feilten, "gebrochenen Gang" erhielt, der seine Führung durch das Visierkorn oder einen an den Lauf geschweisste Narbe erhielt. Auf- gesteckt wurde es durch eine Feder gehalten.
Die ersten Bajonettklingen waren gerade, in Form eines kurzen Schwertes, nicht selten für den Gebrauch im Lager auch gezahnt. Später, im 18. und bis ins 19. Jahrhundert, werden sie immer kürzer und messerförmig. Im 18. Jahrhundert besass die sächsische Infanterie auch Bajonette mit Säbelgriffen, welche seitwärts an den Lauf befestigt wurden. Von Frankreich aus gelangten die dreikantigen, pfriemenartig gebildeten Bajonette in die anderen Heere; sie wurden auch in Lüttich, der grossen Kriegswaffen-Werkstätte, in Massen er- zeugt. Später erhielt die Klinge bei etwas zunehmender Länge einen vierseitigen Querschnitt mit konkaven Flächen. Der sogenannte Ba- jonetthals wird am Anfange des 19. Jahrhunderts cylindrisch und abgebogen, die Klinge erhält zur Sicherung vor der den Lauf ver- lassenden Kugel eine geringe Neigung nach der Seite. Erst um 1840 finden sich die ersten Haubajonette ohne Dillen, ähnlich den alten sächsischen, aber mit yataganähnlichen Klingen nach dem System Delvigne, mit denen zuerst die Chasseurs d'Orleans ausgerüstet wurden. (Fig. 589.)
F. Die Fahne und das Feldspiel.
Der Gebrauch von Fahnen in den Heeren reicht bis nahezu an die Grenzen unserer geschichtlichen Kenntniss zurück.*) Die Fahnen und Feldzeichen hatten nicht allein einen praktischen Zweck als weithin sichtbare Vereinigungspunkte und als Ausgangspunkte des Be- fehles, sondern auch eine moralische Bedeutung, indem durch sie das Heer oder der Heerteil in seiner Streitbarkeit gekennzeichnet wird. Nach beiden Richtungen hin haben die Fahnen und Feldzeichen be- reits im Altertume gedient. In ihren äusserlichen Formen, wie in ihrer Bedeutung sind sie auf die das Erbe Roms antretenden und alle übrigen nordischen Völker übergegangen. Eine Art kleiner Reiter- fahnen, ähnlich wie die späteren Lehensfahnen, führten schon die sarmatischen Krieger in der Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahr- hundert, wie wir an dem Bilde des Reiters auf einem Gefässe im Goldfunde von Szent Miklos (Fig. 133) ersehen; sie war viereckig und oberhalb in zwei Wimpel geschnitten. Genauer betrachtet ist die Form des Fahnenblattes schon vollkommen jene der viele Jahr-
*) "Die Kinder Israel sollen vor der Hütte des Stifts umher sich lagern, ein jeglicher unter seinem Panier und Zeichen." 4. Buch Moses, Kap. 2, 2.
F. Die Fahne und das Feldspiel.
feilten, „gebrochenen Gang“ erhielt, der seine Führung durch das Visierkorn oder einen an den Lauf geschweiſste Narbe erhielt. Auf- gesteckt wurde es durch eine Feder gehalten.
Die ersten Bajonettklingen waren gerade, in Form eines kurzen Schwertes, nicht selten für den Gebrauch im Lager auch gezahnt. Später, im 18. und bis ins 19. Jahrhundert, werden sie immer kürzer und messerförmig. Im 18. Jahrhundert besaſs die sächsische Infanterie auch Bajonette mit Säbelgriffen, welche seitwärts an den Lauf befestigt wurden. Von Frankreich aus gelangten die dreikantigen, pfriemenartig gebildeten Bajonette in die anderen Heere; sie wurden auch in Lüttich, der groſsen Kriegswaffen-Werkstätte, in Massen er- zeugt. Später erhielt die Klinge bei etwas zunehmender Länge einen vierseitigen Querschnitt mit konkaven Flächen. Der sogenannte Ba- jonetthals wird am Anfange des 19. Jahrhunderts cylindrisch und abgebogen, die Klinge erhält zur Sicherung vor der den Lauf ver- lassenden Kugel eine geringe Neigung nach der Seite. Erst um 1840 finden sich die ersten Haubajonette ohne Dillen, ähnlich den alten sächsischen, aber mit yataganähnlichen Klingen nach dem System Delvigne, mit denen zuerst die Chasseurs d’Orleans ausgerüstet wurden. (Fig. 589.)
