Eine besondere Gattung unter den Bolzen für den Gebrauch im Kriege bildeten die Brandpfeile (fleches incendiaires, falariques). Sie waren mit Brandballen ausgerüstet und besassen Spitzen mit Widerhaken (tetes barbelees), um das Haftenbleiben an dem anzu- zündenden Gegenstande zu sichern. (Fig. 505 a und b.)
Waren für den Krieg die Formen für die Bolzen im allgemeinen wenig unterschieden, so war für den Gebrauch auf der Jagd gerade das Gegenteil der Fall. Je nach der Grösse und Gattung des Wildes kommen hier die mannigfaltigsten Spitzeneisenformen vor. Ihrer Ge- stalt nach unterscheiden wir Stichbolzen (Fig. 506 a, 507 a) mit spitzigen Eisen, leichte für grösseres Federwild, schwere und scharfe ausschliesslich für Haarwild und zur Bärenjagd.
Bolzenspitzen mit Widerhaken (Fig. 507 b) kamen bei Brand- pfeilen, sonst aber selbst im frühen Mittelalter für Krieg und Jagd wenig in Verwendung. Man führte sie in Spanien, wo sie durch die
[Abbildung]
Fig. 507.
Formen von Bolzeneisen. a. Stichbolzeneisen. b. Grosses bärtiges Eisen. c. Schneidebolzeneisen. d. Gabelbolzeneisen. Königliches Zeughaus in Berlin.
Mauren in die christlichen Heere gekommen waren; auch in England wurden zahlreichere bärtige Spitzen ausgegraben, sonst kommen derlei Formen gemeiniglich nur bei Bogenpfeilen vor. Schlag- oder Prell- bolzen (matras) mit ganz flachen, platten oder abgerundeten Eisen waren dazu bestimmt, das Wild statt es zu töten, bloss zu betäuben, damit das kostbare Fell nicht verletzt und, falls das Wild nicht zu- sammenbrach, der kostbaren Bolzen nicht verloren wurde Daraus ergibt
II. Die Angriffswaffen.
Eine besondere Gattung unter den Bolzen für den Gebrauch im Kriege bildeten die Brandpfeile (flèches incendiaires, falariques). Sie waren mit Brandballen ausgerüstet und besaſsen Spitzen mit Widerhaken (têtes barbelées), um das Haftenbleiben an dem anzu- zündenden Gegenstande zu sichern. (Fig. 505 a und b.)
Waren für den Krieg die Formen für die Bolzen im allgemeinen wenig unterschieden, so war für den Gebrauch auf der Jagd gerade das Gegenteil der Fall. Je nach der Gröſse und Gattung des Wildes kommen hier die mannigfaltigsten Spitzeneisenformen vor. Ihrer Ge- stalt nach unterscheiden wir Stichbolzen (Fig. 506 a, 507 a) mit spitzigen Eisen, leichte für gröſseres Federwild, schwere und scharfe ausschlieſslich für Haarwild und zur Bärenjagd.
Bolzenspitzen mit Widerhaken (Fig. 507 b) kamen bei Brand- pfeilen, sonst aber selbst im frühen Mittelalter für Krieg und Jagd wenig in Verwendung. Man führte sie in Spanien, wo sie durch die
[Abbildung]
Fig. 507.
Formen von Bolzeneisen. a. Stichbolzeneisen. b. Groſses bärtiges Eisen. c. Schneidebolzeneisen. d. Gabelbolzeneisen. Königliches Zeughaus in Berlin.
Mauren in die christlichen Heere gekommen waren; auch in England wurden zahlreichere bärtige Spitzen ausgegraben, sonst kommen derlei Formen gemeiniglich nur bei Bogenpfeilen vor. Schlag- oder Prell- bolzen (matras) mit ganz flachen, platten oder abgerundeten Eisen waren dazu bestimmt, das Wild statt es zu töten, bloſs zu betäuben, damit das kostbare Fell nicht verletzt und, falls das Wild nicht zu- sammenbrach, der kostbaren Bolzen nicht verloren wurde Daraus ergibt
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II. Die Angriffswaffen.
Eine besondere Gattung unter den Bolzen für den Gebrauch
im Kriege bildeten die Brandpfeile (flèches incendiaires, falariques).
Sie waren mit Brandballen ausgerüstet und besaſsen Spitzen mit
Widerhaken (têtes barbelées), um das Haftenbleiben an dem anzu-
zündenden Gegenstande zu sichern. (Fig. 505 a und b.)
Waren für den Krieg die Formen für die Bolzen im allgemeinen
wenig unterschieden, so war für den Gebrauch auf der Jagd gerade
das Gegenteil der Fall. Je nach der Gröſse und Gattung des Wildes
kommen hier die mannigfaltigsten Spitzeneisenformen vor. Ihrer Ge-
stalt nach unterscheiden wir Stichbolzen (Fig. 506 a, 507 a) mit
spitzigen Eisen, leichte für gröſseres Federwild, schwere und scharfe
ausschlieſslich für Haarwild und zur Bärenjagd.
Bolzenspitzen mit Widerhaken (Fig. 507 b) kamen bei Brand-
pfeilen, sonst aber selbst im frühen Mittelalter für Krieg und Jagd
wenig in Verwendung. Man führte sie in Spanien, wo sie durch die
[Abbildung Fig. 507. Formen von Bolzeneisen.
a. Stichbolzeneisen.
b. Groſses bärtiges Eisen.
c. Schneidebolzeneisen.
d. Gabelbolzeneisen.
Königliches Zeughaus in Berlin.]
Mauren in die christlichen Heere gekommen waren; auch in England
wurden zahlreichere bärtige Spitzen ausgegraben, sonst kommen derlei
Formen gemeiniglich nur bei Bogenpfeilen vor. Schlag- oder Prell-
bolzen (matras) mit ganz flachen, platten oder abgerundeten Eisen
waren dazu bestimmt, das Wild statt es zu töten, bloſs zu betäuben,
damit das kostbare Fell nicht verletzt und, falls das Wild nicht zu-
sammenbrach, der kostbaren Bolzen nicht verloren wurde Daraus ergibt
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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