unter der Bezeichnung "cinque dea" (cinque dita), von der Breite der Klinge hergeleitet, die an der Angel genau die Handbreite besass. (Fig. 297.)
Ihr Knauf ist scheibenförmig mit dem Griff aus einem Stücke, die gestutzten Parierstangen sind bogenförmig nach abwärts gebogen, die übermässig breite, selten über 35 cm. lange Klinge mit Hohlschliffen läuft geradlinig spitzig zu. So bildet die Ochsenzunge gewissermassen einen Übergang zum Dolch. Man findet sie in der einfachsten und plumpsten wie in der zierlichsten und reichsten Form.
Am Ende des 15. Jahrhunderts kommen uns zuweilen Klingen- formen vor Augen, welche ihr Entstehen mehr einer phantastischen Anschauung als praktischen Erwägungen verdanken; es sind dies die geflammten Klingen, im Vereine mit ihrer Fassung auch Flammberge genannt. Auch der Gebrauch von geflammten Klingen stammt übrigens nicht erst aus dem 15. Jahrhundert. Ein mit solcher Klinge ausgestattetes eisernes Kurzschwert wurde 1885 in einem prähistorischen Grabe bei Mönchsbruch in Hessen gefunden.*) Eine nur oberflächliche Betrachtung wird zur Überzeugung führen, dass eine solche Klingenform keineswegs als eine Verbesserung zu be- trachten ist; nichtsdestoweniger erhält sich deren Gebrauch bis in das 17. Jahrhundert. In den Landsknechtheeren Karls V. finden wir die geflammten Klingen mit Vorliebe angewendet, besonders häufig an Zweihändern. Die Doppelsöldner, welche solche Klingen führten, erachteten sie für martialischer.
Mit dem Auftreten der doppelten Faustschutzbügel trat eine kleine Neuerung in der Klingenkonstruktion ins Leben. Der Teil der Klinge von der Parierstange bis zum unteren Faustschutzbügel erwies sich für den Hieb unbrauchbar, man verlängerte deshalb die Angel so weit, dass die Klinge selbst erst unmittelbar am unteren Bügel ansetzte. Der bis zur Parirstange reichende Teil der Angel "Ansatz" wurde mit Vorliebe als Stelle für die Klingenschmied- und Beschaumarken benutzt. Die ersten so gebildeten Klingen kamen am Beginne des 16. Jahrhunderts aus Spanien, später werden solche allenthalben erzeugt, besonders in Mailand, Brescia und Belluno. (Fig. 298.) Bei Schwertern ist die Klinge mit Ansatz nicht allgemein gebräuchlich, wohl aber, wie wir ersehen werden, bei Degen.
In der Bewaffnung des Fussvolkes der meisten Heere im 15. und 16. Jahrhundert nimmt das Schwert nicht die erste Stelle ein. Bei den Schweizern, Franzosen und Deutschen ist die Stangenwaffe immer von hervorragender Bedeutung; nur die Italiener und die Spanier machen da eine Ausnahme. In seltenen Fällen gerieten die Heer- haufen so enge aneinander, dass die Stangenwaffe nicht mehr in
*) Zentralblätter des hist. Vereins für das Grossherzogtum Hessen 1855, 4.
II. Die Angriffswaffen.
unter der Bezeichnung „cinque dea“ (cinque dita), von der Breite der Klinge hergeleitet, die an der Angel genau die Handbreite besaſs. (Fig. 297.)
Ihr Knauf ist scheibenförmig mit dem Griff aus einem Stücke, die gestutzten Parierstangen sind bogenförmig nach abwärts gebogen, die übermäſsig breite, selten über 35 cm. lange Klinge mit Hohlschliffen läuft geradlinig spitzig zu. So bildet die Ochsenzunge gewissermaſsen einen Übergang zum Dolch. Man findet sie in der einfachsten und plumpsten wie in der zierlichsten und reichsten Form.
Am Ende des 15. Jahrhunderts kommen uns zuweilen Klingen- formen vor Augen, welche ihr Entstehen mehr einer phantastischen Anschauung als praktischen Erwägungen verdanken; es sind dies die geflammten Klingen, im Vereine mit ihrer Fassung auch Flammberge genannt. Auch der Gebrauch von geflammten Klingen stammt übrigens nicht erst aus dem 15. Jahrhundert. Ein mit solcher Klinge ausgestattetes eisernes Kurzschwert wurde 1885 in einem prähistorischen Grabe bei Mönchsbruch in Hessen gefunden.*) Eine nur oberflächliche Betrachtung wird zur Überzeugung führen, daſs eine solche Klingenform keineswegs als eine Verbesserung zu be- trachten ist; nichtsdestoweniger erhält sich deren Gebrauch bis in das 17. Jahrhundert. In den Landsknechtheeren Karls V. finden wir die geflammten Klingen mit Vorliebe angewendet, besonders häufig an Zweihändern. Die Doppelsöldner, welche solche Klingen führten, erachteten sie für martialischer.
