zwei Gattungen auf: als Haken und Doppelhaken.*) Dieser, fast 2 m. lang und bis nahe an 30 Kilogramm schwer, mit Kugeln bis 116 Gramm, wurde auf Böcke aufgelegt und so abgefeuert; zu seiner Bedienung waren zwei Mann erforderlich. (Fig. 534.) Der gemeine Haken oder die Hakenbüchse besass eine Länge von einem Meter und darüber, ein Gewicht von ca. 15 Kilogramm und schoss Kugeln von 39.9 Gramm Gewicht.
Um 1499 rüstete Maximilian I. einen Teil der Landsknechte als Büchsenschützen aus und versah sie mit Handbüchsen, welche bei allerdings sehr geringer Länge eine grosse Leichtigkeit, ja ein geringeres Gewicht als die späteren Musketen besassen. Man findet unter diesen Handbüchsen, welche uneigentlich auch Halbhaken genannt wurden, bereits metallene Rohre, welche gebohrt sind.**) Alle diese Büchsengattungen besassen bis 1510 noch Luntenhähne, welche durch einen Druck mit einem Finger auf eine Feder regiert wurden. Viele sind unter ihnen links geschäftet. Die Schäfte waren bereits um 1470 zur Aufnahme eines hölzernen, an beiden Enden mit Eisen- blech beschlagenen Ladestockes eingerichtet. (Fig. 535.)
Aber dieses System hatte seine grossen Nachteile, die schweren Rohre waren bei ihrem Gewichte und bei der Notwendigkeit, deren Haken beim Schusse an irgend einen Gegenstand anzulehnen, zu ab- hängig vom Boden. Schon Maximilian I. empfand diesen Nachteil lebhaft und war deshalb bemüht, ihn wenigstens zu mildern. Er liess darum seine Böcke für Bock- und gemeine Haken zerlegbar einrichten. Wir bringen einen solchen Bock in Fig. 534. Er bestand aus vier Teilen, von welchen je zwei von einem Mann getragen wurden. Sie liessen sich in der gewählten Stellung in einer Minute zusammensetzen. Die Handrohre hatten eine so geringe Wirkung, dass ihre Geschosse auf geringe Distanzen nicht einmal einen Harnisch durchbohrten.
Da erscheint um 1520 zuerst in Spanien eine neue Feuerwaffe, welche beide Nachteile aufhob, die Muskete (mousquete, moschetta). Sie besass einen etwas längeren Lauf, so dass das ganze Gewehr un- gefähr 1.5 Meter Länge mass. Der Lauf war von geringerer Wand- stärke und besass keinen Haken. (Fig. 536.) Die Muskete wurde beim Schusse auf einen Gabelstock, Gewehrgabel, aufgelegt, ihre Bedienung war weniger umständlich, da der Musketier (mousquetaire, moschettiere) beim Laden das nötige Pulverquantum aus der höl- zernen Patronenhülse entnahm, während der Hakenschütze sein Pulver aus einem ledernen Pulversacke entnehmen musste.
Durch diese wichtige Verbesserung wurde der Schütze unab-
*) Letzterer nach den Zeugbüchern des Kaisers Maximilian Haken auf Böcken genannt.
**) "Gegossen und geporet recht" heisst es in den Zeugbüchern des Kaisers Maximilian I.
D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
zwei Gattungen auf: als Haken und Doppelhaken.*) Dieser, fast 2 m. lang und bis nahe an 30 Kilogramm schwer, mit Kugeln bis 116 Gramm, wurde auf Böcke aufgelegt und so abgefeuert; zu seiner Bedienung waren zwei Mann erforderlich. (Fig. 534.) Der gemeine Haken oder die Hakenbüchse besaſs eine Länge von einem Meter und darüber, ein Gewicht von ca. 15 Kilogramm und schoſs Kugeln von 39.9 Gramm Gewicht.
Um 1499 rüstete Maximilian I. einen Teil der Landsknechte als Büchsenschützen aus und versah sie mit Handbüchsen, welche bei allerdings sehr geringer Länge eine groſse Leichtigkeit, ja ein geringeres Gewicht als die späteren Musketen besaſsen. Man findet unter diesen Handbüchsen, welche uneigentlich auch Halbhaken genannt wurden, bereits metallene Rohre, welche gebohrt sind.**) Alle diese Büchsengattungen besaſsen bis 1510 noch Luntenhähne, welche durch einen Druck mit einem Finger auf eine Feder regiert wurden. Viele sind unter ihnen links geschäftet. Die Schäfte waren bereits um 1470 zur Aufnahme eines hölzernen, an beiden Enden mit Eisen- blech beschlagenen Ladestockes eingerichtet. (Fig. 535.)
