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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743.

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an die d. Ges. von Greifswalde.
"ne Arbeit wagen, die sich über meine Kräfte
"erstreckt!"

Und was soll euch die aus Hrn. Brei-
tinger
ausser ihrem Zusammenhang angeführte
Einschränckung helffen? Wahrlich nichts anders,
als daß sie euern gantz verblendeten Sinn noch
mehr offenbaret: Sind denn, mit dem allge-
mein eingeführten Sprachgebrauche streiten,

und neu und bisher noch ganz ungebräuchlich
seyn,
gleichgültige Ausdrücke? Oder müssen alle
bisher unter den Deutschen noch ungewohnte Me-
taphern, eben darum mit dem allgemeinen Sprach-
gebrauche streiten? Zudem hat nicht Hr. Breit.
der von euch aus dem II.ten Theile seiner Dicht-
kunst Bl. 339. angeführten Stelle, die er an die-
sem Orte nicht einmal als eine Regel angiebt, so-
gleich folgendes beygesetzet, welches eben dienet,
dem ihm angedichteten Unverstand vorzubiegen,
und euch zu rechte zu weisen:

"Diese absonderli-
"che Erfahrung stößt den oben durch die Erfah-
"rung festgesezten Grundsatz von der Freyheit neuer
"Metaphern nicht über einen Hauffen, sondern
"setzet ihn nur in gewisse Schrancken, und ma-
"chet von der allgemeinen Regel eine Ausnahme.
"Und diese Schrancken werden wir leicht bestim-
"men können, wenn wir einmal die Ursachen,
"welche uns die Einführung neuer Metaphern
"schwer, und öfters unmöglich machen, genug-
"sam einsehen."

Es werden auch hernach von
Bl. 339. bis 348. diese Ursachen entdecket, und
die Schrancken deutlich bestimmet; Woraus er
denn Bl. 351. den Schluß machet:

"Jch schliesse
"also dahin, daß man neue Metaphern aus frem-
"den
D 5
an die d. Geſ. von Greifswalde.
„ne Arbeit wagen, die ſich uͤber meine Kraͤfte
„erſtreckt!„

Und was ſoll euch die aus Hrn. Brei-
tinger
auſſer ihrem Zuſammenhang angefuͤhrte
Einſchraͤnckung helffen? Wahrlich nichts anders,
als daß ſie euern gantz verblendeten Sinn noch
mehr offenbaret: Sind denn, mit dem allge-
mein eingefuͤhrten Sprachgebrauche ſtreiten,

und neu und bisher noch ganz ungebraͤuchlich
ſeyn,
gleichguͤltige Ausdruͤcke? Oder muͤſſen alle
bisher unter den Deutſchen noch ungewohnte Me-
taphern, eben darum mit dem allgemeinen Sprach-
gebrauche ſtreiten? Zudem hat nicht Hr. Breit.
der von euch aus dem II.ten Theile ſeiner Dicht-
kunſt Bl. 339. angefuͤhrten Stelle, die er an die-
ſem Orte nicht einmal als eine Regel angiebt, ſo-
gleich folgendes beygeſetzet, welches eben dienet,
dem ihm angedichteten Unverſtand vorzubiegen,
und euch zu rechte zu weiſen:

„Dieſe abſonderli-
„che Erfahrung ſtoͤßt den oben durch die Erfah-
„rung feſtgeſezten Grundſatz von der Freyheit neuer
„Metaphern nicht uͤber einen Hauffen, ſondern
„ſetzet ihn nur in gewiſſe Schrancken, und ma-
„chet von der allgemeinen Regel eine Ausnahme.
„Und dieſe Schrancken werden wir leicht beſtim-
„men koͤnnen, wenn wir einmal die Urſachen,
„welche uns die Einfuͤhrung neuer Metaphern
„ſchwer, und oͤfters unmoͤglich machen, genug-
„ſam einſehen.„

Es werden auch hernach von
Bl. 339. bis 348. dieſe Urſachen entdecket, und
die Schrancken deutlich beſtimmet; Woraus er
denn Bl. 351. den Schluß machet:

„Jch ſchlieſſe
„alſo dahin, daß man neue Metaphern aus frem-
„den
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[57/0059] an die d. Geſ. von Greifswalde. „ne Arbeit wagen, die ſich uͤber meine Kraͤfte „erſtreckt!„ Und was ſoll euch die aus Hrn. Brei- tinger auſſer ihrem Zuſammenhang angefuͤhrte Einſchraͤnckung helffen? Wahrlich nichts anders, als daß ſie euern gantz verblendeten Sinn noch mehr offenbaret: Sind denn, mit dem allge- mein eingefuͤhrten Sprachgebrauche ſtreiten, und neu und bisher noch ganz ungebraͤuchlich ſeyn, gleichguͤltige Ausdruͤcke? Oder muͤſſen alle bisher unter den Deutſchen noch ungewohnte Me- taphern, eben darum mit dem allgemeinen Sprach- gebrauche ſtreiten? Zudem hat nicht Hr. Breit. der von euch aus dem II.ten Theile ſeiner Dicht- kunſt Bl. 339. angefuͤhrten Stelle, die er an die- ſem Orte nicht einmal als eine Regel angiebt, ſo- gleich folgendes beygeſetzet, welches eben dienet, dem ihm angedichteten Unverſtand vorzubiegen, und euch zu rechte zu weiſen: „Dieſe abſonderli- „che Erfahrung ſtoͤßt den oben durch die Erfah- „rung feſtgeſezten Grundſatz von der Freyheit neuer „Metaphern nicht uͤber einen Hauffen, ſondern „ſetzet ihn nur in gewiſſe Schrancken, und ma- „chet von der allgemeinen Regel eine Ausnahme. „Und dieſe Schrancken werden wir leicht beſtim- „men koͤnnen, wenn wir einmal die Urſachen, „welche uns die Einfuͤhrung neuer Metaphern „ſchwer, und oͤfters unmoͤglich machen, genug- „ſam einſehen.„ Es werden auch hernach von Bl. 339. bis 348. dieſe Urſachen entdecket, und die Schrancken deutlich beſtimmet; Woraus er denn Bl. 351. den Schluß machet: „Jch ſchlieſſe „alſo dahin, daß man neue Metaphern aus frem- „den D 5

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 11. Zürich, 1743, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung11_1743/59>, abgerufen am 29.11.2024.