[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.des deutschen Witzes. ten, so zu dem Wesen der Dichtkunst überhauptgehören, und in Hrn. Prof. Gottscheds gedrück- tem Buche entweder gar nicht, oder nur gantz flüchtig und obenhin angeführt werden, gründ- lich zu verstehen, sehr wohl thun, wenn sie sich an diesen Unvollkommenheiten nicht stossen; son- dern dafern sie nicht Gelegenheit haben, bey Hrn. Prof. Gottscheden in die Schule zu gehen, mit Ernst trachten, ein geschriebenes Collegium, wel- ches der Hr. Prof. vor 6. und 8. Jahren über seinen Versuch gehalten hat, und worinn alle diese Unvollkommenheiten verbessert und ergänzt sind, zur Hand zu bringen: Da werden sie die Grundlehren von der Nachahmung der Natur, von dem poetischen Schönen, von dem Wunder- baren und Wahrscheinlichen, von der Wahl der Umstände und ihrer Verbindung nach einer ge- wissen Hauptabsicht, von den Charactern, und den Hertzensgedancken etc. etc. die Hr. Gottsched nur zum Detail rechnen soll, (wovon ein Künst- ler seinen Lehrlingen die Anmerckungen erst bey der Ausübung beybringen muß, um sie im An- fange nicht zu überhäufen,) ausführlich abge- handelt finden: Und zwar so, daß sie fast auf die Vermuthung fallen dürften, der Zürichi- sche Kunstrichter habe bey Verfertigung seiner Dichtkunst ein solches 6. oder 8. jähriges ge- schriebenes Collegium sich wohl zu Nutze gemacht, angesehen in derselben gröstentheils nur diejeni- gen Hauptmaterien ausführlich abgehandelt sind, die Hr. Gottsched zum Detail gerechnet, und zur mündlichen Erklärung mit Fleisse verspart und aufbehalten hat. IX. D 3
des deutſchen Witzes. ten, ſo zu dem Weſen der Dichtkunſt uͤberhauptgehoͤren, und in Hrn. Prof. Gottſcheds gedruͤck- tem Buche entweder gar nicht, oder nur gantz fluͤchtig und obenhin angefuͤhrt werden, gruͤnd- lich zu verſtehen, ſehr wohl thun, wenn ſie ſich an dieſen Unvollkommenheiten nicht ſtoſſen; ſon- dern dafern ſie nicht Gelegenheit haben, bey Hrn. Prof. Gottſcheden in die Schule zu gehen, mit Ernſt trachten, ein geſchriebenes Collegium, wel- ches der Hr. Prof. vor 6. und 8. Jahren uͤber ſeinen Verſuch gehalten hat, und worinn alle dieſe Unvollkommenheiten verbeſſert und ergaͤnzt ſind, zur Hand zu bringen: Da werden ſie die Grundlehren von der Nachahmung der Natur, von dem poetiſchen Schoͤnen, von dem Wunder- baren und Wahrſcheinlichen, von der Wahl der Umſtaͤnde und ihrer Verbindung nach einer ge- wiſſen Hauptabſicht, von den Charactern, und den Hertzensgedancken ꝛc. ꝛc. die Hr. Gottſched nur zum Detail rechnen ſoll, (wovon ein Kuͤnſt- ler ſeinen Lehrlingen die Anmerckungen erſt bey der Ausuͤbung beybringen muß, um ſie im An- fange nicht zu uͤberhaͤufen,) ausfuͤhrlich abge- handelt finden: Und zwar ſo, daß ſie faſt auf die Vermuthung fallen duͤrften, der Zuͤrichi- ſche Kunſtrichter habe bey Verfertigung ſeiner Dichtkunſt ein ſolches 6. oder 8. jaͤhriges ge- ſchriebenes Collegium ſich wohl zu Nutze gemacht, angeſehen in derſelben groͤſtentheils nur diejeni- gen Hauptmaterien ausfuͤhrlich abgehandelt ſind, die Hr. Gottſched zum Detail gerechnet, und zur muͤndlichen Erklaͤrung mit Fleiſſe verſpart und aufbehalten hat. IX. D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des deutſchen Witzes.