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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744.

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der Wissenschaften.
sang finden wir ihre Lehre von der Schöpsung,
wie sie nach aller Wahrscheinlichkeit vor so langer
Zeit in dem grossen Pygmäischen Reiche gelehret
worden, nebst verschiedenen hieroglyphischen Er-
zehlungen, unter welchen sie ihre Sittenlehre ver-
bargen, und selbige damit auszierten. Daher ich
dieß Bucolicon als einen unschätzbaren Schatz der
allerältesten Wissenschaften ansehe.

Unter der Regierung des Constantinus wird uns
von einem andern Nachricht gegeben, der in ei-
nem Netze gefangen und nach Alexandria gebracht
worden; das Volck versammelte sich hauffenweise
um ihn her, seine Weisheit anzuhören, allein er
war einer der stummen Philosophen, und lehrete,
wie Am. M. berichtet, nur durch Gebehrden.

Der lezte, welchen wir anführen wollen, der
von der ächten Linie herzustammen scheint, ist der,
von dem Hieronymus meldet, daß er dem St. An-
tonius in der Wüsten erschienen: Dieser fragete
ihn, welches der Weg wäre; worauf er seinen
Verstand und seine Höflichkeit durch deuten mit
dem Finger zu erkennen gab; im übrigen aber woll-
te er nichts antworten, denn er war ebenfalls ein
stummer Weltweiser.

Dieses ist alles, was ich von der Erscheinung
eines so grossen und gelahrten Volcks in eurem
Welttheil für dießmahl habe zusammenbringen kön-
nen: Wenn wir aber in ihre alte angebohrne Size,
Africa und Jndien, zurückgehen wollen, so wer-
den wir auch selbst in diesen neuern Zeiten Spuh-
ren ihrer ersten Aufführung und Dapferkeit an-
treffen.

Jn

der Wiſſenſchaften.
ſang finden wir ihre Lehre von der Schoͤpſung,
wie ſie nach aller Wahrſcheinlichkeit vor ſo langer
Zeit in dem groſſen Pygmaͤiſchen Reiche gelehret
worden, nebſt verſchiedenen hieroglyphiſchen Er-
zehlungen, unter welchen ſie ihre Sittenlehre ver-
bargen, und ſelbige damit auszierten. Daher ich
dieß Bucolicon als einen unſchaͤtzbaren Schatz der
alleraͤlteſten Wiſſenſchaften anſehe.

Unter der Regierung des Conſtantinus wird uns
von einem andern Nachricht gegeben, der in ei-
nem Netze gefangen und nach Alexandria gebracht
worden; das Volck verſammelte ſich hauffenweiſe
um ihn her, ſeine Weisheit anzuhoͤren, allein er
war einer der ſtummen Philoſophen, und lehrete,
wie Am. M. berichtet, nur durch Gebehrden.

Der lezte, welchen wir anfuͤhren wollen, der
von der aͤchten Linie herzuſtammen ſcheint, iſt der,
von dem Hieronymus meldet, daß er dem St. An-
tonius in der Wuͤſten erſchienen: Dieſer fragete
ihn, welches der Weg waͤre; worauf er ſeinen
Verſtand und ſeine Hoͤflichkeit durch deuten mit
dem Finger zu erkennen gab; im uͤbrigen aber woll-
te er nichts antworten, denn er war ebenfalls ein
ſtummer Weltweiſer.

Dieſes iſt alles, was ich von der Erſcheinung
eines ſo groſſen und gelahrten Volcks in eurem
Welttheil fuͤr dießmahl habe zuſammenbringen koͤn-
nen: Wenn wir aber in ihre alte angebohrne Size,
Africa und Jndien, zuruͤckgehen wollen, ſo wer-
den wir auch ſelbſt in dieſen neuern Zeiten Spuh-
ren ihrer erſten Auffuͤhrung und Dapferkeit an-
treffen.

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[47/0049] der Wiſſenſchaften. ſang finden wir ihre Lehre von der Schoͤpſung, wie ſie nach aller Wahrſcheinlichkeit vor ſo langer Zeit in dem groſſen Pygmaͤiſchen Reiche gelehret worden, nebſt verſchiedenen hieroglyphiſchen Er- zehlungen, unter welchen ſie ihre Sittenlehre ver- bargen, und ſelbige damit auszierten. Daher ich dieß Bucolicon als einen unſchaͤtzbaren Schatz der alleraͤlteſten Wiſſenſchaften anſehe. Unter der Regierung des Conſtantinus wird uns von einem andern Nachricht gegeben, der in ei- nem Netze gefangen und nach Alexandria gebracht worden; das Volck verſammelte ſich hauffenweiſe um ihn her, ſeine Weisheit anzuhoͤren, allein er war einer der ſtummen Philoſophen, und lehrete, wie Am. M. berichtet, nur durch Gebehrden. Der lezte, welchen wir anfuͤhren wollen, der von der aͤchten Linie herzuſtammen ſcheint, iſt der, von dem Hieronymus meldet, daß er dem St. An- tonius in der Wuͤſten erſchienen: Dieſer fragete ihn, welches der Weg waͤre; worauf er ſeinen Verſtand und ſeine Hoͤflichkeit durch deuten mit dem Finger zu erkennen gab; im uͤbrigen aber woll- te er nichts antworten, denn er war ebenfalls ein ſtummer Weltweiſer. Dieſes iſt alles, was ich von der Erſcheinung eines ſo groſſen und gelahrten Volcks in eurem Welttheil fuͤr dießmahl habe zuſammenbringen koͤn- nen: Wenn wir aber in ihre alte angebohrne Size, Africa und Jndien, zuruͤckgehen wollen, ſo wer- den wir auch ſelbſt in dieſen neuern Zeiten Spuh- ren ihrer erſten Auffuͤhrung und Dapferkeit an- treffen. Jn

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 12. Zürich, 1744, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung12_1744/49>, abgerufen am 21.11.2024.