Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896.Ist die mit Goldschnitt zu versehende Fläche des
Buch- Hat man nun eine glatte Fläche hergestellt, so wird Schließlich schreitet man an das Grundiren mit Bolus, Der Bolus (Fettthon) ist ein Verwitterungsproduct Nun zum Goldschnitte zurück: Ist die geschabte
Fläche Nach Aussagen tüchtiger Fachmänner ist das
magere Ist die mit Goldschnitt zu versehende Flaͤche des
Buch- Hat man nun eine glatte Flaͤche hergestellt, so wird Schließlich schreitet man an das Grundiren mit Bolus, Der Bolus (Fettthon) ist ein Verwitterungsproduct Nun zum Goldschnitte zuruͤck: Ist die geschabte
Flaͤche Nach Aussagen tuͤchtiger Fachmaͤnner ist das
magere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="3"> <pb facs="#f0077" n="67"/> <p>Ist die mit Goldschnitt zu versehende Flaͤche des Buch-<lb/> schnittes glatt gestoßen, so wird das Buch fest eingespannt<lb/> und die Flaͤche mit eigens zu diesem Zwecke vorhandenen<lb/> Messinglinien oder auch, was vielfach mit Vortheil geschieht,<lb/> mit einem Stuͤcke Fensterglas mit gut schneidender Kante<lb/> moͤglichst glatt abgeschabt.</p><lb/> <p>Hat man nun eine glatte Flaͤche hergestellt, so wird<lb/> der Schnitt mit Kleister abgerieben. Der Kleister muß zu<lb/> diesem Zwecke durch Leinwand gedruͤckt werden, damit keine<lb/> Knoͤtchen auf dem Schnitte haften bleiben.</p><lb/> <p>Schließlich schreitet man an das Grundiren mit Bolus,<lb/> der jedoch in keiner zu starken Schicht aufgetragen werden<lb/> darf, um keine Hindernisse zu bilden; er soll dem Papier<lb/> nur einen gelblichen oder roͤthlichen Anflug verleihen, damit<lb/> an denjenigen Stellen, wo das Gold ausspringt, nicht das<lb/> Weiße des Papieres hervorleuchtet.</p><lb/> <p>Der Bolus (Fettthon) ist ein Verwitterungsproduct<lb/> eisenhaltiger Silicate und bildet ein erdiges, braunes, gelb-<lb/> liches, roͤthliches oder auch weißlich abfaͤrbendes Mineral<lb/> von muscheligem und mattem Bruche und geringem Fett-<lb/> glanze; specifisches Gewicht 2‘4 bis 2‘5; tritt meist ein-<lb/> gesprengt und als Ueberzug in Basaltlagern und in Grau-<lb/> wackenschichten auf. Fundorte: Siena bei Toscane (Sienische<lb/> Erde, <hi rendition="#aq">Terra di Siena</hi>); Striegau in Schlesien (Strie-<lb/> gauer Erde); Sinope in Kleinasien (Sinopischer Bolus);<lb/> ferner an mehreren Orten in Deutschland, Frankreich,<lb/> England, Ungarn, Armenien, Norwegen ꝛc. (Poliment,<lb/> armenischer Bolus pro Kilogramm 12 Mark, pro Brief<lb/> 15 Pfennig.)</p><lb/> <p>Nun zum Goldschnitte zuruͤck: Ist die geschabte Flaͤche<lb/> grundirt, so wird dieselbe mit Eiweiß in gleichmaͤßiger<lb/> Schicht uͤberstrichen und das Blattgold aufgelegt. Die<lb/> Uebung bringt es mit sich, ob der Einzelne das magere<lb/> oder das fette Auftragen des Eiweißes vortheilhafter be-<lb/> handeln kann. Beim fetten Auftragen wird das uͤberschuͤssige<lb/> Eiweiß durch Schiefstellen des Buches ablaufen gelassen.</p><lb/> <p>Nach Aussagen tuͤchtiger Fachmaͤnner ist das magere<lb/> Auftragen der Eiweißschicht vortheilhafter.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
Ist die mit Goldschnitt zu versehende Flaͤche des Buch-
schnittes glatt gestoßen, so wird das Buch fest eingespannt
und die Flaͤche mit eigens zu diesem Zwecke vorhandenen
Messinglinien oder auch, was vielfach mit Vortheil geschieht,
mit einem Stuͤcke Fensterglas mit gut schneidender Kante
moͤglichst glatt abgeschabt.
Hat man nun eine glatte Flaͤche hergestellt, so wird
der Schnitt mit Kleister abgerieben. Der Kleister muß zu
diesem Zwecke durch Leinwand gedruͤckt werden, damit keine
Knoͤtchen auf dem Schnitte haften bleiben.
Schließlich schreitet man an das Grundiren mit Bolus,
der jedoch in keiner zu starken Schicht aufgetragen werden
darf, um keine Hindernisse zu bilden; er soll dem Papier
nur einen gelblichen oder roͤthlichen Anflug verleihen, damit
an denjenigen Stellen, wo das Gold ausspringt, nicht das
Weiße des Papieres hervorleuchtet.
Der Bolus (Fettthon) ist ein Verwitterungsproduct
eisenhaltiger Silicate und bildet ein erdiges, braunes, gelb-
liches, roͤthliches oder auch weißlich abfaͤrbendes Mineral
von muscheligem und mattem Bruche und geringem Fett-
glanze; specifisches Gewicht 2‘4 bis 2‘5; tritt meist ein-
gesprengt und als Ueberzug in Basaltlagern und in Grau-
wackenschichten auf. Fundorte: Siena bei Toscane (Sienische
Erde, Terra di Siena); Striegau in Schlesien (Strie-
gauer Erde); Sinope in Kleinasien (Sinopischer Bolus);
ferner an mehreren Orten in Deutschland, Frankreich,
England, Ungarn, Armenien, Norwegen ꝛc. (Poliment,
armenischer Bolus pro Kilogramm 12 Mark, pro Brief
15 Pfennig.)
Nun zum Goldschnitte zuruͤck: Ist die geschabte Flaͤche
grundirt, so wird dieselbe mit Eiweiß in gleichmaͤßiger
Schicht uͤberstrichen und das Blattgold aufgelegt. Die
Uebung bringt es mit sich, ob der Einzelne das magere
oder das fette Auftragen des Eiweißes vortheilhafter be-
handeln kann. Beim fetten Auftragen wird das uͤberschuͤssige
Eiweiß durch Schiefstellen des Buches ablaufen gelassen.
Nach Aussagen tuͤchtiger Fachmaͤnner ist das magere
Auftragen der Eiweißschicht vortheilhafter.
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Zitationshilfe: | Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/77>, abgerufen am 16.02.2025. |