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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.

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Schreiben an Hrn. Zunkel
- - Besetzten Trinkpocal, füllt ihn, wie Bel und die - - -


- - Jhm folgende mit Wein, ein jeder schwieg und sie - -


Die Nymphen wohnen da, man braucht kein Seil und kei-
(nen - -



Als Priams älteste Princessin trug, und die - - - -


- - Entellen, der bey ihm im Grase lag, dies scharf - -


- - Auf dem sidonischen geschenkten Pferd, und das - -

Jedoch, fuhr er fort, damit Hr. Tulipe sehe,
daß ich mit der Aeneis seines Freundes nicht nach
der Schärffe verfahre, so will ich nicht so viel
fodern, wie Horatz gethan, der ein Werck ver-
warf, das nicht mehrere Schönheiten, als Feh-
ler hatte, sondern ich will zufrieden seyn, wenn
er mir nur fünfzig Zeilen von Virgils Geist und
Leben zeigen kan. Jch will in solchem Fall mein
Urtheil alsobald widerruffen. Hier nahm ein ge-
wisser Hr. das Wort und sagte im Spotte, fünf-
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ig Virgilianische Zeilen von Schwartzen zu fo-
[d]ern, wäre zu viel; wenn man ihm dreissig zei-
gen könnte, so würde er nicht so grausam seyn,
und um der zwanzig willen, die an der gefoder-
ten Anzahl abgiengen, sein Urtheil vollstrecken.
Hr. Jonquilie erklärete sich darauf, daß er um
der anwesenden Frauenspersonen willen, die aus
angebohrner Mildigkeit an Mord und Brand
keinen Gefallen hätten, dem gantzen Wercke ver-
schonen wollte, wenn man ihm nur zehn Zeilen von

Vir-
Schreiben an Hrn. Zunkel
‒ ‒ Beſetzten Trinkpocal, fuͤllt ihn, wie Bel und die ‒ ‒ ‒


‒ ‒ Jhm folgende mit Wein, ein jeder ſchwieg und ſie ‒ ‒


Die Nymphen wohnen da, man braucht kein Seil und kei-
(nen ‒ ‒



Als Priams aͤlteſte Princeſſin trug, und die ‒ ‒ ‒ ‒


‒ ‒ Entellen, der bey ihm im Graſe lag, dies ſcharf ‒ ‒


‒ ‒ Auf dem ſidoniſchen geſchenkten Pferd, und das ‒ ‒

Jedoch, fuhr er fort, damit Hr. Tulipe ſehe,
daß ich mit der Aeneis ſeines Freundes nicht nach
der Schaͤrffe verfahre, ſo will ich nicht ſo viel
fodern, wie Horatz gethan, der ein Werck ver-
warf, das nicht mehrere Schoͤnheiten, als Feh-
ler hatte, ſondern ich will zufrieden ſeyn, wenn
er mir nur fuͤnfzig Zeilen von Virgils Geiſt und
Leben zeigen kan. Jch will in ſolchem Fall mein
Urtheil alſobald widerruffen. Hier nahm ein ge-
wiſſer Hr. das Wort und ſagte im Spotte, fuͤnf-
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ig Virgilianiſche Zeilen von Schwartzen zu fo-
[d]ern, waͤre zu viel; wenn man ihm dreiſſig zei-
gen koͤnnte, ſo wuͤrde er nicht ſo grauſam ſeyn,
und um der zwanzig willen, die an der gefoder-
ten Anzahl abgiengen, ſein Urtheil vollſtrecken.
Hr. Jonquilie erklaͤrete ſich darauf, daß er um
der anweſenden Frauensperſonen willen, die aus
angebohrner Mildigkeit an Mord und Brand
keinen Gefallen haͤtten, dem gantzen Wercke ver-
ſchonen wollte, wenn man ihm nur zehn Zeilen von

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[42/0042] Schreiben an Hrn. Zunkel ‒ ‒ Beſetzten Trinkpocal, fuͤllt ihn, wie Bel und die ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Jhm folgende mit Wein, ein jeder ſchwieg und ſie ‒ ‒ Die Nymphen wohnen da, man braucht kein Seil und kei- (nen ‒ ‒ Als Priams aͤlteſte Princeſſin trug, und die ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Entellen, der bey ihm im Graſe lag, dies ſcharf ‒ ‒ ‒ ‒ Auf dem ſidoniſchen geſchenkten Pferd, und das ‒ ‒ Jedoch, fuhr er fort, damit Hr. Tulipe ſehe, daß ich mit der Aeneis ſeines Freundes nicht nach der Schaͤrffe verfahre, ſo will ich nicht ſo viel fodern, wie Horatz gethan, der ein Werck ver- warf, das nicht mehrere Schoͤnheiten, als Feh- ler hatte, ſondern ich will zufrieden ſeyn, wenn er mir nur fuͤnfzig Zeilen von Virgils Geiſt und Leben zeigen kan. Jch will in ſolchem Fall mein Urtheil alſobald widerruffen. Hier nahm ein ge- wiſſer Hr. das Wort und ſagte im Spotte, fuͤnf- _ig Virgilianiſche Zeilen von Schwartzen zu fo- dern, waͤre zu viel; wenn man ihm dreiſſig zei- gen koͤnnte, ſo wuͤrde er nicht ſo grauſam ſeyn, und um der zwanzig willen, die an der gefoder- ten Anzahl abgiengen, ſein Urtheil vollſtrecken. Hr. Jonquilie erklaͤrete ſich darauf, daß er um der anweſenden Frauensperſonen willen, die aus angebohrner Mildigkeit an Mord und Brand keinen Gefallen haͤtten, dem gantzen Wercke ver- ſchonen wollte, wenn man ihm nur zehn Zeilen von Vir-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung08_1743/42>, abgerufen am 24.11.2024.