mussten. Einzelne Büchsenmeister versenkten das Rohr darum bis zur Hälfte des Querschnittes in die Erde. Bei Belagerungen wurde das Rohr den Augen des Feindes durch eine Bretterwand (Schirm) entzogen, die erst beim Schusse aufgezogen wurde. (Fig. 512.)
Erst im Anfange des 15. Jahrhunderts wird das Rohr in einem ausgehöhlten Balken (Lade) gelagert, der rückwärts einen schräg nach abwärts gerichteten Fort- satz besass, um den Rückstoss nach abwärts zu lenken. Vorne war der Balken auf einen niederen Bock (Bank) gelagert. Das war der erste Schritt zur Bildung der Lafette mit dem schief nach abwärts gerichtetem Protz- stocke, der mit seinem rückwärtigen Ende auf dem Boden ruht (Fig. 513). Im 17. Jahrhundert waren die Rohre noch sehr niedrig gelagert und die Protz- stöcke hatten bei geringem Lafettenwinkel eine grosse Länge. Nach ihrer Konstruktion unterscheidet man Wandlafetten von Blocklafetten. Erstere bestehen aus zwei parallelen Wänden, welche durch Riegel ver- bunden sind; letztere aus einem keilförmig, rückwärts verlaufenden Holzklotze. Die Wandlafette entstand aus der sogenannten Gabellafette; sie wird bereits von Martin Merz um 1490 angewendet und ist speziell in Deutschland in Gebrauch gestanden, während in Frankreich und Italien vorzugsweise die Blocklafette zur Anwendung gelangte. Auf den Galeeren ruhte das gröbere Geschütz in Laden, die auf vier Blockrädern sich bewegten. Hier wurde der Rückstoss durch die Hemmseile gemildert, die an den Ringen der Bord- wände befestigt waren. Kleinere Rohre ruhten in Gabeln, sogenannten "Drehbassen". Für die Lafettierung der Marine war in den meisten Staaten das venetianische System massgebend.
Die ersten Geschütze bestanden, wie erwähnt, aus Schmiedeeisen, aber schon in der 1. Hälfte des 14. Jahr- hunderts begann man sie aus Bronze zu giessen. 1346 fertigte der Zinngiesser Peter von Brügge zu Turnay ein kleines Bronzegeschütz für zweipfündige Bleikugeln, 1370 (1372?) Peter von Aarau zu Augsburg 20 Bronzegeschütze. In Venedig wurde der Geschütz- guss 1376 durch einen Deutschen eingeführt. Die dortige Giesserei war lange Zeit die einzige in Italien.*)
Der Wurf oder das Schleudern von Steinhagel
[Abbildung]
Fig. 514.
Lot- büchse (Schiffs- schlange) aus ge- schmiedetem Eisen, 15. Jahrh. K. u. k. Heeres- museum in Wien.
*) Gelcich l. c.
28*
D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
muſsten. Einzelne Büchsenmeister versenkten das Rohr darum bis zur Hälfte des Querschnittes in die Erde. Bei Belagerungen wurde das Rohr den Augen des Feindes durch eine Bretterwand (Schirm) entzogen, die erst beim Schusse aufgezogen wurde. (Fig. 512.)
Erst im Anfange des 15. Jahrhunderts wird das Rohr in einem ausgehöhlten Balken (Lade) gelagert, der rückwärts einen schräg nach abwärts gerichteten Fort- satz besaſs, um den Rückstoſs nach abwärts zu lenken. Vorne war der Balken auf einen niederen Bock (Bank) gelagert. Das war der erste Schritt zur Bildung der Lafette mit dem schief nach abwärts gerichtetem Protz- stocke, der mit seinem rückwärtigen Ende auf dem Boden ruht (Fig. 513). Im 17. Jahrhundert waren die Rohre noch sehr niedrig gelagert und die Protz- stöcke hatten bei geringem Lafettenwinkel eine groſse Länge. Nach ihrer Konstruktion unterscheidet man Wandlafetten von Blocklafetten. Erstere bestehen aus zwei parallelen Wänden, welche durch Riegel ver- bunden sind; letztere aus einem keilförmig, rückwärts verlaufenden Holzklotze. Die Wandlafette entstand aus der sogenannten Gabellafette; sie wird bereits von Martin Merz um 1490 angewendet und ist speziell in Deutschland in Gebrauch gestanden, während in Frankreich und Italien vorzugsweise die Blocklafette zur Anwendung gelangte. Auf den Galeeren ruhte das gröbere Geschütz in Laden, die auf vier Blockrädern sich bewegten. Hier wurde der Rückstoſs durch die Hemmseile gemildert, die an den Ringen der Bord- wände befestigt waren. Kleinere Rohre ruhten in Gabeln, sogenannten „Drehbassen“. Für die Lafettierung der Marine war in den meisten Staaten das venetianische System maſsgebend.
