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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
achtet führten sie um 1190 die Fusstruppen König Richards I.
von England, und Philipp August von Frankreich errichtete um
dieselbe Zeit die ersten Armrustschützen-Kompanien zu Fuss und zu
Pferd, was Veranlassung gab, dass Innocenz III. das Verbot des
Konzils erneuerte. Trotz dieser strengen Verbote kam die Waffe
doch zu hoher Bedeutung; der Befehlshaber der Armrustschützen
führte den Titel "Grandmaeitre de l'arbaleterie" und wurde später
unter die Marschälle von Frankreich eingereiht.

In Deutschland war die Armrust im 12. Jahrhundert häufig in
Gebrauch. Zwei Zeugen, fast aus der gleichen Zeit, finden sich da,
um ihr Bestehen zu beweisen: die im Dom zu Braunschweig unter
Heinrich dem Löwen ausgeführten Wandmalereien und die Stelle in

[Abbildung] Fig. 481.

Darstellung der Belagerung von Tyrus. Miniatur
einer Bibel vom Ausgange des 10. Jahrhunderts in der Nationalbibliothek
zu Paris. Nach Louandre, Les arts somptuaires.

der "Eneit" des Heinrich von Veldeke, worin sie zuerst "Arm-
rust" genannt wird.

In der deutschen Ritterschaft war die Armrust vom Anbeginne
als eine heimtückische, somit unritterliche Waffe angesehen und ver-
schmäht; nur das Bürgertum in den Städten bediente sich ihrer
mit Vorliebe in der Absicht, die Kraftverhältnisse gegenüber dem
Landadel auszugleichen. In den deutschen und niederländischen
Städten, vornehmlich in jenen der Hansa, bildeten sich frühzeitig
sogenannte Schützengilden unter dem Schutze des heiligen Sebastian,
des heiligen Moriz und anderer Patrone. Schon im 13. Jahrhundert
wird die Armrust allgemeine Jagdwaffe wie früher die Schleuder und
der Bogen; und sie behält als solche ihre Beliebtheit noch lange, als

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D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust.
achtet führten sie um 1190 die Fuſstruppen König Richards I.
von England, und Philipp August von Frankreich errichtete um
dieselbe Zeit die ersten Armrustschützen-Kompanien zu Fuſs und zu
Pferd, was Veranlassung gab, daſs Innocenz III. das Verbot des
Konzils erneuerte. Trotz dieser strengen Verbote kam die Waffe
doch zu hoher Bedeutung; der Befehlshaber der Armrustschützen
führte den Titel „Grandmaître de l’arbalèterie“ und wurde später
unter die Marschälle von Frankreich eingereiht.

In Deutschland war die Armrust im 12. Jahrhundert häufig in
Gebrauch. Zwei Zeugen, fast aus der gleichen Zeit, finden sich da,
um ihr Bestehen zu beweisen: die im Dom zu Braunschweig unter
Heinrich dem Löwen ausgeführten Wandmalereien und die Stelle in

[Abbildung] Fig. 481.

Darstellung der Belagerung von Tyrus. Miniatur
einer Bibel vom Ausgange des 10. Jahrhunderts in der Nationalbibliothek
zu Paris. Nach Louandre, Les arts somptuaires.

der „Eneit“ des Heinrich von Veldeke, worin sie zuerst „Arm-
rust“ genannt wird.

In der deutschen Ritterschaft war die Armrust vom Anbeginne
als eine heimtückische, somit unritterliche Waffe angesehen und ver-
schmäht; nur das Bürgertum in den Städten bediente sich ihrer
mit Vorliebe in der Absicht, die Kraftverhältnisse gegenüber dem
Landadel auszugleichen. In den deutschen und niederländischen
Städten, vornehmlich in jenen der Hansa, bildeten sich frühzeitig
sogenannte Schützengilden unter dem Schutze des heiligen Sebastian,
des heiligen Moriz und anderer Patrone. Schon im 13. Jahrhundert
wird die Armrust allgemeine Jagdwaffe wie früher die Schleuder und
der Bogen; und sie behält als solche ihre Beliebtheit noch lange, als

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[403/0421] D. Die Fernwaffen. 3. Die Armrust. achtet führten sie um 1190 die Fuſstruppen König Richards I. von England, und Philipp August von Frankreich errichtete um dieselbe Zeit die ersten Armrustschützen-Kompanien zu Fuſs und zu Pferd, was Veranlassung gab, daſs Innocenz III. das Verbot des Konzils erneuerte. Trotz dieser strengen Verbote kam die Waffe doch zu hoher Bedeutung; der Befehlshaber der Armrustschützen führte den Titel „Grandmaître de l’arbalèterie“ und wurde später unter die Marschälle von Frankreich eingereiht. In Deutschland war die Armrust im 12. Jahrhundert häufig in Gebrauch. Zwei Zeugen, fast aus der gleichen Zeit, finden sich da, um ihr Bestehen zu beweisen: die im Dom zu Braunschweig unter Heinrich dem Löwen ausgeführten Wandmalereien und die Stelle in [Abbildung Fig. 481. Darstellung der Belagerung von Tyrus. Miniatur einer Bibel vom Ausgange des 10. Jahrhunderts in der Nationalbibliothek zu Paris. Nach Louandre, Les arts somptuaires.] der „Eneit“ des Heinrich von Veldeke, worin sie zuerst „Arm- rust“ genannt wird. In der deutschen Ritterschaft war die Armrust vom Anbeginne als eine heimtückische, somit unritterliche Waffe angesehen und ver- schmäht; nur das Bürgertum in den Städten bediente sich ihrer mit Vorliebe in der Absicht, die Kraftverhältnisse gegenüber dem Landadel auszugleichen. In den deutschen und niederländischen Städten, vornehmlich in jenen der Hansa, bildeten sich frühzeitig sogenannte Schützengilden unter dem Schutze des heiligen Sebastian, des heiligen Moriz und anderer Patrone. Schon im 13. Jahrhundert wird die Armrust allgemeine Jagdwaffe wie früher die Schleuder und der Bogen; und sie behält als solche ihre Beliebtheit noch lange, als 26*

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/421>, abgerufen am 25.11.2024.