Mit dem Auftreten der doppelten Faustschutzbügel trat eine kleine Neuerung in der Klingenkonstruktion ins Leben. Der Teil der Klinge von der Parierstange bis zum unteren Faustschutzbügel erwies sich für den Hieb unbrauchbar, man verlängerte deshalb die Angel so weit, daſs die Klinge selbst erst unmittelbar am unteren Bügel ansetzte. Der bis zur Parirstange reichende Teil der Angel „Ansatz“ wurde mit Vorliebe als Stelle für die Klingenschmied- und Beschaumarken benutzt. Die ersten so gebildeten Klingen kamen am Beginne des 16. Jahrhunderts aus Spanien, später werden solche allenthalben erzeugt, besonders in Mailand, Brescia und Belluno. (Fig. 298.) Bei Schwertern ist die Klinge mit Ansatz nicht allgemein gebräuchlich, wohl aber, wie wir ersehen werden, bei Degen.
In der Bewaffnung des Fuſsvolkes der meisten Heere im 15. und 16. Jahrhundert nimmt das Schwert nicht die erste Stelle ein. Bei den Schweizern, Franzosen und Deutschen ist die Stangenwaffe immer von hervorragender Bedeutung; nur die Italiener und die Spanier machen da eine Ausnahme. In seltenen Fällen gerieten die Heer- haufen so enge aneinander, daſs die Stangenwaffe nicht mehr in
*) Zentralblätter des hist. Vereins für das Groſsherzogtum Hessen 1855, 4.
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II. Die Angriffswaffen.
unter der Bezeichnung „cinque dea“ (cinque dita), von der Breite der
Klinge hergeleitet, die an der Angel genau die Handbreite besaſs.
(Fig. 297.)
Ihr Knauf ist scheibenförmig mit dem Griff aus einem Stücke,
die gestutzten Parierstangen sind bogenförmig nach abwärts gebogen,
die übermäſsig breite, selten über 35 cm. lange Klinge mit
Hohlschliffen läuft geradlinig spitzig zu. So bildet die Ochsenzunge
gewissermaſsen einen Übergang zum Dolch. Man findet sie in der
einfachsten und plumpsten wie in der zierlichsten und reichsten Form.
Am Ende des 15. Jahrhunderts kommen uns zuweilen Klingen-
formen vor Augen, welche ihr Entstehen mehr einer phantastischen
Anschauung als praktischen Erwägungen verdanken; es sind dies
die geflammten Klingen, im Vereine mit ihrer Fassung auch
Flammberge genannt. Auch der Gebrauch von geflammten Klingen
stammt übrigens nicht erst aus dem 15. Jahrhundert. Ein mit
solcher Klinge ausgestattetes eisernes Kurzschwert wurde 1885 in
einem prähistorischen Grabe bei Mönchsbruch in Hessen gefunden. *)
Eine nur oberflächliche Betrachtung wird zur Überzeugung führen,
daſs eine solche Klingenform keineswegs als eine Verbesserung zu be-
trachten ist; nichtsdestoweniger erhält sich deren Gebrauch bis in
das 17. Jahrhundert. In den Landsknechtheeren Karls V. finden
wir die geflammten Klingen mit Vorliebe angewendet, besonders häufig
an Zweihändern. Die Doppelsöldner, welche solche Klingen führten,
erachteten sie für martialischer.
Mit dem Auftreten der doppelten Faustschutzbügel trat eine
kleine Neuerung in der Klingenkonstruktion ins Leben. Der Teil
der Klinge von der Parierstange bis zum unteren Faustschutzbügel
erwies sich für den Hieb unbrauchbar, man verlängerte deshalb die
Angel so weit, daſs die Klinge selbst erst unmittelbar am unteren
Bügel ansetzte. Der bis zur Parirstange reichende Teil der Angel
„Ansatz“ wurde mit Vorliebe als Stelle für die Klingenschmied- und
Beschaumarken benutzt. Die ersten so gebildeten Klingen kamen
am Beginne des 16. Jahrhunderts aus Spanien, später werden solche
allenthalben erzeugt, besonders in Mailand, Brescia und Belluno.
(Fig. 298.) Bei Schwertern ist die Klinge mit Ansatz nicht allgemein
gebräuchlich, wohl aber, wie wir ersehen werden, bei Degen.
In der Bewaffnung des Fuſsvolkes der meisten Heere im 15. und
16. Jahrhundert nimmt das Schwert nicht die erste Stelle ein. Bei
den Schweizern, Franzosen und Deutschen ist die Stangenwaffe immer
von hervorragender Bedeutung; nur die Italiener und die Spanier
machen da eine Ausnahme. In seltenen Fällen gerieten die Heer-
haufen so enge aneinander, daſs die Stangenwaffe nicht mehr in
*) Zentralblätter des hist. Vereins für das Groſsherzogtum Hessen 1855, 4.
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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/278>, abgerufen am 25.11.2024.
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