sogar noch entschiedener dadurch sich ausspricht, als sich am Unter- rande ein Zäpfchen bildet. Um 1620 verschwindet der Gansbauch, die Brust mit schwachem Grat wird nun so kurz, dass sie kaum bis ans Ende des Brustblattes reicht. Der Halsausschnitt ist sehr tief, und um 1650 wird das Bruststück mit dem Rückenstück nicht mehr auf der Schulter verschnallt, sondern von diesem reichen zwei mit Metallschuppen besetzte Bänder nach vorwärts, die an den Seiten der Brust in Kloben eingehakt werden. Diese kurzen Brüste, welche aber demungeachtet zuweilen ein enormes Gewicht besassen, erhalten sich bis in die Rokokoperiode. Da werden sie plötzlich länger, be-
[Abbildung]
Fig. 91.
Brust mit Gansbauch, Kragen und Beintaschen mit Schwarzätzung geziert von einem Feldharnische. Deutsche Arbeit um 1560.
halten aber die Einrichtung ihrer Befestigung mittelst Schuppenbänder. Bruststücke der Kürassiere um 1750 reichten bis über die Schulter hinauf, um sie leichter und sicherer zu tragen.
In den folgenden Figuren ersehen wir die Formenwandlungen der Bruststücke von 1450 bis 1640. (Fig. 92 bis 99.)
Schon um 1400 kommen uns italienische Harnischbrüste vor
I. Die Schutzwaffen.
sogar noch entschiedener dadurch sich ausspricht, als sich am Unter- rande ein Zäpfchen bildet. Um 1620 verschwindet der Gansbauch, die Brust mit schwachem Grat wird nun so kurz, daſs sie kaum bis ans Ende des Brustblattes reicht. Der Halsausschnitt ist sehr tief, und um 1650 wird das Bruststück mit dem Rückenstück nicht mehr auf der Schulter verschnallt, sondern von diesem reichen zwei mit Metallschuppen besetzte Bänder nach vorwärts, die an den Seiten der Brust in Kloben eingehakt werden. Diese kurzen Brüste, welche aber demungeachtet zuweilen ein enormes Gewicht besaſsen, erhalten sich bis in die Rokokoperiode. Da werden sie plötzlich länger, be-
[Abbildung]
Fig. 91.
Brust mit Gansbauch, Kragen und Beintaschen mit Schwarzätzung geziert von einem Feldharnische. Deutsche Arbeit um 1560.
halten aber die Einrichtung ihrer Befestigung mittelst Schuppenbänder. Bruststücke der Kürassiere um 1750 reichten bis über die Schulter hinauf, um sie leichter und sicherer zu tragen.
In den folgenden Figuren ersehen wir die Formenwandlungen der Bruststücke von 1450 bis 1640. (Fig. 92 bis 99.)
Schon um 1400 kommen uns italienische Harnischbrüste vor
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0110"n="92"/><fwplace="top"type="header">I. Die Schutzwaffen.</fw><lb/>
sogar noch entschiedener dadurch sich ausspricht, als sich am Unter-<lb/>
rande ein Zäpfchen bildet. Um 1620 verschwindet der Gansbauch,<lb/>
die Brust mit schwachem Grat wird nun so kurz, daſs sie kaum bis<lb/>
ans Ende des Brustblattes reicht. Der Halsausschnitt ist sehr tief,<lb/>
und um 1650 wird das Bruststück mit dem Rückenstück nicht mehr<lb/>
auf der Schulter verschnallt, sondern von diesem reichen zwei mit<lb/>
Metallschuppen besetzte Bänder nach vorwärts, die an den Seiten<lb/>
der Brust in Kloben eingehakt werden. Diese kurzen Brüste, welche<lb/>
aber demungeachtet zuweilen ein enormes Gewicht besaſsen, erhalten<lb/>
sich bis in die Rokokoperiode. Da werden sie plötzlich länger, be-<lb/><figure><head><hirendition="#g">Fig</hi>. 91.</head><p><hirendition="#g">Brust</hi> mit <hirendition="#g">Gansbauch, Kragen</hi> und <hirendition="#g">Beintaschen</hi><lb/>
mit Schwarzätzung geziert von einem Feldharnische. Deutsche Arbeit<lb/>
um 1560.</p></figure><lb/>
halten aber die Einrichtung ihrer Befestigung mittelst Schuppenbänder.<lb/>
Bruststücke der Kürassiere um 1750 reichten bis über die Schulter<lb/>
hinauf, um sie leichter und sicherer zu tragen.</p><lb/><p>In den folgenden Figuren ersehen wir die Formenwandlungen<lb/>
der Bruststücke von 1450 bis 1640. (Fig. 92 bis 99.)</p><lb/><p>Schon um 1400 kommen uns italienische Harnischbrüste vor<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[92/0110]
I. Die Schutzwaffen.
sogar noch entschiedener dadurch sich ausspricht, als sich am Unter-
rande ein Zäpfchen bildet. Um 1620 verschwindet der Gansbauch,
die Brust mit schwachem Grat wird nun so kurz, daſs sie kaum bis
ans Ende des Brustblattes reicht. Der Halsausschnitt ist sehr tief,
und um 1650 wird das Bruststück mit dem Rückenstück nicht mehr
auf der Schulter verschnallt, sondern von diesem reichen zwei mit
Metallschuppen besetzte Bänder nach vorwärts, die an den Seiten
der Brust in Kloben eingehakt werden. Diese kurzen Brüste, welche
aber demungeachtet zuweilen ein enormes Gewicht besaſsen, erhalten
sich bis in die Rokokoperiode. Da werden sie plötzlich länger, be-
[Abbildung Fig. 91. Brust mit Gansbauch, Kragen und Beintaschen
mit Schwarzätzung geziert von einem Feldharnische. Deutsche Arbeit
um 1560.]
halten aber die Einrichtung ihrer Befestigung mittelst Schuppenbänder.
Bruststücke der Kürassiere um 1750 reichten bis über die Schulter
hinauf, um sie leichter und sicherer zu tragen.
In den folgenden Figuren ersehen wir die Formenwandlungen
der Bruststücke von 1450 bis 1640. (Fig. 92 bis 99.)
Schon um 1400 kommen uns italienische Harnischbrüste vor
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/110>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.