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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

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Uebersetzung aus einer Handsch.
X.
Der Bauer, sein Sohn, und
ihr Esel.
EJn Bauersmann wollt auf den Jahrmarckt reiten,
Sein Esel und sein Knabe sollten ihn begleiten;
Der Esel trug ihn fort, der Sohn gieng hinten nach.
Ein Mädgen sah den Ritt, es wundert sich, und sprach:
Fürwahr es dauret mich des Knaben;
Er ist zu zart dem Esel nachzutraben,
Da dieser starckgebeinte Mann
Jndeß zu Pferde sitzt, das ist nicht wohl gethan.
Da dieß der Alte hört, macht er den Sattel leer,
Er setzt den Knaben auf, und geht zu Fuß einher.
Darauf begegnen ihm zween Greisen,
Die mit den Fingern auf ihn weisen;
Und einer spricht: Es ist wohl Schein,
Der Alte muß nicht recht bey Sinnen seyn,
Er geht als ein Lakey dem Esel an der Seiten,
Er könnte doch zugleich mit seinem Buben reiten.
Der Alte folgt dem Rath, er sizt zu seinem Sohn
Dem Esel auf das Kreutz, und reitet braf davon.
Nicht lange reiten alle beyde,
So wards dem alten Mann zu Leide. (a)
Denn als mehr Leute ihm bekamen, (b)
So sagten sie; Jn Midas Nahmen,
Was vor ein alter Thor fährt dort mit seinem Knaben
Auf einem Eselgen? Er will es wohl todt haben.
Doch könnt er dieses leichtlich wenden,
Und mit dem muntern Sohn den Weg zu Fuß vollenden.
Da dieses Wort geschah, sprach jener zu dem Knaben,
Hinunter Sohn, wir sollen beyde traben;
Der Esel muß auch Ruhe haben.
Nach
(a) Das wart im schier ze laide.
(b) Da im die Lüt bekament.
Ueberſetzung aus einer Handſch.
X.
Der Bauer, ſein Sohn, und
ihr Eſel.
EJn Bauersmann wollt auf den Jahrmarckt reiten,
Sein Eſel und ſein Knabe ſollten ihn begleiten;
Der Eſel trug ihn fort, der Sohn gieng hinten nach.
Ein Maͤdgen ſah den Ritt, es wundert ſich, und ſprach:
Fuͤrwahr es dauret mich des Knaben;
Er iſt zu zart dem Eſel nachzutraben,
Da dieſer ſtarckgebeinte Mann
Jndeß zu Pferde ſitzt, das iſt nicht wohl gethan.
Da dieß der Alte hoͤrt, macht er den Sattel leer,
Er ſetzt den Knaben auf, und geht zu Fuß einher.
Darauf begegnen ihm zween Greiſen,
Die mit den Fingern auf ihn weiſen;
Und einer ſpricht: Es iſt wohl Schein,
Der Alte muß nicht recht bey Sinnen ſeyn,
Er geht als ein Lakey dem Eſel an der Seiten,
Er koͤnnte doch zugleich mit ſeinem Buben reiten.
Der Alte folgt dem Rath, er ſizt zu ſeinem Sohn
Dem Eſel auf das Kreutz, und reitet braf davon.
Nicht lange reiten alle beyde,
So wards dem alten Mann zu Leide. (a)
Denn als mehr Leute ihm bekamen, (b)
So ſagten ſie; Jn Midas Nahmen,
Was vor ein alter Thor faͤhrt dort mit ſeinem Knaben
Auf einem Eſelgen? Er will es wohl todt haben.
Doch koͤnnt er dieſes leichtlich wenden,
Und mit dem muntern Sohn den Weg zu Fuß vollenden.
Da dieſes Wort geſchah, ſprach jener zu dem Knaben,
Hinunter Sohn, wir ſollen beyde traben;
Der Eſel muß auch Ruhe haben.
Nach
(a) Das wart im ſchier ze laide.
(b) Da im die Lüt bekament.
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[66/0066] Ueberſetzung aus einer Handſch. X. Der Bauer, ſein Sohn, und ihr Eſel. EJn Bauersmann wollt auf den Jahrmarckt reiten, Sein Eſel und ſein Knabe ſollten ihn begleiten; Der Eſel trug ihn fort, der Sohn gieng hinten nach. Ein Maͤdgen ſah den Ritt, es wundert ſich, und ſprach: Fuͤrwahr es dauret mich des Knaben; Er iſt zu zart dem Eſel nachzutraben, Da dieſer ſtarckgebeinte Mann Jndeß zu Pferde ſitzt, das iſt nicht wohl gethan. Da dieß der Alte hoͤrt, macht er den Sattel leer, Er ſetzt den Knaben auf, und geht zu Fuß einher. Darauf begegnen ihm zween Greiſen, Die mit den Fingern auf ihn weiſen; Und einer ſpricht: Es iſt wohl Schein, Der Alte muß nicht recht bey Sinnen ſeyn, Er geht als ein Lakey dem Eſel an der Seiten, Er koͤnnte doch zugleich mit ſeinem Buben reiten. Der Alte folgt dem Rath, er ſizt zu ſeinem Sohn Dem Eſel auf das Kreutz, und reitet braf davon. Nicht lange reiten alle beyde, So wards dem alten Mann zu Leide. (a) Denn als mehr Leute ihm bekamen, (b) So ſagten ſie; Jn Midas Nahmen, Was vor ein alter Thor faͤhrt dort mit ſeinem Knaben Auf einem Eſelgen? Er will es wohl todt haben. Doch koͤnnt er dieſes leichtlich wenden, Und mit dem muntern Sohn den Weg zu Fuß vollenden. Da dieſes Wort geſchah, ſprach jener zu dem Knaben, Hinunter Sohn, wir ſollen beyde traben; Der Eſel muß auch Ruhe haben. Nach (a) Das wart im ſchier ze laide. (b) Da im die Lüt bekament.

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/66>, abgerufen am 23.11.2024.