Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.eine Fläche bilden und das Eindringen
des für Bücher so Das Unpraktische, was nun von Fachmännern con- Anders verhalten sich die auf Goldschnitt glatt ge- Die Firma Francois Bite
in Berlin, S, Annen- In den Vierzigerjahren erfreuten sich die ciselirten Im Jahre 1875 hat eine strebsame Maschinenfabrik in eine Flaͤche bilden und das Eindringen
des fuͤr Buͤcher so Das Unpraktische, was nun von Fachmaͤnnern con- Anders verhalten sich die auf Goldschnitt glatt ge- Die Firma Francois Bité
in Berlin, S, Annen- In den Vierzigerjahren erfreuten sich die ciselirten Im Jahre 1875 hat eine strebsame Maschinenfabrik in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0094" n="84"/><hi rendition="#g">eine</hi> Flaͤche bilden und das Eindringen des fuͤr Buͤcher so<lb/> schaͤdlichen Staubes zu verhindern. Wir sehen da bei den<lb/> praktischen Englaͤndern schon in den alten Bibliotheken<lb/> Buͤcher, welche nur oben am Buche einen Goldschnitt be-<lb/> sitzen und an der Seite, sowie unten weiß geblieben sind;<lb/> also der offenbare Zweck, das Eindringen des sich oben<lb/> lagernden Staubes zu verhindern.</p><lb/> <p>Das Unpraktische, was nun von Fachmaͤnnern con-<lb/> statirt worden war, war folgendes: „Durch die Relief-<lb/> pressungen erhaͤlt der Staub wieder freien Eintritt. Auch<lb/> macht ein solches Buch, wenn aufgeschlagen, keinen guten<lb/> Eindruck, indem man vor sich ein nicht beschnittenes Buch<lb/> zu haben glaubt, da bei jedem einzelnen Blatte die Pressung<lb/> deutlich sichtbar ist.‟</p><lb/> <p>Anders verhalten sich die auf Goldschnitt glatt ge-<lb/> preßten Ornamente u. s. w., welche die Eleganz eines jeden<lb/> Buchschnittes heben muͤssen.</p><lb/> <p>Die Firma Fran<hi rendition="#aq">c</hi>ois Bit<hi rendition="#aq">é</hi> in Berlin, S, Annen-<lb/> straße 15, ließ sich neue Albumschnitte patentiren, welche<lb/> die Vorzuͤge der mit der Hand ciselirten Schnitte besitzen,<lb/> ohne den Nachtheil der schweren Herstellungsart derselben<lb/> zu haben. Der Schnitt ist <hi rendition="#i">im Grunde matt</hi>, waͤhrend sich<lb/> die Ornamente im feurigsten Gold von dem matten Grunde<lb/> abheben.</p><lb/> <p>In den Vierzigerjahren erfreuten sich die ciselirten<lb/> Schnitte noch in der Provinz oͤfterer Nachfrage und haben<lb/> seitdem stets an Beliebtheit abgenommen, so daß wir die-<lb/> selben beinahe nun ganz vermissen.</p><lb/> <p>Im Jahre 1875 hat eine strebsame Maschinenfabrik in<lb/> Leipzig, und zwar die Firma O. Ronniger, eine Maschine<lb/> fuͤr ciselirte Buͤcherschnitte gebaut, und ist die Erfindung<lb/> obiger Maschine allgemein als ein nicht unbedeutender Fort-<lb/> schritt in der Buchbinderei anerkannt worden, und es unter-<lb/> liegt wohl keinem Zweifel, daß sich derartige Schnitte,<lb/> namentlich bei Prachtwerken und Gebetbuͤchern, sehr schnell<lb/> einbuͤrgern werden. Hierzu wird hauptsaͤchlich, ganz abge-<lb/> sehen von der erhoͤhten Eleganz, welche dieselben einen jeden<lb/> Buͤchereinbande verleihen, der enorm billige Herstellungs-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
eine Flaͤche bilden und das Eindringen des fuͤr Buͤcher so
schaͤdlichen Staubes zu verhindern. Wir sehen da bei den
praktischen Englaͤndern schon in den alten Bibliotheken
Buͤcher, welche nur oben am Buche einen Goldschnitt be-
sitzen und an der Seite, sowie unten weiß geblieben sind;
also der offenbare Zweck, das Eindringen des sich oben
lagernden Staubes zu verhindern.
Das Unpraktische, was nun von Fachmaͤnnern con-
statirt worden war, war folgendes: „Durch die Relief-
pressungen erhaͤlt der Staub wieder freien Eintritt. Auch
macht ein solches Buch, wenn aufgeschlagen, keinen guten
Eindruck, indem man vor sich ein nicht beschnittenes Buch
zu haben glaubt, da bei jedem einzelnen Blatte die Pressung
deutlich sichtbar ist.‟
Anders verhalten sich die auf Goldschnitt glatt ge-
preßten Ornamente u. s. w., welche die Eleganz eines jeden
Buchschnittes heben muͤssen.
Die Firma Francois Bité in Berlin, S, Annen-
straße 15, ließ sich neue Albumschnitte patentiren, welche
die Vorzuͤge der mit der Hand ciselirten Schnitte besitzen,
ohne den Nachtheil der schweren Herstellungsart derselben
zu haben. Der Schnitt ist im Grunde matt, waͤhrend sich
die Ornamente im feurigsten Gold von dem matten Grunde
abheben.
In den Vierzigerjahren erfreuten sich die ciselirten
Schnitte noch in der Provinz oͤfterer Nachfrage und haben
seitdem stets an Beliebtheit abgenommen, so daß wir die-
selben beinahe nun ganz vermissen.
Im Jahre 1875 hat eine strebsame Maschinenfabrik in
Leipzig, und zwar die Firma O. Ronniger, eine Maschine
fuͤr ciselirte Buͤcherschnitte gebaut, und ist die Erfindung
obiger Maschine allgemein als ein nicht unbedeutender Fort-
schritt in der Buchbinderei anerkannt worden, und es unter-
liegt wohl keinem Zweifel, daß sich derartige Schnitte,
namentlich bei Prachtwerken und Gebetbuͤchern, sehr schnell
einbuͤrgern werden. Hierzu wird hauptsaͤchlich, ganz abge-
sehen von der erhoͤhten Eleganz, welche dieselben einen jeden
Buͤchereinbande verleihen, der enorm billige Herstellungs-
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Zitationshilfe: | Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/94>, abgerufen am 16.02.2025. |