[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.des deutschen Cato. cia ward in Phenize, Marcia in Portia überse-zet. Also ist der Nahme der Phenize gesetzt, wo Lucia stehen sollte, derer Rede und Gedancken die- ses sind: . . . . Kein Mitleid nimmt ihn ein, Denn weil er selbst nicht fehlt, so will er nie verzeihn. Lucia redet dieses von ihrer Schwachheit, die . . . . Noch hab ich allezeit, Seitdem das Schicksal mich an diesen Ort geführet, Das zärtste Vaterhertz in seiner Brust gespüret. Portia hatte erst seit dem Mittage desselben Tags Man weiß sonst ohne mein Erinnern, wie Hr. den F 4
des deutſchen Cato. cia ward in Phenize, Marcia in Portia uͤberſe-zet. Alſo iſt der Nahme der Phenize geſetzt, wo Lucia ſtehen ſollte, derer Rede und Gedancken die- ſes ſind: . . . . Kein Mitleid nimmt ihn ein, Denn weil er ſelbſt nicht fehlt, ſo will er nie verzeihn. Lucia redet dieſes von ihrer Schwachheit, die . . . . Noch hab ich allezeit, Seitdem das Schickſal mich an dieſen Ort gefuͤhret, Das zaͤrtſte Vaterhertz in ſeiner Bruſt geſpuͤret. Portia hatte erſt ſeit dem Mittage deſſelben Tags Man weiß ſonſt ohne mein Erinnern, wie Hr. den F 4
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des deutſchen Cato.
cia ward in Phenize, Marcia in Portia uͤberſe-
zet. Alſo iſt der Nahme der Phenize geſetzt, wo
Lucia ſtehen ſollte, derer Rede und Gedancken die-
ſes ſind:
. . . . Kein Mitleid nimmt ihn ein,
Denn weil er ſelbſt nicht fehlt, ſo will er nie verzeihn.
Lucia redet dieſes von ihrer Schwachheit, die
ſie beym Addiſon mit ihrer Liebe gegen Portius
hatte blicken laſſen; von dieſer ſagt ſie, daß Cato
ſie niemahls gefuͤhlt, und darum nicht verzeihe.
Vor Gottſcheds Phenize ſchicket ſich dieſes nicht,
weil ſie ſich mit keiner ſolchen Schwachheit ver-
gangen hatte. Deßgleichen iſts nicht der Portia,
ſondern der Marcia Hertzensempfindung und Er-
fahrung in folgenden Zeilen:
. . . . Noch hab ich allezeit,
Seitdem das Schickſal mich an dieſen Ort gefuͤhret,
Das zaͤrtſte Vaterhertz in ſeiner Bruſt geſpuͤret.
Portia hatte erſt ſeit dem Mittage deſſelben Tags
einen Vater an Cato erkennt, und die zaͤrtlichen
Spuren ſeines vaͤterlichen Hertzens gegen ihr nicht
eher wahrnehmen koͤnnen. Zuvor hatte ſie ſich in
ihrem gantzen Leben vor Arſazens Tochter gehal-
ten. Wir mercken bey dieſer Ungeſchicklichkeit
der Gedancken und Empfindungen, daß die Nah-
men und Perſonen der Lucia und der Martia um-
geſetzet worden. Eben daſſelbe iſt mit Juba und
Lucius geſchehen. Jener ward in Artaban, die-
ſer in Phokas uͤberſetzet.
Man weiß ſonſt ohne mein Erinnern, wie Hr.
Gottſched auch in denen Schriften, die er ſo beſchei-
den
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