Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.II. Angriffswaffen. fortsatz. Der Abzug wird durch Zurückziehen eines Stiftes bewirkt, derdurch die Schlossplatte greift und den Hahn in gespannter Lage erhält. Die wichtigste und genialste Einrichtung besteht aber in der Verbindung des Pfannendeckels mit der Schlagfläche (Batterie), wo- durch sich die Pfanne in dem Augenblicke öffnet, wo der Schlag erfolgt.*) Es ist daher ganz unbegreiflich, warum die niederländischen Meister, welche das spanische Schnapphahnschloss um 1560 über- nahmen und weiterbildeten, gerade dessen vorteilhafteste Einrichtung, den Batteriedeckel (von battere, schlagen), verwarfen, den alten Pfannenschieber des Radschlosses beibehielten und auf die soge- nannte Schnapphahnbatterie verfielen, welche in einem Schlageisen bestand, das auf einem Stiele angeordnet war.**) Diese Schnapp- [Abbildung]
Fig. 560. hahnbatterie wird von den Franzosen und Niederländern an denSpanisches Schnapphahnschloss von Francisco Flintenschlössern noch um 1680 angewendet. (Fig. 533.) Eine un- leugbare Verbesserung besitzt das niederländische Schnapphahnschloss darin, dass der Federmechanismus nach innen zu gelegen ist. An einigen sind schon Versuche bemerkbar, die zum Flintenschlosssystem überleiten. Auch der Hahn nähert sich in seiner Form bereits dem späteren Flintenhahn. Es ist bemerkenswert, dass wir schon an türkischen *) Solange noch der Schwefelkies angewendet wurde, musste die Schlagfläche mit nach abwärts laufenden Rifflungen zur Schonung des Steines versehen wer- den; beim Feuersteine war diese Vorsicht nicht mehr nötig. **) Die Ursache wird wohl sein, dass die niederländischen Büchsenmacher zu
sehr unter dem Einflusse der deutschen standen und von dem aufschnellenden Pfannenschuber des Radschlosses eine zu hohe Meinung hatten. II. Angriffswaffen. fortsatz. Der Abzug wird durch Zurückziehen eines Stiftes bewirkt, derdurch die Schloſsplatte greift und den Hahn in gespannter Lage erhält. Die wichtigste und genialste Einrichtung besteht aber in der Verbindung des Pfannendeckels mit der Schlagfläche (Batterie), wo- durch sich die Pfanne in dem Augenblicke öffnet, wo der Schlag erfolgt.*) Es ist daher ganz unbegreiflich, warum die niederländischen Meister, welche das spanische Schnapphahnschloſs um 1560 über- nahmen und weiterbildeten, gerade dessen vorteilhafteste Einrichtung, den Batteriedeckel (von battere, schlagen), verwarfen, den alten Pfannenschieber des Radschlosses beibehielten und auf die soge- nannte Schnapphahnbatterie verfielen, welche in einem Schlageisen bestand, das auf einem Stiele angeordnet war.**) Diese Schnapp- [Abbildung]
Fig. 560. hahnbatterie wird von den Franzosen und Niederländern an denSpanisches Schnapphahnschloſs von Francisco Flintenschlössern noch um 1680 angewendet. (Fig. 533.) Eine un- leugbare Verbesserung besitzt das niederländische Schnapphahnschloſs darin, daſs der Federmechanismus nach innen zu gelegen ist. An einigen sind schon Versuche bemerkbar, die zum Flintenschloſssystem überleiten. Auch der Hahn nähert sich in seiner Form bereits dem späteren Flintenhahn. Es ist bemerkenswert, daſs wir schon an türkischen *) Solange noch der Schwefelkies angewendet wurde, muſste die Schlagfläche mit nach abwärts laufenden Rifflungen zur Schonung des Steines versehen wer- den; beim Feuersteine war diese Vorsicht nicht mehr nötig. **) Die Ursache wird wohl sein, daſs die niederländischen Büchsenmacher zu
