[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 8. Zürich, 1743.auf den Weisen. von dem niedrigen Pöbel entfernet, und sei-ne Glückseligkeit bey sich selbst findet, läßt er uns sein eigenes großmüthiges Hertz gleich- sam offen sehen und bewundern; er giebt da- durch seiner philosophischen Beschreibung ein grosses Gewicht der Glaubwürdigkeit: Zumah- len da in diesem kleinen Gedichte mehr der- gleichen kühne Entschlüsse und Hertzens-Ge- danken zu finden sind, als man in mancher weit- läuftigen Sammlung deutscher Poesien vergeb- lich suchen wird. Dergleichen sind: Doch wer ist groß? Der Fürsten nicht vergöttert, Und edler denkt, als mancher Fürst gedacht. Der Geist, durch den ein Cato groß geworden, Fährt in kein Band, und ruht auf keinem Orden. Wie oft ist der der Welt im Zorn gegeben, Den Clerisey und Hof und Land erheben? Von der Schmeicheley und unverdienten Führt im Triumph die Blöden, die nichts wissen, Und, was sie sind, vom Pöbel lernen müssen. Von der Weisheit: Jhr Geist ist starck und geht durch alle Geister. Was jetzo den edeln und kühnen Ausdruck z. E. B 4
auf den Weiſen. von dem niedrigen Poͤbel entfernet, und ſei-ne Gluͤckſeligkeit bey ſich ſelbſt findet, laͤßt er uns ſein eigenes großmuͤthiges Hertz gleich- ſam offen ſehen und bewundern; er giebt da- durch ſeiner philoſophiſchen Beſchreibung ein groſſes Gewicht der Glaubwuͤrdigkeit: Zumah- len da in dieſem kleinen Gedichte mehr der- gleichen kuͤhne Entſchluͤſſe und Hertzens-Ge- danken zu finden ſind, als man in mancher weit- laͤuftigen Sammlung deutſcher Poeſien vergeb- lich ſuchen wird. Dergleichen ſind: Doch wer iſt groß? Der Fuͤrſten nicht vergoͤttert, Und edler denkt, als mancher Fuͤrſt gedacht. Der Geiſt, durch den ein Cato groß geworden, Faͤhrt in kein Band, und ruht auf keinem Orden. Wie oft iſt der der Welt im Zorn gegeben, Den Cleriſey und Hof und Land erheben? Von der Schmeicheley und unverdienten Fuͤhrt im Triumph die Bloͤden, die nichts wiſſen, Und, was ſie ſind, vom Poͤbel lernen muͤſſen. Von der Weisheit: Jhr Geiſt iſt ſtarck und geht durch alle Geiſter. Was jetzo den edeln und kuͤhnen Ausdruck z. E. B 4
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auf den Weiſen.
von dem niedrigen Poͤbel entfernet, und ſei-
ne Gluͤckſeligkeit bey ſich ſelbſt findet, laͤßt er
uns ſein eigenes großmuͤthiges Hertz gleich-
ſam offen ſehen und bewundern; er giebt da-
durch ſeiner philoſophiſchen Beſchreibung ein
groſſes Gewicht der Glaubwuͤrdigkeit: Zumah-
len da in dieſem kleinen Gedichte mehr der-
gleichen kuͤhne Entſchluͤſſe und Hertzens-Ge-
danken zu finden ſind, als man in mancher weit-
laͤuftigen Sammlung deutſcher Poeſien vergeb-
lich ſuchen wird. Dergleichen ſind:
Doch wer iſt groß? Der Fuͤrſten nicht vergoͤttert,
Und edler denkt, als mancher Fuͤrſt gedacht.
Der Geiſt, durch den ein Cato groß geworden,
Faͤhrt in kein Band, und ruht auf keinem Orden.
Wie oft iſt der der Welt im Zorn gegeben,
Den Cleriſey und Hof und Land erheben?
Von der Schmeicheley und unverdienten
Schande:
Fuͤhrt im Triumph die Bloͤden, die nichts wiſſen,
Und, was ſie ſind, vom Poͤbel lernen muͤſſen.
Von der Weisheit:
Jhr Geiſt iſt ſtarck und geht durch alle Geiſter.
Was jetzo den edeln und kuͤhnen Ausdruck
betrift, der dieſem ſonſt philoſophiſchen Gedichte
ein poetiſches Anſehen mitheilen ſoll, ſo finde
ich, daß der Verfaſſer unterſchiedliche Kunſt-
griffe gebraucht hat, dieſes zu erhalten: Als
z. E.
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