im 15. Jahrhundert mit etwas mehr Emphase "den alten deutschen Fusskampf". Der Ursprung dieses Fusskampfs zu zweien ist in den uralten Ordalien der Deutschen, den Gottesurteilen, zu suchen, bei denen der Unterliegende sein Schicksal mit dem Leben bezahlte. Bei den späteren Kämpfen dieser Art kam allmählich die religiöse Grundlage abhanden, sie wandelten sich zu Waffenspielen um, bei denen die Absicht nicht mehr allein auf die Vernichtung des Gegners gerichtet war, der Siegespreis vielmehr in der Anerkennung der Waffentüchtigkeit oder in der Gunst einer Dame gesucht wurde.
[Abbildung]
Fig. 614.
Turniersattel im hohen Zeug, für das Kolbenturnier zu Ross. 15. Jahrhundert, 2. Hälfte. Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg. Nach Leitner, Freidal.
In der That scheint das Zurückgreifen auf eine uralte Sitte, wie sie der "Kampf", der Zweikampf zu Fuss, im Mittelalter darstellt, keinen anderen Zweck gehabt zu haben, als das Waffenspiel mannigfaltiger zu gestalten. Bei der hohen Achtung, die man in der Ritterschaft vor allen alten Gebräuchen hegte, wurde auch der Fusskampf vom Be- ginne an mit ausserordentlicher Wichtigkeit behandelt und strenge
III. Die Turnierwaffen.
im 15. Jahrhundert mit etwas mehr Emphase „den alten deutschen Fuſskampf“. Der Ursprung dieses Fuſskampfs zu zweien ist in den uralten Ordalien der Deutschen, den Gottesurteilen, zu suchen, bei denen der Unterliegende sein Schicksal mit dem Leben bezahlte. Bei den späteren Kämpfen dieser Art kam allmählich die religiöse Grundlage abhanden, sie wandelten sich zu Waffenspielen um, bei denen die Absicht nicht mehr allein auf die Vernichtung des Gegners gerichtet war, der Siegespreis vielmehr in der Anerkennung der Waffentüchtigkeit oder in der Gunst einer Dame gesucht wurde.
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Fig. 614.
Turniersattel im hohen Zeug, für das Kolbenturnier zu Roſs. 15. Jahrhundert, 2. Hälfte. Germanisches Nationalmuseum zu Nürnberg. Nach Leitner, Freidal.
In der That scheint das Zurückgreifen auf eine uralte Sitte, wie sie der „Kampf“, der Zweikampf zu Fuſs, im Mittelalter darstellt, keinen anderen Zweck gehabt zu haben, als das Waffenspiel mannigfaltiger zu gestalten. Bei der hohen Achtung, die man in der Ritterschaft vor allen alten Gebräuchen hegte, wurde auch der Fuſskampf vom Be- ginne an mit auſserordentlicher Wichtigkeit behandelt und strenge
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III. Die Turnierwaffen.
im 15. Jahrhundert mit etwas mehr Emphase „den alten deutschen
Fuſskampf“. Der Ursprung dieses Fuſskampfs zu zweien ist in
den uralten Ordalien der Deutschen, den Gottesurteilen, zu suchen,
bei denen der Unterliegende sein Schicksal mit dem Leben bezahlte.
Bei den späteren Kämpfen dieser Art kam allmählich die religiöse
Grundlage abhanden, sie wandelten sich zu Waffenspielen um, bei
denen die Absicht nicht mehr allein auf die Vernichtung des Gegners
gerichtet war, der Siegespreis vielmehr in der Anerkennung der
Waffentüchtigkeit oder in der Gunst einer Dame gesucht wurde.
[Abbildung Fig. 614. Turniersattel im hohen Zeug, für das Kolbenturnier
zu Roſs. 15. Jahrhundert, 2. Hälfte. Germanisches Nationalmuseum
zu Nürnberg. Nach Leitner, Freidal. ]
In der That scheint das Zurückgreifen auf eine uralte Sitte, wie sie
der „Kampf“, der Zweikampf zu Fuſs, im Mittelalter darstellt, keinen
anderen Zweck gehabt zu haben, als das Waffenspiel mannigfaltiger zu
gestalten. Bei der hohen Achtung, die man in der Ritterschaft vor
allen alten Gebräuchen hegte, wurde auch der Fuſskampf vom Be-
ginne an mit auſserordentlicher Wichtigkeit behandelt und strenge
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/545>, abgerufen am 22.11.2024.
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