Die ersten Geschütze bestanden, wie erwähnt, aus Schmiedeeisen, aber schon in der 1. Hälfte des 14. Jahr- hunderts begann man sie aus Bronze zu gieſsen. 1346 fertigte der Zinngieſser Peter von Brügge zu Turnay ein kleines Bronzegeschütz für zweipfündige Bleikugeln, 1370 (1372?) Peter von Aarau zu Augsburg 20 Bronzegeschütze. In Venedig wurde der Geschütz- guſs 1376 durch einen Deutschen eingeführt. Die dortige Gieſserei war lange Zeit die einzige in Italien.*)
Der Wurf oder das Schleudern von Steinhagel
[Abbildung]
Fig. 514.
Lot- büchse (Schiffs- schlange) aus ge- schmiedetem Eisen, 15. Jahrh. K. u. k. Heeres- museum in Wien.
*) Gelcich l. c.
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D. Die Fernwaffen. 4. Die Feuerwaffen.
muſsten. Einzelne Büchsenmeister versenkten das Rohr darum bis
zur Hälfte des Querschnittes in die Erde. Bei Belagerungen wurde
das Rohr den Augen des Feindes durch eine Bretterwand (Schirm)
entzogen, die erst beim Schusse aufgezogen wurde.
(Fig. 512.)
Erst im Anfange des 15. Jahrhunderts wird das
Rohr in einem ausgehöhlten Balken (Lade) gelagert, der
rückwärts einen schräg nach abwärts gerichteten Fort-
satz besaſs, um den Rückstoſs nach abwärts zu lenken.
Vorne war der Balken auf einen niederen Bock (Bank)
gelagert. Das war der erste Schritt zur Bildung der
Lafette mit dem schief nach abwärts gerichtetem Protz-
stocke, der mit seinem rückwärtigen Ende auf dem
Boden ruht (Fig. 513). Im 17. Jahrhundert waren
die Rohre noch sehr niedrig gelagert und die Protz-
stöcke hatten bei geringem Lafettenwinkel eine groſse
Länge. Nach ihrer Konstruktion unterscheidet man
Wandlafetten von Blocklafetten. Erstere bestehen
aus zwei parallelen Wänden, welche durch Riegel ver-
bunden sind; letztere aus einem keilförmig, rückwärts
verlaufenden Holzklotze. Die Wandlafette entstand
aus der sogenannten Gabellafette; sie wird bereits von
Martin Merz um 1490 angewendet und ist speziell
in Deutschland in Gebrauch gestanden, während in
Frankreich und Italien vorzugsweise die Blocklafette
zur Anwendung gelangte. Auf den Galeeren ruhte das
gröbere Geschütz in Laden, die auf vier Blockrädern
sich bewegten. Hier wurde der Rückstoſs durch die
Hemmseile gemildert, die an den Ringen der Bord-
wände befestigt waren. Kleinere Rohre ruhten in Gabeln,
sogenannten „Drehbassen“. Für die Lafettierung der
Marine war in den meisten Staaten das venetianische
System maſsgebend.
Die ersten Geschütze bestanden, wie erwähnt, aus
Schmiedeeisen, aber schon in der 1. Hälfte des 14. Jahr-
hunderts begann man sie aus Bronze zu gieſsen. 1346
fertigte der Zinngieſser Peter von Brügge zu Turnay
ein kleines Bronzegeschütz für zweipfündige Bleikugeln,
1370 (1372?) Peter von Aarau zu Augsburg
20 Bronzegeschütze. In Venedig wurde der Geschütz-
guſs 1376 durch einen Deutschen eingeführt. Die
dortige Gieſserei war lange Zeit die einzige in Italien. *)
Der Wurf oder das Schleudern von Steinhagel
[Abbildung Fig. 514. Lot-
büchse (Schiffs-
schlange) aus ge-
schmiedetem
Eisen, 15. Jahrh.
K. u. k. Heeres-
museum in Wien.]
*) Gelcich l. c.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/453>, abgerufen am 25.11.2024.
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