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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 6. Das Gewehrschloss.
Schnapphahngewehren vom Anfange des 17. Jahrhunderts die Hahn-
sperre
(Sperrhaken) antreffen. Wir sehen auch hier wieder, dass die
besten Einrichtungen weit älter sind, als man bisher angenommen hat
und auf den Orient zurückgehen.

Schliesslich sei erwähnt, dass das älteste bekannte niederländische
Schnapphahnschloss im historischen Museum in Dresden die Jahres-
zahl 1598 trägt.

Das französische Flintenschloss kann als eine der wichtigsten
Verbesserungen im Gewehrwesen betrachtet werden. Es war damit
ein System geschaffen, welches allen Anforderungen an eine sichere
und rasche Entladung entsprach, und dennoch begegnete es in den
konservativen Militärkreisen in Frankreich einem nicht zu bannenden

[Abbildung] Fig. 561.

Flintenschloss mit reicher Auszierung in Eisenschnitt,
zur Flinte Fig. 544 gehörig. Um 1700.

Misstrauen. Bis ans Ende des 17. Jahrhunderts blieb der Lunten-
hahn noch an den Schlössern der Füseliergewehre.

Am Flintenschlosse liegt mit Ausnahme des Hahnes, der
Pfanne, dem Batteriedeckel und der Deckelfeder der Mecha-
nismus, bestehend in der Nuss, der Stangenfeder, der Schlag-
feder
, der Studel und der Stange im Innern der Schlossplatte.
Die ältesten französischen Flintenschlösser besassen, wie erwähnt,
noch die alte Schnapphahnbatterie, was als ein Beweis erscheint,
dass der französische Erfinder des Flintenschlosses das niederländische
Schnapphahnschloss zum Vorbild genommen hatte. Der Pfannen-
schuber wird noch mittels Drücker geöffnet. Diese Umständlichkeit

Boeheim, Waffenkunde. 31

D. Die Fernwaffen. 6. Das Gewehrschloſs.
Schnapphahngewehren vom Anfange des 17. Jahrhunderts die Hahn-
sperre
(Sperrhaken) antreffen. Wir sehen auch hier wieder, daſs die
besten Einrichtungen weit älter sind, als man bisher angenommen hat
und auf den Orient zurückgehen.

Schlieſslich sei erwähnt, daſs das älteste bekannte niederländische
Schnapphahnschloſs im historischen Museum in Dresden die Jahres-
zahl 1598 trägt.

Das französische Flintenschloſs kann als eine der wichtigsten
Verbesserungen im Gewehrwesen betrachtet werden. Es war damit
ein System geschaffen, welches allen Anforderungen an eine sichere
und rasche Entladung entsprach, und dennoch begegnete es in den
konservativen Militärkreisen in Frankreich einem nicht zu bannenden

[Abbildung] Fig. 561.

Flintenschloſs mit reicher Auszierung in Eisenschnitt,
zur Flinte Fig. 544 gehörig. Um 1700.

Miſstrauen. Bis ans Ende des 17. Jahrhunderts blieb der Lunten-
hahn noch an den Schlössern der Füseliergewehre.

Am Flintenschlosse liegt mit Ausnahme des Hahnes, der
Pfanne, dem Batteriedeckel und der Deckelfeder der Mecha-
nismus, bestehend in der Nuſs, der Stangenfeder, der Schlag-
feder
, der Studel und der Stange im Innern der Schloſsplatte.
Die ältesten französischen Flintenschlösser besaſsen, wie erwähnt,
noch die alte Schnapphahnbatterie, was als ein Beweis erscheint,
daſs der französische Erfinder des Flintenschlosses das niederländische
Schnapphahnschloſs zum Vorbild genommen hatte. Der Pfannen-
schuber wird noch mittels Drücker geöffnet. Diese Umständlichkeit

Boeheim, Waffenkunde. 31
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[481/0499] D. Die Fernwaffen. 6. Das Gewehrschloſs. Schnapphahngewehren vom Anfange des 17. Jahrhunderts die Hahn- sperre (Sperrhaken) antreffen. Wir sehen auch hier wieder, daſs die besten Einrichtungen weit älter sind, als man bisher angenommen hat und auf den Orient zurückgehen. Schlieſslich sei erwähnt, daſs das älteste bekannte niederländische Schnapphahnschloſs im historischen Museum in Dresden die Jahres- zahl 1598 trägt. Das französische Flintenschloſs kann als eine der wichtigsten Verbesserungen im Gewehrwesen betrachtet werden. Es war damit ein System geschaffen, welches allen Anforderungen an eine sichere und rasche Entladung entsprach, und dennoch begegnete es in den konservativen Militärkreisen in Frankreich einem nicht zu bannenden [Abbildung Fig. 561. Flintenschloſs mit reicher Auszierung in Eisenschnitt, zur Flinte Fig. 544 gehörig. Um 1700.] Miſstrauen. Bis ans Ende des 17. Jahrhunderts blieb der Lunten- hahn noch an den Schlössern der Füseliergewehre. Am Flintenschlosse liegt mit Ausnahme des Hahnes, der Pfanne, dem Batteriedeckel und der Deckelfeder der Mecha- nismus, bestehend in der Nuſs, der Stangenfeder, der Schlag- feder, der Studel und der Stange im Innern der Schloſsplatte. Die ältesten französischen Flintenschlösser besaſsen, wie erwähnt, noch die alte Schnapphahnbatterie, was als ein Beweis erscheint, daſs der französische Erfinder des Flintenschlosses das niederländische Schnapphahnschloſs zum Vorbild genommen hatte. Der Pfannen- schuber wird noch mittels Drücker geöffnet. Diese Umständlichkeit Boeheim, Waffenkunde. 31

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/499>, abgerufen am 22.11.2024.