Blason. Nicht selten besassen sie eine dreiseitige Form, man nannte sie dann pennons (Federn, ihrer schwachen Schäfte halber, Fig. 599). Wir bringen zum Vergleiche eine deutsche Rennfahne, sie gehörte dem Ritter Döring von Eptingen und wurde auf dem Schlachtfelde von Sempach 1386 erbeutet. (Fig. 600.) Sie ist mit Applikations- stickerei geziert und stammt aus dem Zeughause zu Luzern.
Einfache, wenn auch ritterbürtige Dienstmannen und Vasallen führten statt des Rennfähnleins oft nur ein farbiges Wimpel, dessen Blatt schmal und lang gezogen in eine Spitze geschnitten endete. Für die Fahnenspitzen hat sich das ganze Mittelalter hindurch keine bestimmte Form herausgebildet, man trifft daher in den verschiedenen
[Abbildung]
Fig. 599.
Louis I. von Bourbon (1339--1384) mit dem Pennon auf einem Siegel im Archive zu Paris.
Heeren die mannigfachsten Spiesseisenformen; die Stangen oder Schäfte aus Holz blieben bis ins 15. Jahrhundert cylindrisch mit geringem Querschnitte. Erst um 1400, als man anfing, die Spiesse in Rüst- haken einzulegen, welche auf der Plattenbrust befestigt wurden, gab man auch den Fahnenschäften die für das Einlegen berechnete Form und versah sie zuweilen auch mit eisernen Brechscheiben.
Mit der Einführung geworbener Heere veränderte sich unter Maximilian I. und Ludwig XII. die innere Organisation des gesamten
F. Die Fahne und das Feldspiel.
Blason. Nicht selten besaſsen sie eine dreiseitige Form, man nannte sie dann pennons (Federn, ihrer schwachen Schäfte halber, Fig. 599). Wir bringen zum Vergleiche eine deutsche Rennfahne, sie gehörte dem Ritter Döring von Eptingen und wurde auf dem Schlachtfelde von Sempach 1386 erbeutet. (Fig. 600.) Sie ist mit Applikations- stickerei geziert und stammt aus dem Zeughause zu Luzern.
Einfache, wenn auch ritterbürtige Dienstmannen und Vasallen führten statt des Rennfähnleins oft nur ein farbiges Wimpel, dessen Blatt schmal und lang gezogen in eine Spitze geschnitten endete. Für die Fahnenspitzen hat sich das ganze Mittelalter hindurch keine bestimmte Form herausgebildet, man trifft daher in den verschiedenen
[Abbildung]
Fig. 599.
Louis I. von Bourbon (1339—1384) mit dem Pennon auf einem Siegel im Archive zu Paris.
Heeren die mannigfachsten Spieſseisenformen; die Stangen oder Schäfte aus Holz blieben bis ins 15. Jahrhundert cylindrisch mit geringem Querschnitte. Erst um 1400, als man anfing, die Spieſse in Rüst- haken einzulegen, welche auf der Plattenbrust befestigt wurden, gab man auch den Fahnenschäften die für das Einlegen berechnete Form und versah sie zuweilen auch mit eisernen Brechscheiben.
Mit der Einführung geworbener Heere veränderte sich unter Maximilian I. und Ludwig XII. die innere Organisation des gesamten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0525"n="507"/><fwplace="top"type="header">F. Die Fahne und das Feldspiel.</fw><lb/>
Blason. Nicht selten besaſsen sie eine dreiseitige Form, man nannte<lb/>
sie dann <hirendition="#g">pennons</hi> (Federn, ihrer schwachen Schäfte halber, Fig. 599).<lb/>
Wir bringen zum Vergleiche eine deutsche Rennfahne, sie gehörte<lb/>
dem Ritter Döring von Eptingen und wurde auf dem Schlachtfelde<lb/>
von Sempach 1386 erbeutet. (Fig. 600.) Sie ist mit Applikations-<lb/>
stickerei geziert und stammt aus dem Zeughause zu Luzern.</p><lb/><p>Einfache, wenn auch ritterbürtige Dienstmannen und Vasallen<lb/>
führten statt des Rennfähnleins oft nur ein farbiges Wimpel, dessen<lb/>
Blatt schmal und lang gezogen in eine Spitze geschnitten endete. Für<lb/>
die Fahnenspitzen hat sich das ganze Mittelalter hindurch keine<lb/>
bestimmte Form herausgebildet, man trifft daher in den verschiedenen<lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 599.</head><p><hirendition="#g">Louis</hi> I. <hirendition="#g">von Bourbon</hi> (1339—1384) mit dem Pennon<lb/>
auf einem Siegel im Archive zu Paris.</p></figure><lb/>
Heeren die mannigfachsten Spieſseisenformen; die Stangen oder Schäfte<lb/>
aus Holz blieben bis ins 15. Jahrhundert cylindrisch mit geringem<lb/>
Querschnitte. Erst um 1400, als man anfing, die Spieſse in Rüst-<lb/>
haken einzulegen, welche auf der Plattenbrust befestigt wurden, gab<lb/>
man auch den Fahnenschäften die für das Einlegen berechnete Form<lb/>
und versah sie zuweilen auch mit eisernen Brechscheiben.</p><lb/><p>Mit der Einführung geworbener Heere veränderte sich unter<lb/>
Maximilian I. und Ludwig XII. die innere Organisation des gesamten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[507/0525]
F. Die Fahne und das Feldspiel.
Blason. Nicht selten besaſsen sie eine dreiseitige Form, man nannte
sie dann pennons (Federn, ihrer schwachen Schäfte halber, Fig. 599).
Wir bringen zum Vergleiche eine deutsche Rennfahne, sie gehörte
dem Ritter Döring von Eptingen und wurde auf dem Schlachtfelde
von Sempach 1386 erbeutet. (Fig. 600.) Sie ist mit Applikations-
stickerei geziert und stammt aus dem Zeughause zu Luzern.
Einfache, wenn auch ritterbürtige Dienstmannen und Vasallen
führten statt des Rennfähnleins oft nur ein farbiges Wimpel, dessen
Blatt schmal und lang gezogen in eine Spitze geschnitten endete. Für
die Fahnenspitzen hat sich das ganze Mittelalter hindurch keine
bestimmte Form herausgebildet, man trifft daher in den verschiedenen
[Abbildung Fig. 599. Louis I. von Bourbon (1339—1384) mit dem Pennon
auf einem Siegel im Archive zu Paris.]
Heeren die mannigfachsten Spieſseisenformen; die Stangen oder Schäfte
aus Holz blieben bis ins 15. Jahrhundert cylindrisch mit geringem
Querschnitte. Erst um 1400, als man anfing, die Spieſse in Rüst-
haken einzulegen, welche auf der Plattenbrust befestigt wurden, gab
man auch den Fahnenschäften die für das Einlegen berechnete Form
und versah sie zuweilen auch mit eisernen Brechscheiben.
Mit der Einführung geworbener Heere veränderte sich unter
Maximilian I. und Ludwig XII. die innere Organisation des gesamten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/525>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.