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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743.

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unter dem schwäbisch. Stamme.
kung und Frucht meiner obigen Anmerkungen
gewesen seyn,

Wären gewisse Wercke, von denen wir noch
die Titel haben, nicht verlohren gegangen, so
wäre ich ohne Zweifel im Stande, ihrem Ver-
langen eine Gnüge zu thun. Hätten wir noch
Hermanns von Sachsenhausen Gedichte, die Möh-
rin genannt, Wolframs von Eschilbach starcken
Rennewart, eben desselben Gedichte von Marg-
graf Wilhelm von Narbone, desgleichen was er
von Gamuret, und seinem Sohne Pareifall, ge-
dichtet; hätten wir vornehmlich Klinsors Gedich-
te von der Erschaffung, den Geschöpfen, dem Ge-
stirne, und desselben Histörgen und Erzehlungen,
so würden wir mein Vertrauen zu ihren Zeiten
und ihrer Geschicklichkeit in voller Kraft erfüllet
sehen. Der gemeine Ruf, in welchem Klinsor
gestanden, daß er zauberische Künste gewust, le-
get zu unsern Zeiten nur ein Zeugniß von seinen
ungemeinen Talenten ab, und hat einerley Ur-
sprung, wie ein gleiches Geschrey, welches von
dem kunst- und geistreichen Mönchen Roger Bacon
in demselben unwissenden Weltalter gegangen war.
Wir haben zwar noch etwas von Eschelbach,
von Albrecht von Halberstatt, von Ofterdingen,
von Freydank, das in dem fünfzehnten Jahr-
hundert im öffentlichen Druck das Licht gesehen
hat, aber die Herausgeber haben in den Les-
arten, den Wörtern und gantzen Redensarten,
so wichtige Veränderungen vorgenommen, daß
wir die Sprache und die ächten Gedanken der
Originale öfters darinnen missen. Dieses Un-

glück
[Crit. Samml VII. St.] C

unter dem ſchwaͤbiſch. Stamme.
kung und Frucht meiner obigen Anmerkungen
geweſen ſeyn,

Waͤren gewiſſe Wercke, von denen wir noch
die Titel haben, nicht verlohren gegangen, ſo
waͤre ich ohne Zweifel im Stande, ihrem Ver-
langen eine Gnuͤge zu thun. Haͤtten wir noch
Hermanns von Sachſenhauſen Gedichte, die Moͤh-
rin genannt, Wolframs von Eſchilbach ſtarcken
Rennewart, eben deſſelben Gedichte von Marg-
graf Wilhelm von Narbone, desgleichen was er
von Gamuret, und ſeinem Sohne Pareifall, ge-
dichtet; haͤtten wir vornehmlich Klinſors Gedich-
te von der Erſchaffung, den Geſchoͤpfen, dem Ge-
ſtirne, und deſſelben Hiſtoͤrgen und Erzehlungen,
ſo wuͤrden wir mein Vertrauen zu ihren Zeiten
und ihrer Geſchicklichkeit in voller Kraft erfuͤllet
ſehen. Der gemeine Ruf, in welchem Klinſor
geſtanden, daß er zauberiſche Kuͤnſte gewuſt, le-
get zu unſern Zeiten nur ein Zeugniß von ſeinen
ungemeinen Talenten ab, und hat einerley Ur-
ſprung, wie ein gleiches Geſchrey, welches von
dem kunſt- und geiſtreichen Moͤnchen Roger Bacon
in demſelben unwiſſenden Weltalter gegangen war.
Wir haben zwar noch etwas von Eſchelbach,
von Albrecht von Halberſtatt, von Ofterdingen,
von Freydank, das in dem fuͤnfzehnten Jahr-
hundert im oͤffentlichen Druck das Licht geſehen
hat, aber die Herausgeber haben in den Leſ-
arten, den Woͤrtern und gantzen Redensarten,
ſo wichtige Veraͤnderungen vorgenommen, daß
wir die Sprache und die aͤchten Gedanken der
Originale oͤfters darinnen miſſen. Dieſes Un-

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[33/0033] unter dem ſchwaͤbiſch. Stamme. kung und Frucht meiner obigen Anmerkungen geweſen ſeyn, Waͤren gewiſſe Wercke, von denen wir noch die Titel haben, nicht verlohren gegangen, ſo waͤre ich ohne Zweifel im Stande, ihrem Ver- langen eine Gnuͤge zu thun. Haͤtten wir noch Hermanns von Sachſenhauſen Gedichte, die Moͤh- rin genannt, Wolframs von Eſchilbach ſtarcken Rennewart, eben deſſelben Gedichte von Marg- graf Wilhelm von Narbone, desgleichen was er von Gamuret, und ſeinem Sohne Pareifall, ge- dichtet; haͤtten wir vornehmlich Klinſors Gedich- te von der Erſchaffung, den Geſchoͤpfen, dem Ge- ſtirne, und deſſelben Hiſtoͤrgen und Erzehlungen, ſo wuͤrden wir mein Vertrauen zu ihren Zeiten und ihrer Geſchicklichkeit in voller Kraft erfuͤllet ſehen. Der gemeine Ruf, in welchem Klinſor geſtanden, daß er zauberiſche Kuͤnſte gewuſt, le- get zu unſern Zeiten nur ein Zeugniß von ſeinen ungemeinen Talenten ab, und hat einerley Ur- ſprung, wie ein gleiches Geſchrey, welches von dem kunſt- und geiſtreichen Moͤnchen Roger Bacon in demſelben unwiſſenden Weltalter gegangen war. Wir haben zwar noch etwas von Eſchelbach, von Albrecht von Halberſtatt, von Ofterdingen, von Freydank, das in dem fuͤnfzehnten Jahr- hundert im oͤffentlichen Druck das Licht geſehen hat, aber die Herausgeber haben in den Leſ- arten, den Woͤrtern und gantzen Redensarten, ſo wichtige Veraͤnderungen vorgenommen, daß wir die Sprache und die aͤchten Gedanken der Originale oͤfters darinnen miſſen. Dieſes Un- gluͤck [Crit. Sam̃l VII. St.] C

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 7. Zürich, 1743, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung07_1743/33>, abgerufen am 23.11.2024.