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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743.

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von David.
Als dieß die Königin hinwieder wollt besprechen,
Daß er ihm selbsten nicht sollt seine Ehr entbrechen,
Führt ihn der König hin, allda sich Merob fand,
Dieß ware für sie beid ein unvermuthner Stand.
Der David sahe sich geehret ohne Massen,
Die Merob wuste sich hierinn nicht wohl zu fassen,
Und wie sie so bestürtzt den David blicket an,
Spricht Saul: Diß ist der Held der dir bestimmt zum Mann.480.
Jch hab dich dem gelobt der würd den Riesen schlagen,
Es hätt dir eh gebührt von seinem Sieg zu sagen,
Als Michal die sein Lob mit ihrer Nymphen Schaar
Hat heute beym Triumph gemachet offenbar.
Die Michal sah er an, indem er dieses sprache,
Mit wiedrigem Gesicht, die wie ein Feur anstache,
Das Hertze war entrüst, schier blieb der Odem hin,
Sie wuste selber nicht wie ihr recht war zu Sinn.
Ward sie nun so erröth konnt ihrer Schwester Schrecken
Die bleiche todte Farb mehr als zu klar entdecken,490.
Doch überwindt sie sich und spricht dem König zu:
Jch bin erfreut zu sehn des Königreiches Ruh,
Doch auch dabey entsetzt so plötzlich zu vernehmen,
Wozu du mich bestimmt, wozu ich mich bequemen
Und dir gehorchen soll. Hiemit so schwieg sie still
Und David höfflich grüst, doch ob sie sprechen will,
Vermag sie es doch nicht, sie kan sich so nicht zwingen
Daß nicht ein Trauerblick nach Adriel sollt dringen,
Der wie ein Marmorbild da stehet gantz erstarrt,
Wie einer der den Tod von Richters Hand erwart.500.
Schaut sie dann Michal an, kan sie auch leicht verstehen,
Aus ihrem Traurgesicht, wie nah ihr dieß muß gehen,
Und wie so unverhofft ihr diese Post hier kömmt;
Die ihr was sie nicht will, gibt, und der andern nimmt,
Die solches hoch verlangt. Der David auch verwirret
Bald nach der Merob bald nach Michal wird geführet
Durch seiner Augen Stral, die Merob spricht er an,
So gut die Unruh und der Ort es leiden kan.
Daß er sich selig schäzt im Wohlstand sie zu sehen,
Und wie ihr treuster Knecht nach ihrem Wohlergehen510.
Er
von David.
Als dieß die Koͤnigin hinwieder wollt beſprechen,
Daß er ihm ſelbſten nicht ſollt ſeine Ehr entbrechen,
Fuͤhrt ihn der Koͤnig hin, allda ſich Merob fand,
Dieß ware fuͤr ſie beid ein unvermuthner Stand.
Der David ſahe ſich geehret ohne Maſſen,
Die Merob wuſte ſich hierinn nicht wohl zu faſſen,
Und wie ſie ſo beſtuͤrtzt den David blicket an,
Spricht Saul: Diß iſt der Held der dir beſtim̃t zum Mann.480.
Jch hab dich dem gelobt der wuͤrd den Rieſen ſchlagen,
Es haͤtt dir eh gebuͤhrt von ſeinem Sieg zu ſagen,
Als Michal die ſein Lob mit ihrer Nymphen Schaar
Hat heute beym Triumph gemachet offenbar.
Die Michal ſah er an, indem er dieſes ſprache,
Mit wiedrigem Geſicht, die wie ein Feur anſtache,
Das Hertze war entruͤſt, ſchier blieb der Odem hin,
Sie wuſte ſelber nicht wie ihr recht war zu Sinn.
Ward ſie nun ſo erroͤth konnt ihrer Schweſter Schrecken
Die bleiche todte Farb mehr als zu klar entdecken,490.
