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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
dreifachen Radschlössern (Doppelschlössern) u. dgl. Besonders frucht-
bar an neuen Systemen war die Periode der letzten zwei Jahrzehnte,
des 16. und das 17. Jahrhundert. Nach 1550 erscheint plötzlich
eine Gattung von Gewehren von sehr geringem Kaliber und stark
abgesenktem, zierlichen Kolben, der meist in Einlegetechnik reich ver-
ziert ist. Sie erscheinen unter den Namen Teschinkas, Tschinken,
Teschinger Büchsen
und dienten für die Vogeljagd. (Fig. 538.)
Ihre Herkunft ist noch unermittelt, doch weist ihr Ursprung auf ein
slavisches Land im Nordosten Europas, worauf auch ihr Name hin-
zielt, denn teska bedeutet im Tschechoslavischen so viel wie Pulversack.
Die meisten dieser Tschinken besitzen Radschlösser, deren Mechanik
an der Aussenseite liegt, was wohl eine Folge der geringen Dimension
des Mittelschafts sein mag. Diese Konstruktion, welche übrigens
[Abbildung] Fig. 539.

Radschloss mit Rauchfang. Das Rad mit seinem
Mechanismus liegt im Innern der Schlossplatte. Der Rauchfang ist im
Scharnier nach vorne umzulegen. Arbeit des Büchsenmachers Christian
Baier
. Um 1640.

schon unter den ältesten Radschlössern angetroffen wird, kommt
in den alten Inventarien der kgl. Gewehrgalerie zu Dresden unter
der Bezeichnung kurländische vor, was abermals wieder nach
dem Nordosten weist.*) Die älteste Tschinke, welche dem Verfasser

*) Nicht selten werden die Tschinken irrigerweise türkische Gewehre genannt,
vielleicht aus der Ursache, weil die Zeichnungen der Schafteinlagen einen ganz
fremdartigen, rustikalen Stil erkennen lassen, der dem in den Kunststilen weniger
Bewanderten als orientalisch erschien. Im weiteren Sinne ist diese Empfindung
nicht unrichtig, denn slavische Stilformen, wo sie entschiedener hervortreten, lassen
ganz deutlich ihre orientalische Herkunft erkennen.

D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
dreifachen Radschlössern (Doppelschlössern) u. dgl. Besonders frucht-
bar an neuen Systemen war die Periode der letzten zwei Jahrzehnte,
des 16. und das 17. Jahrhundert. Nach 1550 erscheint plötzlich
eine Gattung von Gewehren von sehr geringem Kaliber und stark
abgesenktem, zierlichen Kolben, der meist in Einlegetechnik reich ver-
ziert ist. Sie erscheinen unter den Namen Teschinkas, Tschinken,
Teschinger Büchsen
und dienten für die Vogeljagd. (Fig. 538.)
Ihre Herkunft ist noch unermittelt, doch weist ihr Ursprung auf ein
slavisches Land im Nordosten Europas, worauf auch ihr Name hin-
zielt, denn teska bedeutet im Tschechoslavischen so viel wie Pulversack.
Die meisten dieser Tschinken besitzen Radschlösser, deren Mechanik
an der Auſsenseite liegt, was wohl eine Folge der geringen Dimension
des Mittelschafts sein mag. Diese Konstruktion, welche übrigens
[Abbildung] Fig. 539.

Radschloſs mit Rauchfang. Das Rad mit seinem
Mechanismus liegt im Innern der Schloſsplatte. Der Rauchfang ist im
Scharnier nach vorne umzulegen. Arbeit des Büchsenmachers Christian
Baier
. Um 1640.

schon unter den ältesten Radschlössern angetroffen wird, kommt
in den alten Inventarien der kgl. Gewehrgalerie zu Dresden unter
der Bezeichnung kurländische vor, was abermals wieder nach
dem Nordosten weist.*) Die älteste Tschinke, welche dem Verfasser

*) Nicht selten werden die Tschinken irrigerweise türkische Gewehre genannt,
vielleicht aus der Ursache, weil die Zeichnungen der Schafteinlagen einen ganz
fremdartigen, rustikalen Stil erkennen lassen, der dem in den Kunststilen weniger
Bewanderten als orientalisch erschien. Im weiteren Sinne ist diese Empfindung
nicht unrichtig, denn slavische Stilformen, wo sie entschiedener hervortreten, lassen
ganz deutlich ihre orientalische Herkunft erkennen.
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[459/0477] D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen. dreifachen Radschlössern (Doppelschlössern) u. dgl. Besonders frucht- bar an neuen Systemen war die Periode der letzten zwei Jahrzehnte, des 16. und das 17. Jahrhundert. Nach 1550 erscheint plötzlich eine Gattung von Gewehren von sehr geringem Kaliber und stark abgesenktem, zierlichen Kolben, der meist in Einlegetechnik reich ver- ziert ist. Sie erscheinen unter den Namen Teschinkas, Tschinken, Teschinger Büchsen und dienten für die Vogeljagd. (Fig. 538.) Ihre Herkunft ist noch unermittelt, doch weist ihr Ursprung auf ein slavisches Land im Nordosten Europas, worauf auch ihr Name hin- zielt, denn teska bedeutet im Tschechoslavischen so viel wie Pulversack. Die meisten dieser Tschinken besitzen Radschlösser, deren Mechanik an der Auſsenseite liegt, was wohl eine Folge der geringen Dimension des Mittelschafts sein mag. Diese Konstruktion, welche übrigens [Abbildung Fig. 539. Radschloſs mit Rauchfang. Das Rad mit seinem Mechanismus liegt im Innern der Schloſsplatte. Der Rauchfang ist im Scharnier nach vorne umzulegen. Arbeit des Büchsenmachers Christian Baier. Um 1640.] schon unter den ältesten Radschlössern angetroffen wird, kommt in den alten Inventarien der kgl. Gewehrgalerie zu Dresden unter der Bezeichnung kurländische vor, was abermals wieder nach dem Nordosten weist. *) Die älteste Tschinke, welche dem Verfasser *) Nicht selten werden die Tschinken irrigerweise türkische Gewehre genannt, vielleicht aus der Ursache, weil die Zeichnungen der Schafteinlagen einen ganz fremdartigen, rustikalen Stil erkennen lassen, der dem in den Kunststilen weniger Bewanderten als orientalisch erschien. Im weiteren Sinne ist diese Empfindung nicht unrichtig, denn slavische Stilformen, wo sie entschiedener hervortreten, lassen ganz deutlich ihre orientalische Herkunft erkennen.

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/477>, abgerufen am 25.11.2024.