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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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D. Die Fernwaffen. 2. Der Bogen.
wodurch seine Spannkraft bereits in Verwendung genommen wird. Wird
nun überdies die Sehne zum Abschnellen des Pfeiles angezogen, so
tritt eine noch vermehrte Abbiegung des Bogens bis a" ein, wodurch
seine relative Festigkeit einen Moment lang aufs äusserste in Anspruch
genommen wird. Nur durch die raffinirteste Ausnützung des Materiales
liess sich eine so bedeutende Aufzughöhe erzielen, und dadurch er-
klärt sich auch die nahezu unglaubliche Leistungsfähigkeit der orien-
talischen Bogen bezüglich ihrer Tragweite und Treffsicherheit.

[Abbildung] Fig. 474.

Arabischer Bogen ohne Sehne mit feinen Arabesken
in Gold auf grünem Lackgrunde, in allen Teilen bemalt. Kriegsbeute
aus einem der türkischen Feldzüge 1556 oder 1566.

Selbst die einfachsten orientalischen Bogen sind meist an den
oberen Seiten und an den Handgriffen mit feiner Lackmalerei in
oft reizenden Zeichnungen verziert; jene der Vornehmeren aber er-
regen durch ihre reiche Ausstattung in Goldmalerei auf farbigem

D. Die Fernwaffen. 2. Der Bogen.
wodurch seine Spannkraft bereits in Verwendung genommen wird. Wird
nun überdies die Sehne zum Abschnellen des Pfeiles angezogen, so
tritt eine noch vermehrte Abbiegung des Bogens bis a″ ein, wodurch
seine relative Festigkeit einen Moment lang aufs äuſserste in Anspruch
genommen wird. Nur durch die raffinirteste Ausnützung des Materiales
lieſs sich eine so bedeutende Aufzughöhe erzielen, und dadurch er-
klärt sich auch die nahezu unglaubliche Leistungsfähigkeit der orien-
talischen Bogen bezüglich ihrer Tragweite und Treffsicherheit.

[Abbildung] Fig. 474.

Arabischer Bogen ohne Sehne mit feinen Arabesken
in Gold auf grünem Lackgrunde, in allen Teilen bemalt. Kriegsbeute
aus einem der türkischen Feldzüge 1556 oder 1566.

Selbst die einfachsten orientalischen Bogen sind meist an den
oberen Seiten und an den Handgriffen mit feiner Lackmalerei in
oft reizenden Zeichnungen verziert; jene der Vornehmeren aber er-
regen durch ihre reiche Ausstattung in Goldmalerei auf farbigem

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[397/0415] D. Die Fernwaffen. 2. Der Bogen. wodurch seine Spannkraft bereits in Verwendung genommen wird. Wird nun überdies die Sehne zum Abschnellen des Pfeiles angezogen, so tritt eine noch vermehrte Abbiegung des Bogens bis a″ ein, wodurch seine relative Festigkeit einen Moment lang aufs äuſserste in Anspruch genommen wird. Nur durch die raffinirteste Ausnützung des Materiales lieſs sich eine so bedeutende Aufzughöhe erzielen, und dadurch er- klärt sich auch die nahezu unglaubliche Leistungsfähigkeit der orien- talischen Bogen bezüglich ihrer Tragweite und Treffsicherheit. [Abbildung Fig. 474. Arabischer Bogen ohne Sehne mit feinen Arabesken in Gold auf grünem Lackgrunde, in allen Teilen bemalt. Kriegsbeute aus einem der türkischen Feldzüge 1556 oder 1566. ] Selbst die einfachsten orientalischen Bogen sind meist an den oberen Seiten und an den Handgriffen mit feiner Lackmalerei in oft reizenden Zeichnungen verziert; jene der Vornehmeren aber er- regen durch ihre reiche Ausstattung in Goldmalerei auf farbigem

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/415>, abgerufen am 22.11.2024.