</hi></fw><lb/> ten, ſo zu dem Weſen der Dichtkunſt uͤberhaupt<lb/> gehoͤren, und in Hrn. Prof. Gottſcheds gedruͤck-<lb/> tem Buche entweder gar nicht, oder nur gantz<lb/> fluͤchtig und obenhin angefuͤhrt werden, gruͤnd-<lb/> lich zu verſtehen, ſehr wohl thun, wenn ſie ſich<lb/> an dieſen Unvollkommenheiten nicht ſtoſſen; ſon-<lb/> dern dafern ſie nicht Gelegenheit haben, bey Hrn.<lb/> Prof. Gottſcheden in die Schule zu gehen, mit<lb/> Ernſt trachten, ein geſchriebenes Collegium, wel-<lb/> ches der Hr. Prof. vor 6. und 8. Jahren uͤber<lb/> ſeinen Verſuch gehalten hat, und worinn alle<lb/> dieſe Unvollkommenheiten verbeſſert und ergaͤnzt<lb/> ſind, zur Hand zu bringen: Da werden ſie die<lb/> Grundlehren von der Nachahmung der Natur,<lb/> von dem poetiſchen Schoͤnen, von dem Wunder-<lb/> baren und Wahrſcheinlichen, von der Wahl der<lb/> Umſtaͤnde und ihrer Verbindung nach einer ge-<lb/> wiſſen Hauptabſicht, von den Charactern, und<lb/> den Hertzensgedancken ꝛc. ꝛc. die Hr. Gottſched<lb/> nur zum Detail rechnen ſoll, (wovon ein Kuͤnſt-<lb/> ler ſeinen Lehrlingen die Anmerckungen erſt bey<lb/> der Ausuͤbung beybringen muß, um ſie im An-<lb/> fange nicht zu uͤberhaͤufen,) ausfuͤhrlich abge-<lb/> handelt finden: Und zwar ſo, daß ſie faſt auf<lb/> die Vermuthung fallen duͤrften, der Zuͤrichi-<lb/> ſche Kunſtrichter habe bey Verfertigung ſeiner<lb/> Dichtkunſt ein ſolches 6. oder 8. jaͤhriges ge-<lb/> ſchriebenes Collegium ſich wohl zu Nutze gemacht,<lb/> angeſehen in derſelben groͤſtentheils nur diejeni-<lb/> gen Hauptmaterien ausfuͤhrlich abgehandelt ſind,<lb/> die Hr. Gottſched zum Detail gerechnet, und zur<lb/> muͤndlichen Erklaͤrung mit Fleiſſe verſpart und<lb/> aufbehalten hat.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">IX.</hi> </hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [53/0053]
des deutſchen Witzes.
ten, ſo zu dem Weſen der Dichtkunſt uͤberhaupt
gehoͤren, und in Hrn. Prof. Gottſcheds gedruͤck-
tem Buche entweder gar nicht, oder nur gantz
fluͤchtig und obenhin angefuͤhrt werden, gruͤnd-
lich zu verſtehen, ſehr wohl thun, wenn ſie ſich
an dieſen Unvollkommenheiten nicht ſtoſſen; ſon-
dern dafern ſie nicht Gelegenheit haben, bey Hrn.
Prof. Gottſcheden in die Schule zu gehen, mit
Ernſt trachten, ein geſchriebenes Collegium, wel-
ches der Hr. Prof. vor 6. und 8. Jahren uͤber
ſeinen Verſuch gehalten hat, und worinn alle
dieſe Unvollkommenheiten verbeſſert und ergaͤnzt
ſind, zur Hand zu bringen: Da werden ſie die
Grundlehren von der Nachahmung der Natur,
von dem poetiſchen Schoͤnen, von dem Wunder-
baren und Wahrſcheinlichen, von der Wahl der
Umſtaͤnde und ihrer Verbindung nach einer ge-
wiſſen Hauptabſicht, von den Charactern, und
den Hertzensgedancken ꝛc. ꝛc. die Hr. Gottſched
nur zum Detail rechnen ſoll, (wovon ein Kuͤnſt-
ler ſeinen Lehrlingen die Anmerckungen erſt bey
der Ausuͤbung beybringen muß, um ſie im An-
fange nicht zu uͤberhaͤufen,) ausfuͤhrlich abge-
handelt finden: Und zwar ſo, daß ſie faſt auf
die Vermuthung fallen duͤrften, der Zuͤrichi-
ſche Kunſtrichter habe bey Verfertigung ſeiner
Dichtkunſt ein ſolches 6. oder 8. jaͤhriges ge-
ſchriebenes Collegium ſich wohl zu Nutze gemacht,
angeſehen in derſelben groͤſtentheils nur diejeni-
gen Hauptmaterien ausfuͤhrlich abgehandelt ſind,
die Hr. Gottſched zum Detail gerechnet, und zur
muͤndlichen Erklaͤrung mit Fleiſſe verſpart und
aufbehalten hat.
IX.
D 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |