die Möglichkeit, durch
passende Vertheilung in der Stärke der Treibmittel einzelne
Farbtupfen so zusammenzudrängen, daß sie nur als Streifen
erscheinen, welche vielfältig ge- wunden, die wahren Adern
ausmachen, im Gegensatze zu den falschen oder lichten, die von
ungedeckten Flächen des Grundes herrühren.
Da an einem in eine Flüssigkeit getauchten
Stäbchen beim Herausziehen Tropfen hängen
bleiben, deren Größe unter gleichen Umständen
abhängt von der Tiefe des Ein- tauchens und der Dicke des
Stäbchens, indem sich an dünnen Stäbchen nur
kleine, an dickeren hingegen größere
Tropfen anhängen, so ist zum Aufbringen der Farbetropfen auf
dem Grunde nichts geeigneter, als ein Bündel von
Stäbchen, welche je nach Größe der
gewünschten Tropfen ausgewählt werden. Am
zweckmäßisten fertigt man solche Bündel aus feinen
oder groben Borsten oder aus sonstigem Bürsten- material
(Reisstroh, Piassava), in der Gestalt von Bürsten, Pinseln
und Besen an, die außerdem, je nachdem die Borsten u.s.w. dicht oder weit eingesetzt sind, in Bezug
auf die Tropfenbildung noch verschiedene Wirkungen hervorbringen.
Zum Gebrauche taucht man diese Besen in die
gehörig umgerührte Farbe, schlägt sie
über dem Papier gegen einen festen Gegenstand, oft nur gegen
die Hand, gewöhnlich gegen einen in der Hand gehaltenen
Stab, wodurch die aufgenommene Farbe in Tropfen aufgesprengt wird
(daher auch der Name gesprengtes Buntpapier). Weil bei dem
Auf- sprengen die Gewalt und die Richtung, in welcher
die Tropfen auffallen, die Gestaltung und die Höhe, aus
welcher sie kommen, den Abstand zwischen denselben beeinflussen
und bestimmen, so hat der Marmorirer in der
richtigen Aus- nützung und Beobachtung dieser
Umstände neben der Farben- auswahl ausgiebige Mittel in der
Hand, die große Mannig- faltigkeit zu erzielen, welche die
Marmorpapiere auszeichnen. Die Bewegbarkeit der Tropfen auf dem
Grunde, in Ver- bindung mit einer verhältnismäßig
großen Zähigkeit der- selben, läßt noch bedeutend
weitergehende Verschiebungen und Formveränderungen durch
mechanische Eingriffe zu, deren ganzes Wesen in der Erscheinung
besteht, daß die Farb-
die Moͤglichkeit, durch
passende Vertheilung in der Staͤrke der Treibmittel einzelne
Farbtupfen so zusammenzudraͤngen, daß sie nur als Streifen
erscheinen, welche vielfaͤltig ge- wunden, die wahren Adern
ausmachen, im Gegensatze zu den falschen oder lichten, die von
ungedeckten Flaͤchen des Grundes herruͤhren.
Da an einem in eine Fluͤssigkeit getauchten
Staͤbchen beim Herausziehen Tropfen haͤngen
bleiben, deren Groͤße unter gleichen Umstaͤnden
abhaͤngt von der Tiefe des Ein- tauchens und der Dicke des
Staͤbchens, indem sich an duͤnnen Staͤbchen nur
kleine, an dickeren hingegen groͤßere
Tropfen anhaͤngen, so ist zum Aufbringen der Farbetropfen auf
dem Grunde nichts geeigneter, als ein Buͤndel von
Staͤbchen, welche je nach Groͤße der
gewuͤnschten Tropfen ausgewaͤhlt werden. Am
zweckmaͤßisten fertigt man solche Buͤndel aus feinen
oder groben Borsten oder aus sonstigem Buͤrsten- material
(Reisstroh, Piassava), in der Gestalt von Buͤrsten, Pinseln
und Besen an, die außerdem, je nachdem die Borsten u.s.w. dicht oder weit eingesetzt sind, in Bezug
auf die Tropfenbildung noch verschiedene Wirkungen hervorbringen.
Zum Gebrauche taucht man diese Besen in die
gehoͤrig umgeruͤhrte Farbe, schlaͤgt sie
uͤber dem Papier gegen einen festen Gegenstand, oft nur gegen
die Hand, gewoͤhnlich gegen einen in der Hand gehaltenen
Stab, wodurch die aufgenommene Farbe in Tropfen aufgesprengt wird
(daher auch der Name gesprengtes Buntpapier). Weil bei dem
Auf- sprengen die Gewalt und die Richtung, in welcher
die Tropfen auffallen, die Gestaltung und die Hoͤhe, aus
welcher sie kommen, den Abstand zwischen denselben beeinflussen
und bestimmen, so hat der Marmorirer in der
richtigen Aus- nuͤtzung und Beobachtung dieser
Umstaͤnde neben der Farben- auswahl ausgiebige Mittel in der
Hand, die große Mannig- faltigkeit zu erzielen, welche die
Marmorpapiere auszeichnen. Die Bewegbarkeit der Tropfen auf dem
Grunde, in Ver- bindung mit einer verhaͤltnismaͤßig
großen Zaͤhigkeit der- selben, laͤßt noch bedeutend
weitergehende Verschiebungen und Formveraͤnderungen durch
mechanische Eingriffe zu, deren ganzes Wesen in der Erscheinung
besteht, daß die Farb-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0112"n="102"/>
die Moͤglichkeit, durch
passende Vertheilung in der Staͤrke<lb/>
der Treibmittel einzelne
Farbtupfen so zusammenzudraͤngen,<lb/>
daß sie nur als Streifen
erscheinen, welche vielfaͤltig ge-<lb/>
wunden, die wahren Adern
ausmachen, im Gegensatze zu<lb/>
den falschen oder lichten, die von
ungedeckten Flaͤchen des<lb/>
Grundes herruͤhren.</p><lb/><p><hirendition="#i">Da an einem in eine Fluͤssigkeit getauchten
Staͤbchen</hi><lb/>
beim Herausziehen Tropfen haͤngen
bleiben, deren Groͤße<lb/>
unter gleichen Umstaͤnden
abhaͤngt von der Tiefe des Ein-<lb/>
tauchens und der Dicke des
Staͤbchens, indem sich an duͤnnen<lb/>
Staͤbchen nur
kleine, an dickeren hingegen groͤßere
Tropfen<lb/>
anhaͤngen, so ist zum Aufbringen der Farbetropfen auf
dem<lb/>
Grunde nichts geeigneter, als ein Buͤndel von
Staͤbchen,<lb/>
welche je nach Groͤße der
gewuͤnschten Tropfen ausgewaͤhlt<lb/>
werden. Am
zweckmaͤßisten fertigt man solche Buͤndel aus<lb/>
feinen
oder groben Borsten oder aus sonstigem Buͤrsten-<lb/>
material
(Reisstroh, Piassava), in der Gestalt von Buͤrsten,<lb/>
Pinseln
und Besen an, die außerdem, je nachdem die Borsten<lb/><hirendition="#g">u.s.w.</hi> dicht oder weit eingesetzt sind, in Bezug
auf die<lb/>
Tropfenbildung noch verschiedene Wirkungen hervorbringen. </p><lb/><p>Zum Gebrauche taucht man diese Besen in die
gehoͤrig<lb/>
umgeruͤhrte Farbe, schlaͤgt sie
uͤber dem Papier gegen einen<lb/>
festen Gegenstand, oft nur gegen
die Hand, gewoͤhnlich<lb/>
gegen einen in der Hand gehaltenen
Stab, wodurch die<lb/>
aufgenommene Farbe in Tropfen aufgesprengt wird
(daher<lb/>
auch der Name gesprengtes Buntpapier). Weil bei dem
Auf-<lb/>
sprengen die Gewalt und die Richtung, in welcher
die<lb/>
Tropfen auffallen, die Gestaltung und die Hoͤhe, aus
welcher<lb/>
sie kommen, den Abstand zwischen denselben beeinflussen
und<lb/>
bestimmen, <hirendition="#i">so hat der Marmorirer in der
richtigen Aus-</hi><lb/>
nuͤtzung und Beobachtung dieser
Umstaͤnde neben der Farben-<lb/>
