Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.9. Der Schild. In den Zeugbüchern Maximilians I. heisst es über die Pavesen "Man fyndt hirin auch pavesen, Stark schon nach vorteil ausglesen. Vor zeiten gepraucht man die mer, E die langen spiess kamen her." Anders war es in den italienischen, französischen und spanischen [Abbildung]
Fig. 200. auch dieser erfuhr wenigstens teilweise vom Ende des 15. JahrhundertsArmschild mit Stossklinge. Aus den Zeugbüchern an eine Umwandlung in der Form. Wir finden nämlich gegen das Ende des 15. Jahrhunderts bei den Spaniern wie bei den Italienern eine Art Schild, die sich von allen bisher gekannten Formen wesent- lich unterscheidet. Bei den meisten ist nämlich das linke Armzeug mit dem Schilde derart in Verbindung, dass beide Teile gewisser- massen ein Ganzes bilden. Die so gestalteten Schilde wurden all- mählich mit vielen und zuweilen komplizierten Vorrichtungen ausge- stattet, wodurch sie ihren bisherigen Charakter nicht unwesentlich ver- änderten. (Fig. 200.) Zunächst versah man sie mit Spitzen und Klingen, manchmal auch mit sägeförmig tief eingekerbten Klingen, sogenannten "Degenbrechern", dann mit einer oder mehreren 9. Der Schild. In den Zeugbüchern Maximilians I. heiſst es über die Pavesen „Man fyndt hirin auch pavesen, Stark schon nach vorteil ausglesen. Vor zeiten gepraucht man die mer, E die langen spieſs kamen her.“ Anders war es in den italienischen, französischen und spanischen [Abbildung]
Fig. 200. auch dieser erfuhr wenigstens teilweise vom Ende des 15. JahrhundertsArmschild mit Stoſsklinge. Aus den Zeugbüchern an eine Umwandlung in der Form. Wir finden nämlich gegen das Ende des 15. Jahrhunderts bei den Spaniern wie bei den Italienern eine Art Schild, die sich von allen bisher gekannten Formen wesent- lich unterscheidet. Bei den meisten ist nämlich das linke Armzeug mit dem Schilde derart in Verbindung, daſs beide Teile gewisser- maſsen ein Ganzes bilden. Die so gestalteten Schilde wurden all- mählich mit vielen und zuweilen komplizierten Vorrichtungen ausge- stattet, wodurch sie ihren bisherigen Charakter nicht unwesentlich ver- änderten. (Fig. 200.) Zunächst versah man sie mit Spitzen und Klingen, manchmal auch mit sägeförmig tief eingekerbten Klingen, sogenannten „Degenbrechern“, dann mit einer oder mehreren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0205" n="187"/> <fw place="top" type="header">9. Der Schild.</fw><lb/> <p>In den Zeugbüchern Maximilians I. heiſst es über die Pavesen<lb/> bezeichnend:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Man fyndt hirin auch pavesen,</l><lb/> <l>Stark schon nach vorteil ausglesen.</l><lb/> <l>Vor zeiten gepraucht man die mer,</l><lb/> <l>E die langen spieſs kamen her.“</l> </lg><lb/> <p>Anders war es in den italienischen, französischen und spanischen<lb/> Heeren. In diesen war noch die Fechtweise des 14. Jahrhunderts<lb/> mit dem Schwerte üblich. Die Italiener folgten hier den Traditionen<lb/> der Condottieri, die französischen Soldtruppen hielten die Fechtweise<lb/> der grandes compagnies und der tard-venus für unwiderstehlich und<lb/> bei den Spaniern hatte sich Schild und Degen gegen die Mauren als<lb/> der nationalen Art entsprechend bewährt. So finden wir in den ge-<lb/> nannten Heeren den Rundschild ununterbrochen in Gebrauch. Aber<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 200.</head><p><hi rendition="#g">Armschild mit Stoſsklinge</hi>. Aus den Zeugbüchern<lb/> Maximilians I. Zeug österr. Land. 15. Jahrhundert, Mitte.</p></figure><lb/> auch dieser erfuhr wenigstens teilweise vom Ende des 15. Jahrhunderts<lb/> an eine Umwandlung in der Form. Wir finden nämlich gegen das<lb/> Ende des 15. Jahrhunderts bei den Spaniern wie bei den Italienern<lb/> eine Art Schild, die sich von allen bisher gekannten Formen wesent-<lb/> lich unterscheidet. Bei den meisten ist nämlich das linke Armzeug<lb/> mit dem Schilde derart in Verbindung, daſs beide Teile gewisser-<lb/> maſsen ein Ganzes bilden. Die so gestalteten Schilde wurden all-<lb/> mählich mit vielen und zuweilen komplizierten Vorrichtungen ausge-<lb/> stattet, wodurch sie ihren bisherigen Charakter nicht unwesentlich ver-<lb/> änderten. (Fig. 200.) Zunächst versah man sie mit Spitzen und<lb/> Klingen, manchmal auch mit sägeförmig tief eingekerbten Klingen,<lb/> sogenannten „<hi rendition="#g">Degenbrechern</hi>“, dann mit einer oder mehreren<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0205]
9. Der Schild.
In den Zeugbüchern Maximilians I. heiſst es über die Pavesen
bezeichnend:
„Man fyndt hirin auch pavesen,
Stark schon nach vorteil ausglesen.
Vor zeiten gepraucht man die mer,
E die langen spieſs kamen her.“
Anders war es in den italienischen, französischen und spanischen
Heeren. In diesen war noch die Fechtweise des 14. Jahrhunderts
mit dem Schwerte üblich. Die Italiener folgten hier den Traditionen
der Condottieri, die französischen Soldtruppen hielten die Fechtweise
der grandes compagnies und der tard-venus für unwiderstehlich und
bei den Spaniern hatte sich Schild und Degen gegen die Mauren als
der nationalen Art entsprechend bewährt. So finden wir in den ge-
nannten Heeren den Rundschild ununterbrochen in Gebrauch. Aber
[Abbildung Fig. 200. Armschild mit Stoſsklinge. Aus den Zeugbüchern
Maximilians I. Zeug österr. Land. 15. Jahrhundert, Mitte.]
auch dieser erfuhr wenigstens teilweise vom Ende des 15. Jahrhunderts
an eine Umwandlung in der Form. Wir finden nämlich gegen das
Ende des 15. Jahrhunderts bei den Spaniern wie bei den Italienern
eine Art Schild, die sich von allen bisher gekannten Formen wesent-
lich unterscheidet. Bei den meisten ist nämlich das linke Armzeug
mit dem Schilde derart in Verbindung, daſs beide Teile gewisser-
maſsen ein Ganzes bilden. Die so gestalteten Schilde wurden all-
mählich mit vielen und zuweilen komplizierten Vorrichtungen ausge-
stattet, wodurch sie ihren bisherigen Charakter nicht unwesentlich ver-
änderten. (Fig. 200.) Zunächst versah man sie mit Spitzen und
Klingen, manchmal auch mit sägeförmig tief eingekerbten Klingen,
sogenannten „Degenbrechern“, dann mit einer oder mehreren
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