[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.des deutschen Witzes. in ein helleres Licht zu setzen. Von dieser Artist z. B. alles, was hier und da beyläuftig von der Bosheit, List und Gewalt der geschwornen Feinde und Verfolger der Wahrheit angebracht wird. Alle diese absonderlichen Begebenheiten haben eine bloß zufällige Verbindung mit der Religion. Die Wahrheit würde immer Wahr- heit geblieben seyn, wenn sie schon von niemand wäre angefochten oder verfolget worden. Da nun aber die Predigt von Jesu, die den Juden ein Aergerniß und den Griechen eine Thorheit gewesen, ungeachtet alles Widerspruchs und al- ler Gewalt, in der Welt überall sieghaft durch- gedrungen, so ward dadurch offenbar, daß die- ser Sieg über den Unglauben und den After- glauben ein Werck der göttlichen Kraft gewesen sey. Mithin da die Absicht dieser Feinde und Verfolger keineswegs gewesen ist, den in den göttlichen Absichten gegründeten Triumph der Wahrheit zu befördern, oder durch ihren Wi- derstand desto herrlicher zu machen; sondern vielmehr denselben durch List und Gewalt zu hin- tertreiben, und zu verdunckeln; so wird hoffent- lich kein Verständiger verlangen, daß man, we- gen dieses für die Wahrheit so vortheilhaften Erfolges, von den boshaften Absichten dieser Feinde und den angewendeten an sich selbst höchst- strafbaren Mitteln gelinder, als es die Natur der Sache erlaubet, oder noch gar mit einer andächtigen Ehrerbietung dencken und reden soll. Die Religion ist die köstlichste Gutthat, die Gott dem menschlichen Geschlechte gegönnet hat, weil sie A 4
des deutſchen Witzes. in ein helleres Licht zu ſetzen. Von dieſer Artiſt z. B. alles, was hier und da beylaͤuftig von der Bosheit, Liſt und Gewalt der geſchwornen Feinde und Verfolger der Wahrheit angebracht wird. Alle dieſe abſonderlichen Begebenheiten haben eine bloß zufaͤllige Verbindung mit der Religion. Die Wahrheit wuͤrde immer Wahr- heit geblieben ſeyn, wenn ſie ſchon von niemand waͤre angefochten oder verfolget worden. Da nun aber die Predigt von Jeſu, die den Juden ein Aergerniß und den Griechen eine Thorheit geweſen, ungeachtet alles Widerſpruchs und al- ler Gewalt, in der Welt uͤberall ſieghaft durch- gedrungen, ſo ward dadurch offenbar, daß die- ſer Sieg uͤber den Unglauben und den After- glauben ein Werck der goͤttlichen Kraft geweſen ſey. Mithin da die Abſicht dieſer Feinde und Verfolger keineswegs geweſen iſt, den in den goͤttlichen Abſichten gegruͤndeten Triumph der Wahrheit zu befoͤrdern, oder durch ihren Wi- derſtand deſto herrlicher zu machen; ſondern vielmehr denſelben durch Liſt und Gewalt zu hin- tertreiben, und zu verdunckeln; ſo wird hoffent- lich kein Verſtaͤndiger verlangen, daß man, we- gen dieſes fuͤr die Wahrheit ſo vortheilhaften Erfolges, von den boshaften Abſichten dieſer Feinde und den angewendeten an ſich ſelbſt hoͤchſt- ſtrafbaren Mitteln gelinder, als es die Natur der Sache erlaubet, oder noch gar mit einer andaͤchtigen Ehrerbietung dencken und reden ſoll. Die Religion iſt die koͤſtlichſte Gutthat, die Gott dem menſchlichen Geſchlechte gegoͤnnet hat, weil ſie A 4
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in ein helleres Licht zu ſetzen. Von dieſer Art
iſt z. B. alles, was hier und da beylaͤuftig von
der Bosheit, Liſt und Gewalt der geſchwornen
Feinde und Verfolger der Wahrheit angebracht
wird. Alle dieſe abſonderlichen Begebenheiten
haben eine bloß zufaͤllige Verbindung mit der
Religion. Die Wahrheit wuͤrde immer Wahr-
heit geblieben ſeyn, wenn ſie ſchon von niemand
waͤre angefochten oder verfolget worden. Da
nun aber die Predigt von Jeſu, die den Juden
ein Aergerniß und den Griechen eine Thorheit
geweſen, ungeachtet alles Widerſpruchs und al-
ler Gewalt, in der Welt uͤberall ſieghaft durch-
gedrungen, ſo ward dadurch offenbar, daß die-
ſer Sieg uͤber den Unglauben und den After-
glauben ein Werck der goͤttlichen Kraft geweſen
ſey. Mithin da die Abſicht dieſer Feinde und
Verfolger keineswegs geweſen iſt, den in den
goͤttlichen Abſichten gegruͤndeten Triumph der
Wahrheit zu befoͤrdern, oder durch ihren Wi-
derſtand deſto herrlicher zu machen; ſondern
vielmehr denſelben durch Liſt und Gewalt zu hin-
tertreiben, und zu verdunckeln; ſo wird hoffent-
lich kein Verſtaͤndiger verlangen, daß man, we-
gen dieſes fuͤr die Wahrheit ſo vortheilhaften
Erfolges, von den boshaften Abſichten dieſer
Feinde und den angewendeten an ſich ſelbſt hoͤchſt-
ſtrafbaren Mitteln gelinder, als es die Natur
der Sache erlaubet, oder noch gar mit einer
andaͤchtigen Ehrerbietung dencken und reden ſoll.
Die Religion iſt die koͤſtlichſte Gutthat, die Gott
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ſie
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Zitationshilfe: | [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung06_1742/7>, abgerufen am 16.07.2024. |