Aber dieses System hatte seine groſsen Nachteile, die schweren Rohre waren bei ihrem Gewichte und bei der Notwendigkeit, deren Haken beim Schusse an irgend einen Gegenstand anzulehnen, zu ab- hängig vom Boden. Schon Maximilian I. empfand diesen Nachteil lebhaft und war deshalb bemüht, ihn wenigstens zu mildern. Er lieſs darum seine Böcke für Bock- und gemeine Haken zerlegbar einrichten. Wir bringen einen solchen Bock in Fig. 534. Er bestand aus vier Teilen, von welchen je zwei von einem Mann getragen wurden. Sie lieſsen sich in der gewählten Stellung in einer Minute zusammensetzen. Die Handrohre hatten eine so geringe Wirkung, daſs ihre Geschosse auf geringe Distanzen nicht einmal einen Harnisch durchbohrten.
Da erscheint um 1520 zuerst in Spanien eine neue Feuerwaffe, welche beide Nachteile aufhob, die Muskete (mousquete, moschetta). Sie besaſs einen etwas längeren Lauf, so daſs das ganze Gewehr un- gefähr 1.5 Meter Länge maſs. Der Lauf war von geringerer Wand- stärke und besaſs keinen Haken. (Fig. 536.) Die Muskete wurde beim Schusse auf einen Gabelstock, Gewehrgabel, aufgelegt, ihre Bedienung war weniger umständlich, da der Musketier (mousquetaire, moschettiere) beim Laden das nötige Pulverquantum aus der höl- zernen Patronenhülse entnahm, während der Hakenschütze sein Pulver aus einem ledernen Pulversacke entnehmen muſste.
Durch diese wichtige Verbesserung wurde der Schütze unab-
*) Letzterer nach den Zeugbüchern des Kaisers Maximilian Haken auf Böcken genannt.
**) „Gegossen und geporet recht“ heiſst es in den Zeugbüchern des Kaisers Maximilian I.
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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
zwei Gattungen auf: als Haken und Doppelhaken. *) Dieser,
fast 2 m. lang und bis nahe an 30 Kilogramm schwer, mit Kugeln
bis 116 Gramm, wurde auf Böcke aufgelegt und so abgefeuert; zu
seiner Bedienung waren zwei Mann erforderlich. (Fig. 534.) Der
gemeine Haken oder die Hakenbüchse besaſs eine Länge von einem
Meter und darüber, ein Gewicht von ca. 15 Kilogramm und schoſs
Kugeln von 39.9 Gramm Gewicht.
Um 1499 rüstete Maximilian I. einen Teil der Landsknechte
als Büchsenschützen aus und versah sie mit Handbüchsen, welche
bei allerdings sehr geringer Länge eine groſse Leichtigkeit, ja ein
geringeres Gewicht als die späteren Musketen besaſsen. Man findet
unter diesen Handbüchsen, welche uneigentlich auch Halbhaken
genannt wurden, bereits metallene Rohre, welche gebohrt sind. **) Alle
diese Büchsengattungen besaſsen bis 1510 noch Luntenhähne, welche
durch einen Druck mit einem Finger auf eine Feder regiert wurden.
Viele sind unter ihnen links geschäftet. Die Schäfte waren bereits
um 1470 zur Aufnahme eines hölzernen, an beiden Enden mit Eisen-
blech beschlagenen Ladestockes eingerichtet. (Fig. 535.)
Aber dieses System hatte seine groſsen Nachteile, die schweren
Rohre waren bei ihrem Gewichte und bei der Notwendigkeit, deren
Haken beim Schusse an irgend einen Gegenstand anzulehnen, zu ab-
hängig vom Boden. Schon Maximilian I. empfand diesen Nachteil
lebhaft und war deshalb bemüht, ihn wenigstens zu mildern. Er
lieſs darum seine Böcke für Bock- und gemeine Haken zerlegbar
einrichten. Wir bringen einen solchen Bock in Fig. 534. Er bestand
aus vier Teilen, von welchen je zwei von einem Mann getragen
wurden. Sie lieſsen sich in der gewählten Stellung in einer Minute
zusammensetzen. Die Handrohre hatten eine so geringe Wirkung,
daſs ihre Geschosse auf geringe Distanzen nicht einmal einen Harnisch
durchbohrten.
Da erscheint um 1520 zuerst in Spanien eine neue Feuerwaffe,
welche beide Nachteile aufhob, die Muskete (mousquete, moschetta).
Sie besaſs einen etwas längeren Lauf, so daſs das ganze Gewehr un-
gefähr 1.5 Meter Länge maſs. Der Lauf war von geringerer Wand-
stärke und besaſs keinen Haken. (Fig. 536.) Die Muskete wurde
beim Schusse auf einen Gabelstock, Gewehrgabel, aufgelegt, ihre
Bedienung war weniger umständlich, da der Musketier (mousquetaire,
moschettiere) beim Laden das nötige Pulverquantum aus der höl-
zernen Patronenhülse entnahm, während der Hakenschütze sein Pulver
aus einem ledernen Pulversacke entnehmen muſste.
Durch diese wichtige Verbesserung wurde der Schütze unab-
*) Letzterer nach den Zeugbüchern des Kaisers Maximilian Haken auf Böcken
genannt.
**) „Gegossen und geporet recht“ heiſst es in den Zeugbüchern des Kaisers
Maximilian I.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/473>, abgerufen am 22.11.2024.
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