F. Die Fahne und das Feldspiel.
Der Gebrauch von Fahnen in den Heeren reicht bis nahezu an die Grenzen unserer geschichtlichen Kenntniſs zurück.*) Die Fahnen und Feldzeichen hatten nicht allein einen praktischen Zweck als weithin sichtbare Vereinigungspunkte und als Ausgangspunkte des Be- fehles, sondern auch eine moralische Bedeutung, indem durch sie das Heer oder der Heerteil in seiner Streitbarkeit gekennzeichnet wird. Nach beiden Richtungen hin haben die Fahnen und Feldzeichen be- reits im Altertume gedient. In ihren äuſserlichen Formen, wie in ihrer Bedeutung sind sie auf die das Erbe Roms antretenden und alle übrigen nordischen Völker übergegangen. Eine Art kleiner Reiter- fahnen, ähnlich wie die späteren Lehensfahnen, führten schon die sarmatischen Krieger in der Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahr- hundert, wie wir an dem Bilde des Reiters auf einem Gefäſse im Goldfunde von Szent Miklos (Fig. 133) ersehen; sie war viereckig und oberhalb in zwei Wimpel geschnitten. Genauer betrachtet ist die Form des Fahnenblattes schon vollkommen jene der viele Jahr-
*) „Die Kinder Israel sollen vor der Hütte des Stifts umher sich lagern, ein jeglicher unter seinem Panier und Zeichen.“ 4. Buch Moses, Kap. 2, 2.
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F. Die Fahne und das Feldspiel.
feilten, „gebrochenen Gang“ erhielt, der seine Führung durch das
Visierkorn oder einen an den Lauf geschweiſste Narbe erhielt. Auf-
gesteckt wurde es durch eine Feder gehalten.
Die ersten Bajonettklingen waren gerade, in Form eines kurzen
Schwertes, nicht selten für den Gebrauch im Lager auch gezahnt.
Später, im 18. und bis ins 19. Jahrhundert, werden sie immer kürzer
und messerförmig. Im 18. Jahrhundert besaſs die sächsische Infanterie
auch Bajonette mit Säbelgriffen, welche seitwärts an den Lauf
befestigt wurden. Von Frankreich aus gelangten die dreikantigen,
pfriemenartig gebildeten Bajonette in die anderen Heere; sie wurden
auch in Lüttich, der groſsen Kriegswaffen-Werkstätte, in Massen er-
zeugt. Später erhielt die Klinge bei etwas zunehmender Länge einen
vierseitigen Querschnitt mit konkaven Flächen. Der sogenannte Ba-
jonetthals wird am Anfange des 19. Jahrhunderts cylindrisch und
abgebogen, die Klinge erhält zur Sicherung vor der den Lauf ver-
lassenden Kugel eine geringe Neigung nach der Seite. Erst um 1840
finden sich die ersten Haubajonette ohne Dillen, ähnlich den alten
sächsischen, aber mit yataganähnlichen Klingen nach dem System
Delvigne, mit denen zuerst die Chasseurs d’Orleans ausgerüstet wurden.
(Fig. 589.)
F. Die Fahne und das Feldspiel.
Der Gebrauch von Fahnen in den Heeren reicht bis nahezu an
die Grenzen unserer geschichtlichen Kenntniſs zurück. *) Die Fahnen
und Feldzeichen hatten nicht allein einen praktischen Zweck als
weithin sichtbare Vereinigungspunkte und als Ausgangspunkte des Be-
fehles, sondern auch eine moralische Bedeutung, indem durch sie das
Heer oder der Heerteil in seiner Streitbarkeit gekennzeichnet wird.
Nach beiden Richtungen hin haben die Fahnen und Feldzeichen be-
reits im Altertume gedient. In ihren äuſserlichen Formen, wie in ihrer
Bedeutung sind sie auf die das Erbe Roms antretenden und alle
übrigen nordischen Völker übergegangen. Eine Art kleiner Reiter-
fahnen, ähnlich wie die späteren Lehensfahnen, führten schon die
sarmatischen Krieger in der Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahr-
hundert, wie wir an dem Bilde des Reiters auf einem Gefäſse im
Goldfunde von Szent Miklos (Fig. 133) ersehen; sie war viereckig
und oberhalb in zwei Wimpel geschnitten. Genauer betrachtet ist
die Form des Fahnenblattes schon vollkommen jene der viele Jahr-
*) „Die Kinder Israel sollen vor der Hütte des Stifts umher sich lagern, ein
jeglicher unter seinem Panier und Zeichen.“ 4. Buch Moses, Kap. 2, 2.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/519>, abgerufen am 22.11.2024.
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