Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Die Angriffswaffen.
unter den Karolingern in den Kämpfen mit den Mauren in Spanien
von diesen übernommen wurde, wie das auch aus der zuweilen vor-
kommenden Bezeichnung "algier" zu vermuten ist. Von den Dards
(darz) geschieht auch erst im Rolandsliede Erwähnung. Es spricht
zwar der normanische Poet Wilhelm Guiart 1302 von "dars"; damals
und überhaupt vom 12. Jahrhundert an war der Name indes auf den
gemeinen Fussknechtspiess übertragen und hat sich in dieser Bedeu-
tung bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Man findet die Bezeichnung
Tardaeisen in den Inventaren der Zeughäuser bis 1647.*) (Fig. 356.)

[Abbildung] Fig. 357.

Fig. 357.     Die Lanze des heiligen Mauritius (getötet 286)
in der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses zu Wien. Ohne
die späteren Durchbrechungen der Klinge gezeichnet. Nach Leitner.

[Abbildung] Fig. 358.

Fig. 358.     Spiesseisenformen aus dem psalterium aureum vom
Ende des 8. Jahrhunderts. Nach Rahn, Psalt. aur.

In der Hand des Fussstreiters und für den Nahkampf musste
naturgemäss der Spiess stärker in Schaft und Eisen werden; zuerst
merken wir diese Zunahme bei den Germanen.

Vom 9. Jahrhundert an tritt uns zuerst eine Spiessform ent-

*) Vergl. "Die Waffen des Landeszeughauses zu Graz" von F. G. v. M.
1880.

II. Die Angriffswaffen.
unter den Karolingern in den Kämpfen mit den Mauren in Spanien
von diesen übernommen wurde, wie das auch aus der zuweilen vor-
kommenden Bezeichnung „algier“ zu vermuten ist. Von den Dards
(darz) geschieht auch erst im Rolandsliede Erwähnung. Es spricht
zwar der normanische Poet Wilhelm Guiart 1302 von „dars“; damals
und überhaupt vom 12. Jahrhundert an war der Name indes auf den
gemeinen Fuſsknechtspieſs übertragen und hat sich in dieser Bedeu-
tung bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Man findet die Bezeichnung
Tardaeisen in den Inventaren der Zeughäuser bis 1647.*) (Fig. 356.)

[Abbildung] Fig. 357.

Fig. 357.     Die Lanze des heiligen Mauritius (getötet 286)
in der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses zu Wien. Ohne
die späteren Durchbrechungen der Klinge gezeichnet. Nach Leitner.

[Abbildung] Fig. 358.

Fig. 358.     Spieſseisenformen aus dem psalterium aureum vom
Ende des 8. Jahrhunderts. Nach Rahn, Psalt. aur.

In der Hand des Fuſsstreiters und für den Nahkampf muſste
naturgemäſs der Spieſs stärker in Schaft und Eisen werden; zuerst
merken wir diese Zunahme bei den Germanen.

Vom 9. Jahrhundert an tritt uns zuerst eine Spieſsform ent-

*) Vergl. „Die Waffen des Landeszeughauses zu Graz“ von F. G. v. M.
1880.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0326" n="308"/><fw place="top" type="header">II. Die Angriffswaffen.</fw><lb/>
unter den Karolingern in den Kämpfen mit den Mauren in Spanien<lb/>
von diesen übernommen wurde, wie das auch aus der zuweilen vor-<lb/>
kommenden Bezeichnung &#x201E;algier&#x201C; zu vermuten ist. Von den Dards<lb/>
(darz) geschieht auch erst im Rolandsliede Erwähnung. Es spricht<lb/>
zwar der normanische Poet Wilhelm Guiart 1302 von &#x201E;dars&#x201C;; damals<lb/>
und überhaupt vom 12. Jahrhundert an war der Name indes auf den<lb/>
gemeinen Fu&#x017F;sknechtspie&#x017F;s übertragen und hat sich in dieser Bedeu-<lb/>
tung bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Man findet die Bezeichnung<lb/>
Tardaeisen in den Inventaren der Zeughäuser bis 1647.<note place="foot" n="*)">Vergl. &#x201E;Die Waffen des Landeszeughauses zu Graz&#x201C; von F. G. v. M.<lb/>
1880.</note> (Fig. 356.)</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 357.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Fig</hi>. 357. <space dim="horizontal"/> Die <hi rendition="#g">Lanze des heiligen Mauritius</hi> (getötet 286)<lb/>
in der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses zu Wien. Ohne<lb/>
die späteren Durchbrechungen der Klinge gezeichnet. Nach Leitner.</p>
            </figure><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 358.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Fig</hi>. 358. <space dim="horizontal"/><hi rendition="#g">Spie&#x017F;seisenformen</hi> aus dem psalterium aureum vom<lb/>
Ende des 8. Jahrhunderts. Nach Rahn, Psalt. aur.</p>
            </figure><lb/>
            <p>In der Hand des Fu&#x017F;sstreiters und für den Nahkampf mu&#x017F;ste<lb/>
naturgemä&#x017F;s der Spie&#x017F;s stärker in Schaft und Eisen werden; zuerst<lb/>
merken wir diese Zunahme bei den Germanen.</p><lb/>
            <p>Vom 9. Jahrhundert an tritt uns zuerst eine Spie&#x017F;sform ent-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0326] II. Die Angriffswaffen. unter den Karolingern in den Kämpfen mit den Mauren in Spanien von diesen übernommen wurde, wie das auch aus der zuweilen vor- kommenden Bezeichnung „algier“ zu vermuten ist. Von den Dards (darz) geschieht auch erst im Rolandsliede Erwähnung. Es spricht zwar der normanische Poet Wilhelm Guiart 1302 von „dars“; damals und überhaupt vom 12. Jahrhundert an war der Name indes auf den gemeinen Fuſsknechtspieſs übertragen und hat sich in dieser Bedeu- tung bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Man findet die Bezeichnung Tardaeisen in den Inventaren der Zeughäuser bis 1647. *) (Fig. 356.) [Abbildung Fig. 357. Fig. 357. Die Lanze des heiligen Mauritius (getötet 286) in der Schatzkammer des österreichischen Kaiserhauses zu Wien. Ohne die späteren Durchbrechungen der Klinge gezeichnet. Nach Leitner. ] [Abbildung Fig. 358. Fig. 358. Spieſseisenformen aus dem psalterium aureum vom Ende des 8. Jahrhunderts. Nach Rahn, Psalt. aur. ] In der Hand des Fuſsstreiters und für den Nahkampf muſste naturgemäſs der Spieſs stärker in Schaft und Eisen werden; zuerst merken wir diese Zunahme bei den Germanen. Vom 9. Jahrhundert an tritt uns zuerst eine Spieſsform ent- *) Vergl. „Die Waffen des Landeszeughauses zu Graz“ von F. G. v. M. 1880.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/326
Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/326>, abgerufen am 25.11.2024.