auswahl ausgiebige Mittel in der
Hand, die große Mannig-<lb/>
faltigkeit zu erzielen, welche die
Marmorpapiere auszeichnen.<lb/>
Die Bewegbarkeit der Tropfen auf dem
Grunde, in Ver-<lb/>
bindung mit einer verhaͤltnismaͤßig
großen Zaͤhigkeit der-<lb/>
selben, laͤßt noch bedeutend
weitergehende Verschiebungen und<lb/>
Formveraͤnderungen durch
mechanische Eingriffe zu, deren<lb/>
ganzes Wesen in der Erscheinung
besteht, daß die Farb-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[102/0112]
die Moͤglichkeit, durch passende Vertheilung in der Staͤrke
der Treibmittel einzelne Farbtupfen so zusammenzudraͤngen,
daß sie nur als Streifen erscheinen, welche vielfaͤltig ge-
wunden, die wahren Adern ausmachen, im Gegensatze zu
den falschen oder lichten, die von ungedeckten Flaͤchen des
Grundes herruͤhren.
Da an einem in eine Fluͤssigkeit getauchten Staͤbchen
beim Herausziehen Tropfen haͤngen bleiben, deren Groͤße
unter gleichen Umstaͤnden abhaͤngt von der Tiefe des Ein-
tauchens und der Dicke des Staͤbchens, indem sich an duͤnnen
Staͤbchen nur kleine, an dickeren hingegen groͤßere Tropfen
anhaͤngen, so ist zum Aufbringen der Farbetropfen auf dem
Grunde nichts geeigneter, als ein Buͤndel von Staͤbchen,
welche je nach Groͤße der gewuͤnschten Tropfen ausgewaͤhlt
werden. Am zweckmaͤßisten fertigt man solche Buͤndel aus
feinen oder groben Borsten oder aus sonstigem Buͤrsten-
material (Reisstroh, Piassava), in der Gestalt von Buͤrsten,
Pinseln und Besen an, die außerdem, je nachdem die Borsten
u.s.w. dicht oder weit eingesetzt sind, in Bezug auf die
Tropfenbildung noch verschiedene Wirkungen hervorbringen.
Zum Gebrauche taucht man diese Besen in die gehoͤrig
umgeruͤhrte Farbe, schlaͤgt sie uͤber dem Papier gegen einen
festen Gegenstand, oft nur gegen die Hand, gewoͤhnlich
gegen einen in der Hand gehaltenen Stab, wodurch die
aufgenommene Farbe in Tropfen aufgesprengt wird (daher
auch der Name gesprengtes Buntpapier). Weil bei dem Auf-
sprengen die Gewalt und die Richtung, in welcher die
Tropfen auffallen, die Gestaltung und die Hoͤhe, aus welcher
sie kommen, den Abstand zwischen denselben beeinflussen und
bestimmen, so hat der Marmorirer in der richtigen Aus-
nuͤtzung und Beobachtung dieser Umstaͤnde neben der Farben-
auswahl ausgiebige Mittel in der Hand, die große Mannig-
faltigkeit zu erzielen, welche die Marmorpapiere auszeichnen.
Die Bewegbarkeit der Tropfen auf dem Grunde, in Ver-
bindung mit einer verhaͤltnismaͤßig großen Zaͤhigkeit der-
selben, laͤßt noch bedeutend weitergehende Verschiebungen und
Formveraͤnderungen durch mechanische Eingriffe zu, deren
ganzes Wesen in der Erscheinung besteht, daß die Farb-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-22T15:09:30Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-22T15:09:30Z)
Thomas Gloning: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-07-22T15:09:30Z)
Boeck, Josef Phileas: Marmorirkunst. 2. Aufl. Wien u. a., 1896, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeck_marmorirkunst_1896/112>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.