Doch uͤberwindt ſie ſich und ſpricht dem Koͤnig zu:
Jch bin erfreut zu ſehn des Koͤnigreiches Ruh,
Doch auch dabey entſetzt ſo ploͤtzlich zu vernehmen,
Wozu du mich beſtimmt, wozu ich mich bequemen
Und dir gehorchen ſoll. Hiemit ſo ſchwieg ſie ſtill
Und David hoͤfflich gruͤſt, doch ob ſie ſprechen will,
Vermag ſie es doch nicht, ſie kan ſich ſo nicht zwingen
Daß nicht ein Trauerblick nach Adriel ſollt dringen,
Der wie ein Marmorbild da ſtehet gantz erſtarrt,
Wie einer der den Tod von Richters Hand erwart.500.
Schaut ſie dann Michal an, kan ſie auch leicht verſtehen,
Aus ihrem Traurgeſicht, wie nah ihr dieß muß gehen,
Und wie ſo unverhofft ihr dieſe Poſt hier koͤmmt;
Die ihr was ſie nicht will, gibt, und der andern nimmt,
Die ſolches hoch verlangt. Der David auch verwirret
Bald nach der Merob bald nach Michal wird gefuͤhret
Durch ſeiner Augen Stral, die Merob ſpricht er an,
So gut die Unruh und der Ort es leiden kan.
Daß er ſich ſelig ſchaͤzt im Wohlſtand ſie zu ſehen,
Und wie ihr treuſter Knecht nach ihrem Wohlergehen510.
Er
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[79/0079] von David. Als dieß die Koͤnigin hinwieder wollt beſprechen, Daß er ihm ſelbſten nicht ſollt ſeine Ehr entbrechen, Fuͤhrt ihn der Koͤnig hin, allda ſich Merob fand, Dieß ware fuͤr ſie beid ein unvermuthner Stand. Der David ſahe ſich geehret ohne Maſſen, Die Merob wuſte ſich hierinn nicht wohl zu faſſen, Und wie ſie ſo beſtuͤrtzt den David blicket an, Spricht Saul: Diß iſt der Held der dir beſtim̃t zum Mann. Jch hab dich dem gelobt der wuͤrd den Rieſen ſchlagen, Es haͤtt dir eh gebuͤhrt von ſeinem Sieg zu ſagen, Als Michal die ſein Lob mit ihrer Nymphen Schaar Hat heute beym Triumph gemachet offenbar. Die Michal ſah er an, indem er dieſes ſprache, Mit wiedrigem Geſicht, die wie ein Feur anſtache, Das Hertze war entruͤſt, ſchier blieb der Odem hin, Sie wuſte ſelber nicht wie ihr recht war zu Sinn. Ward ſie nun ſo erroͤth konnt ihrer Schweſter Schrecken Die bleiche todte Farb mehr als zu klar entdecken, Doch uͤberwindt ſie ſich und ſpricht dem Koͤnig zu: Jch bin erfreut zu ſehn des Koͤnigreiches Ruh, Doch auch dabey entſetzt ſo ploͤtzlich zu vernehmen, Wozu du mich beſtimmt, wozu ich mich bequemen Und dir gehorchen ſoll. Hiemit ſo ſchwieg ſie ſtill Und David hoͤfflich gruͤſt, doch ob ſie ſprechen will, Vermag ſie es doch nicht, ſie kan ſich ſo nicht zwingen Daß nicht ein Trauerblick nach Adriel ſollt dringen, Der wie ein Marmorbild da ſtehet gantz erſtarrt, Wie einer der den Tod von Richters Hand erwart. Schaut ſie dann Michal an, kan ſie auch leicht verſtehen, Aus ihrem Traurgeſicht, wie nah ihr dieß muß gehen, Und wie ſo unverhofft ihr dieſe Poſt hier koͤmmt; Die ihr was ſie nicht will, gibt, und der andern nimmt, Die ſolches hoch verlangt. Der David auch verwirret Bald nach der Merob bald nach Michal wird gefuͤhret Durch ſeiner Augen Stral, die Merob ſpricht er an, So gut die Unruh und der Ort es leiden kan. Daß er ſich ſelig ſchaͤzt im Wohlſtand ſie zu ſehen, Und wie ihr treuſter Knecht nach ihrem Wohlergehen Er

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 10. Zürich, 1743, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung10_1743/79>, abgerufen am 24.11.2024.