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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
hundert die heidnischen Sachsen im Felde, und auch das Rolands-
lied erwähnt der mit Gold und Edelsteinen besetzten Drachen der
Heiden im Gegensatze zu den christlichen Fahnen, auf welchen reli-
giöse Embleme dargestellt waren.*)

Die Formen der späteren Lehensfahnen waren verschieden. Vom
13. Jahrh. an besassen sie u. a. die in Fig. 596 angegebene, die immer
ausgespannt erscheint, um das Lehen in dem Blason des Blattes rascher
erkennen zu lassen. Am häufigsten aber finden wir die an die Ori-
flamme erinnernde Form vom 11. Jahrh. an in Siegeln bis ins 12. Jahrh.,
wo das Blatt in 2--4 Wimpel ausflattert. (Fig. 597.) Die Ritterfahnen,
Fähnlein, sind meist klein, quadratförmig oder rechteckig, im letzteren

[Abbildung] Fig. 598.

König Ottokar von Böhmen als Herzog von
Österreich (1230--1278) mit der Rennfahne, auf einem Siegel im k. k.
Staatsarchive zu Wien. Nach Sava.

Falle mit einer langen Seite an die Stange geheftet. (Fig. 598.)
Später entstand dafür die Bezeichnung Rennfahne, die noch bis in
die Zeit Maximilians I. für sie gebräuchlich war. Sie finden sich
auch nicht selten, namentlich in Frankreich und in Burgund, im
13. und 14. Jahrhundert mit steifem Blatte und unterscheiden sich
zuerst durch die Farbe allein, später auch durch den heraldischen

*) Vergl. die Ausgabe von Ekkehards Casus St. Galli (Mitt. z. vaterländ.
Geschichte, herausgegeben vom histor. Verein von St. Gallen durch G. Meyer von
Kronau, St. Gallen 1877, pag. 140, No. 488).

II. Die Angriffswaffen.
hundert die heidnischen Sachsen im Felde, und auch das Rolands-
lied erwähnt der mit Gold und Edelsteinen besetzten Drachen der
Heiden im Gegensatze zu den christlichen Fahnen, auf welchen reli-
giöse Embleme dargestellt waren.*)

Die Formen der späteren Lehensfahnen waren verschieden. Vom
13. Jahrh. an besaſsen sie u. a. die in Fig. 596 angegebene, die immer
ausgespannt erscheint, um das Lehen in dem Blason des Blattes rascher
erkennen zu lassen. Am häufigsten aber finden wir die an die Ori-
flamme erinnernde Form vom 11. Jahrh. an in Siegeln bis ins 12. Jahrh.,
wo das Blatt in 2—4 Wimpel ausflattert. (Fig. 597.) Die Ritterfahnen,
Fähnlein, sind meist klein, quadratförmig oder rechteckig, im letzteren

[Abbildung] Fig. 598.

König Ottokar von Böhmen als Herzog von
Österreich (1230—1278) mit der Rennfahne, auf einem Siegel im k. k.
Staatsarchive zu Wien. Nach Sava.

Falle mit einer langen Seite an die Stange geheftet. (Fig. 598.)
Später entstand dafür die Bezeichnung Rennfahne, die noch bis in
die Zeit Maximilians I. für sie gebräuchlich war. Sie finden sich
auch nicht selten, namentlich in Frankreich und in Burgund, im
13. und 14. Jahrhundert mit steifem Blatte und unterscheiden sich
zuerst durch die Farbe allein, später auch durch den heraldischen

*) Vergl. die Ausgabe von Ekkehards Casus St. Galli (Mitt. z. vaterländ.
Geschichte, herausgegeben vom histor. Verein von St. Gallen durch G. Meyer von
Kronau, St. Gallen 1877, pag. 140, No. 488).
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[506/0524] II. Die Angriffswaffen. hundert die heidnischen Sachsen im Felde, und auch das Rolands- lied erwähnt der mit Gold und Edelsteinen besetzten Drachen der Heiden im Gegensatze zu den christlichen Fahnen, auf welchen reli- giöse Embleme dargestellt waren. *) Die Formen der späteren Lehensfahnen waren verschieden. Vom 13. Jahrh. an besaſsen sie u. a. die in Fig. 596 angegebene, die immer ausgespannt erscheint, um das Lehen in dem Blason des Blattes rascher erkennen zu lassen. Am häufigsten aber finden wir die an die Ori- flamme erinnernde Form vom 11. Jahrh. an in Siegeln bis ins 12. Jahrh., wo das Blatt in 2—4 Wimpel ausflattert. (Fig. 597.) Die Ritterfahnen, Fähnlein, sind meist klein, quadratförmig oder rechteckig, im letzteren [Abbildung Fig. 598. König Ottokar von Böhmen als Herzog von Österreich (1230—1278) mit der Rennfahne, auf einem Siegel im k. k. Staatsarchive zu Wien. Nach Sava.] Falle mit einer langen Seite an die Stange geheftet. (Fig. 598.) Später entstand dafür die Bezeichnung Rennfahne, die noch bis in die Zeit Maximilians I. für sie gebräuchlich war. Sie finden sich auch nicht selten, namentlich in Frankreich und in Burgund, im 13. und 14. Jahrhundert mit steifem Blatte und unterscheiden sich zuerst durch die Farbe allein, später auch durch den heraldischen *) Vergl. die Ausgabe von Ekkehards Casus St. Galli (Mitt. z. vaterländ. Geschichte, herausgegeben vom histor. Verein von St. Gallen durch G. Meyer von Kronau, St. Gallen 1877, pag. 140, No. 488).

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/524>, abgerufen am 25.11.2024.