sehr unter dem Einflusse der deutschen standen und von dem aufschnellenden Pfannenschuber des Radschlosses eine zu hohe Meinung hatten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0498" n="480"/><fw place="top" type="header">II. Angriffswaffen.</fw><lb/> fortsatz. Der Abzug wird durch Zurückziehen eines Stiftes bewirkt, der<lb/> durch die Schloſsplatte greift und den Hahn in gespannter Lage<lb/> erhält. Die wichtigste und genialste Einrichtung besteht aber in der<lb/> Verbindung des Pfannendeckels mit der Schlagfläche (Batterie), wo-<lb/> durch sich die Pfanne in dem Augenblicke öffnet, wo der Schlag<lb/> erfolgt.<note place="foot" n="*)">Solange noch der Schwefelkies angewendet wurde, muſste die Schlagfläche<lb/> mit nach abwärts laufenden Rifflungen zur Schonung des Steines versehen wer-<lb/> den; beim Feuersteine war diese Vorsicht nicht mehr nötig.</note> Es ist daher ganz unbegreiflich, warum die niederländischen<lb/> Meister, welche das spanische Schnapphahnschloſs um 1560 über-<lb/> nahmen und weiterbildeten, gerade dessen vorteilhafteste Einrichtung,<lb/> den <hi rendition="#g">Batteriedeckel</hi> (von battere, schlagen), verwarfen, den alten<lb/> Pfannenschieber des Radschlosses beibehielten und auf die soge-<lb/> nannte <hi rendition="#g">Schnapphahnbatterie</hi> verfielen, welche in einem Schlageisen<lb/> bestand, das auf einem Stiele angeordnet war.<note place="foot" n="**)">Die Ursache wird wohl sein, daſs die niederländischen Büchsenmacher zu<lb/> sehr unter dem Einflusse der deutschen standen und von dem aufschnellenden<lb/> Pfannenschuber des Radschlosses eine zu hohe Meinung hatten.</note> Diese Schnapp-<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 560.</head><p><hi rendition="#g">Spanisches Schnapphahnschloſs</hi> von <hi rendition="#i">Francisco<lb/> Lopez</hi> in Madrid. 18. Jahrhundert.</p></figure><lb/> hahnbatterie wird von den Franzosen und Niederländern an den<lb/> Flintenschlössern noch um 1680 angewendet. (Fig. 533.) Eine un-<lb/> leugbare Verbesserung besitzt das niederländische Schnapphahnschloſs<lb/> darin, daſs der Federmechanismus nach innen zu gelegen ist. An<lb/> einigen sind schon Versuche bemerkbar, die zum Flintenschloſssystem<lb/> überleiten. Auch der Hahn nähert sich in seiner Form bereits dem<lb/> späteren Flintenhahn. Es ist bemerkenswert, daſs wir schon an türkischen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [480/0498]
II. Angriffswaffen.
fortsatz. Der Abzug wird durch Zurückziehen eines Stiftes bewirkt, der
durch die Schloſsplatte greift und den Hahn in gespannter Lage
erhält. Die wichtigste und genialste Einrichtung besteht aber in der
Verbindung des Pfannendeckels mit der Schlagfläche (Batterie), wo-
durch sich die Pfanne in dem Augenblicke öffnet, wo der Schlag
erfolgt. *) Es ist daher ganz unbegreiflich, warum die niederländischen
Meister, welche das spanische Schnapphahnschloſs um 1560 über-
nahmen und weiterbildeten, gerade dessen vorteilhafteste Einrichtung,
den Batteriedeckel (von battere, schlagen), verwarfen, den alten
Pfannenschieber des Radschlosses beibehielten und auf die soge-
nannte Schnapphahnbatterie verfielen, welche in einem Schlageisen
bestand, das auf einem Stiele angeordnet war. **) Diese Schnapp-
[Abbildung Fig. 560. Spanisches Schnapphahnschloſs von Francisco
Lopez in Madrid. 18. Jahrhundert.]
hahnbatterie wird von den Franzosen und Niederländern an den
Flintenschlössern noch um 1680 angewendet. (Fig. 533.) Eine un-
leugbare Verbesserung besitzt das niederländische Schnapphahnschloſs
darin, daſs der Federmechanismus nach innen zu gelegen ist. An
einigen sind schon Versuche bemerkbar, die zum Flintenschloſssystem
überleiten. Auch der Hahn nähert sich in seiner Form bereits dem
späteren Flintenhahn. Es ist bemerkenswert, daſs wir schon an türkischen
*) Solange noch der Schwefelkies angewendet wurde, muſste die Schlagfläche
mit nach abwärts laufenden Rifflungen zur Schonung des Steines versehen wer-
den; beim Feuersteine war diese Vorsicht nicht mehr nötig.
**) Die Ursache wird wohl sein, daſs die niederländischen Büchsenmacher zu
sehr unter dem Einflusse der deutschen standen und von dem aufschnellenden
Pfannenschuber des Radschlosses eine zu hohe Meinung hatten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |