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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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A. Blanke Waffen. 4. Der Dolch.

Ebenso wie bei den Schwertern finden wir auch an den Dolchen
die mannigfachsten Griffformen. Die ältesten Dolche besitzen ent-
weder gar keine oder nur kurze Parierstangen, dafür aber starke
Stichblätter, erst im 14. Jahrhundert bildet man die Griffe den
Schwertern ähnlich, anfänglich mit kurzen, abwärts gerichteten, später
mit oft langen, geraden Parierstangen und einfachen oder doppelten
Parierringen, welch letztere zuweilen irrig als Daumenringe bezeichnet
werden. Aus den Maureskenstaaten kommen jene zweiflügeligen
Knäufe (pommeaux a oreilles), die wir an Handschars erblicken, auch
an Dolchen in Italien und Frankreich in Aufnahme, wo sie noch
bis ins 16. Jahrhundert erzeugt werden. (Fig. 352.)

Es verlohnt sich der Mühe, zu beobachten, wie der Griff an
orientalischen Dolchen aus den rohesten Formen heraus in gleichen

[Abbildung] Fig. 350.

Indischer Khuttar mit Griff aus Bronze und blatt-
förmiger geschliffener Klinge. Kaiserl. Waffensammlung zu Zarskoe-
Selo.

[Abbildung] Fig. 351.

Indischer Khuttar mit Griff aus Messing mit dop-
pelter mit gehauenen Ornamenten verzierter Klinge. Kaiserl. Waffen-
sammlung zu Zarskoe-Selo.

Typen bis zur reichsten Ausstattung sich durchbildet und entwickelt.
So der Griff am gemeinen türkischen Dolch aus einem Stücke ein-
gekerbtem Holz, der maurische aus einem Röhrenknochen, der indische
aus einem Bambusrohre u. a.

Bei den orientalischen Dolchen haben Griffe und Scheiden
gemeiniglich eine übereinstimmende oder doch einander ähnliche
dekorative Ausstattung, und die von altersher hohe Entwickelung
der dekorativen Kunst im Oriente macht es begreiflich, dass

A. Blanke Waffen. 4. Der Dolch.

Ebenso wie bei den Schwertern finden wir auch an den Dolchen
die mannigfachsten Griffformen. Die ältesten Dolche besitzen ent-
weder gar keine oder nur kurze Parierstangen, dafür aber starke
Stichblätter, erst im 14. Jahrhundert bildet man die Griffe den
Schwertern ähnlich, anfänglich mit kurzen, abwärts gerichteten, später
mit oft langen, geraden Parierstangen und einfachen oder doppelten
Parierringen, welch letztere zuweilen irrig als Daumenringe bezeichnet
werden. Aus den Maureskenstaaten kommen jene zweiflügeligen
Knäufe (pommeaux à oreilles), die wir an Handschars erblicken, auch
an Dolchen in Italien und Frankreich in Aufnahme, wo sie noch
bis ins 16. Jahrhundert erzeugt werden. (Fig. 352.)

Es verlohnt sich der Mühe, zu beobachten, wie der Griff an
orientalischen Dolchen aus den rohesten Formen heraus in gleichen

[Abbildung] Fig. 350.

Indischer Khuttar mit Griff aus Bronze und blatt-
förmiger geschliffener Klinge. Kaiserl. Waffensammlung zu Zarskoë-
Selo.

[Abbildung] Fig. 351.

Indischer Khuttar mit Griff aus Messing mit dop-
pelter mit gehauenen Ornamenten verzierter Klinge. Kaiserl. Waffen-
sammlung zu Zarskoë-Selo.

Typen bis zur reichsten Ausstattung sich durchbildet und entwickelt.
So der Griff am gemeinen türkischen Dolch aus einem Stücke ein-
gekerbtem Holz, der maurische aus einem Röhrenknochen, der indische
aus einem Bambusrohre u. a.

Bei den orientalischen Dolchen haben Griffe und Scheiden
gemeiniglich eine übereinstimmende oder doch einander ähnliche
dekorative Ausstattung, und die von altersher hohe Entwickelung
der dekorativen Kunst im Oriente macht es begreiflich, daſs

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[303/0321] A. Blanke Waffen. 4. Der Dolch. Ebenso wie bei den Schwertern finden wir auch an den Dolchen die mannigfachsten Griffformen. Die ältesten Dolche besitzen ent- weder gar keine oder nur kurze Parierstangen, dafür aber starke Stichblätter, erst im 14. Jahrhundert bildet man die Griffe den Schwertern ähnlich, anfänglich mit kurzen, abwärts gerichteten, später mit oft langen, geraden Parierstangen und einfachen oder doppelten Parierringen, welch letztere zuweilen irrig als Daumenringe bezeichnet werden. Aus den Maureskenstaaten kommen jene zweiflügeligen Knäufe (pommeaux à oreilles), die wir an Handschars erblicken, auch an Dolchen in Italien und Frankreich in Aufnahme, wo sie noch bis ins 16. Jahrhundert erzeugt werden. (Fig. 352.) Es verlohnt sich der Mühe, zu beobachten, wie der Griff an orientalischen Dolchen aus den rohesten Formen heraus in gleichen [Abbildung Fig. 350. Indischer Khuttar mit Griff aus Bronze und blatt- förmiger geschliffener Klinge. Kaiserl. Waffensammlung zu Zarskoë- Selo.] [Abbildung Fig. 351. Indischer Khuttar mit Griff aus Messing mit dop- pelter mit gehauenen Ornamenten verzierter Klinge. Kaiserl. Waffen- sammlung zu Zarskoë-Selo.] Typen bis zur reichsten Ausstattung sich durchbildet und entwickelt. So der Griff am gemeinen türkischen Dolch aus einem Stücke ein- gekerbtem Holz, der maurische aus einem Röhrenknochen, der indische aus einem Bambusrohre u. a. Bei den orientalischen Dolchen haben Griffe und Scheiden gemeiniglich eine übereinstimmende oder doch einander ähnliche dekorative Ausstattung, und die von altersher hohe Entwickelung der dekorativen Kunst im Oriente macht es begreiflich, daſs

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/321>, abgerufen am 22.11.2024.