><p>Ein kolossales und gewichtiges Verstärkungsstück bildete die<lb/><hirendition="#g">Doppelachsel</hi>, die sich über die ganze Schulter, den Oberarm, den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[564/0582]
III. Die Turnierwaffen.
Dill, „alla pallia“, womit die Planke bezeichnet wurde, welche die
Gegner trennte.
Für das Freiturnier war immer nur der gewöhnliche Feldharnisch,
mit einigen Verstärkungsstücken, in Gebrauch. Für das Gestech über
das Dill, für das, wie wir bemerkt haben, anfänglich die Stechzeuge
üblich waren, wurden allmählich leichtere derartige Zeuge gefertigt,
bis diese endlich in die Form der Feldharnische übergingen. Um
1550 unterscheidet sich der Harnisch zum „neuen“ Gestech
über das Dill vom Feldharnisch dadurch, daſs an jenem das Brust-
stück keinen wulstartigen Oberrand hat und daſs an das Bruststück
der neue Stechhelm angeschraubt wird, der in seinem Äuſseren nur
noch leichte Spuren seiner Abstammung aufweist und mehr dem ge-
schlossenen Helm eines Feldharnisches ähnlich sieht.
[Abbildung Fig. 653. Turniersporen.
a. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 21 cm. langen Hälsen.
b. Sporn zum Stech- und Rennzeug mit 17 cm. langen Hälsen.
Beide 15. Jahrhundert, Ende. ]
War der Harnisch selbst von den Feldharnischen kaum zu
unterscheiden, so wurde er doch unter der Hand der deutschen
Plattner, die ihn mit schweren Verstärkungsstücken versahen, zu
einer plumpen Masse, die deren Träger noch weit beschwerlicher fiel
als das schwerste Stechzeug, weil sich deren Gewicht nicht wie dort
direkt aufs Roſs übertrug, sondern zum gröſsten Teile auf dessen
Körper lastete. (Fig. 654.)
Ein kolossales und gewichtiges Verstärkungsstück bildete die
Doppelachsel, die sich über die ganze Schulter, den Oberarm, den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/582>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.