[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 6. Zürich, 1742.Neue Vorrede der Wörter ist ja von der Art derjenigen Dingedie in dem Reiche der Nätur, nach Art der Luft, des Sonnenlichtes und des Wassers grosser Flüsse, bey allem Gebrauche derselben, uner- schöpflich sind, und also allen gemein bleiben müssen. Warum sollte also nicht ein Schrifft- steller das Recht haben, sein Kind zu tauffen wie er will, wenn gleich ein andrer dem Seini- gen eben den Nahmen gegeben hat? Warum sollte dasjenige in Zürich niemanden frey stehen, was mir in Leipzig freygestanden hat? Oder, warum sollte ich böse werden, daß ein andrer meine Erfindung auf die kräftigste Art, die nur erdacht werden kan, gebilliget hat? X Der andre Einwurff scheint noch gefährli- in X Daß ein andrer meine Erfindung auf die kräftigste
Art gebilliget hat.) Dieses beziehet sich nur auf die Er- findung des Titelblats zu der Gottschedischen Dichtkunst: Denn in dem gantzen übrigen Wercke ist, die Exempel aus- genommen, nichts von seiner Erfindung, wie die Vorrede zu der ersten Auflage solches rund und offenhertzig bekennt. Siehe die Nachrichten von dem Ursprunge der Critick bey den Deutschen Bl. 164. 165. Neue Vorrede der Woͤrter iſt ja von der Art derjenigen Dingedie in dem Reiche der Naͤtur, nach Art der Luft, des Sonnenlichtes und des Waſſers groſſer Fluͤſſe, bey allem Gebrauche derſelben, uner- ſchoͤpflich ſind, und alſo allen gemein bleiben muͤſſen. Warum ſollte alſo nicht ein Schrifft- ſteller das Recht haben, ſein Kind zu tauffen wie er will, wenn gleich ein andrer dem Seini- gen eben den Nahmen gegeben hat? Warum ſollte dasjenige in Zuͤrich niemanden frey ſtehen, was mir in Leipzig freygeſtanden hat? Oder, warum ſollte ich boͤſe werden, daß ein andrer meine Erfindung auf die kraͤftigſte Art, die nur erdacht werden kan, gebilliget hat? X Der andre Einwurff ſcheint noch gefaͤhrli- in X Daß ein andrer meine Erfindung auf die kraͤftigſte
Art gebilliget hat.) Dieſes beziehet ſich nur auf die Er- findung des Titelblats zu der Gottſchediſchen Dichtkunſt: Denn in dem gantzen uͤbrigen Wercke iſt, die Exempel aus- genommen, nichts von ſeiner Erfindung, wie die Vorrede zu der erſten Auflage ſolches rund und offenhertzig bekennt. Siehe die Nachrichten von dem Urſprunge der Critick bey den Deutſchen Bl. 164. 165. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0106" n="106"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neue Vorrede</hi></fw><lb/> der Woͤrter iſt ja von der Art derjenigen Dinge<lb/> die in dem Reiche der Naͤtur, nach Art der Luft,<lb/> des Sonnenlichtes und des Waſſers groſſer<lb/> Fluͤſſe, bey allem Gebrauche derſelben, uner-<lb/> ſchoͤpflich ſind, und alſo allen gemein bleiben<lb/> muͤſſen. Warum ſollte alſo nicht ein Schrifft-<lb/> ſteller das Recht haben, ſein Kind zu tauffen<lb/> wie er will, wenn gleich ein andrer dem Seini-<lb/> gen eben den Nahmen gegeben hat? Warum<lb/> ſollte dasjenige in Zuͤrich niemanden frey ſtehen,<lb/> was mir in Leipzig freygeſtanden hat? Oder,<lb/> warum ſollte ich boͤſe werden, daß ein andrer<lb/> meine Erfindung auf die kraͤftigſte Art, die nur<lb/> erdacht werden kan, gebilliget hat? <note place="foot" n="X"><hi rendition="#fr">Daß ein andrer meine Erfindung auf die kraͤftigſte<lb/> Art gebilliget hat.)</hi> Dieſes beziehet ſich nur auf die <hi rendition="#fr">Er-<lb/> findung</hi> des Titelblats zu der Gottſchediſchen Dichtkunſt:<lb/> Denn in dem gantzen uͤbrigen Wercke iſt, die Exempel aus-<lb/> genommen, nichts von ſeiner Erfindung, wie die Vorrede<lb/> zu der erſten Auflage ſolches rund und offenhertzig bekennt.<lb/> Siehe die <hi rendition="#fr">Nachrichten von dem Urſprunge der Critick<lb/> bey den Deutſchen</hi> Bl. 164. 165.</note></p><lb/> <p>Der andre Einwurff ſcheint noch gefaͤhrli-<lb/> cher zu ſeyn, iſt es aber in der That nicht; wenn<lb/> man nur die Sache in genauere Betrachtung<lb/> zieht. Es koͤmmt bey den Buͤchern nicht nur<lb/> auf ihren Titel, ſondern auch auf den Jnhalt<lb/> an. So gleichlautend oft jener auf zweyen<lb/> Wercken iſt, ſo ungleich kan doch dieſer letztere<lb/> ſeyn; und ich darf mich, ohne ſtoltz zu thun,<lb/> nur auf die zuͤrcher, und leipziger critiſche Dicht-<lb/> kunſt beruffen. Der Jnhalt unſrer Buͤcher iſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0106]
Neue Vorrede
der Woͤrter iſt ja von der Art derjenigen Dinge
die in dem Reiche der Naͤtur, nach Art der Luft,
des Sonnenlichtes und des Waſſers groſſer
Fluͤſſe, bey allem Gebrauche derſelben, uner-
ſchoͤpflich ſind, und alſo allen gemein bleiben
muͤſſen. Warum ſollte alſo nicht ein Schrifft-
ſteller das Recht haben, ſein Kind zu tauffen
wie er will, wenn gleich ein andrer dem Seini-
gen eben den Nahmen gegeben hat? Warum
ſollte dasjenige in Zuͤrich niemanden frey ſtehen,
was mir in Leipzig freygeſtanden hat? Oder,
warum ſollte ich boͤſe werden, daß ein andrer
meine Erfindung auf die kraͤftigſte Art, die nur
erdacht werden kan, gebilliget hat? X
Der andre Einwurff ſcheint noch gefaͤhrli-
cher zu ſeyn, iſt es aber in der That nicht; wenn
man nur die Sache in genauere Betrachtung
zieht. Es koͤmmt bey den Buͤchern nicht nur
auf ihren Titel, ſondern auch auf den Jnhalt
an. So gleichlautend oft jener auf zweyen
Wercken iſt, ſo ungleich kan doch dieſer letztere
ſeyn; und ich darf mich, ohne ſtoltz zu thun,
nur auf die zuͤrcher, und leipziger critiſche Dicht-
kunſt beruffen. Der Jnhalt unſrer Buͤcher iſt
in
X Daß ein andrer meine Erfindung auf die kraͤftigſte
Art gebilliget hat.) Dieſes beziehet ſich nur auf die Er-
findung des Titelblats zu der Gottſchediſchen Dichtkunſt:
Denn in dem gantzen uͤbrigen Wercke iſt, die Exempel aus-
genommen, nichts von ſeiner Erfindung, wie die Vorrede
zu der erſten Auflage ſolches rund und offenhertzig bekennt.
Siehe die Nachrichten von dem Urſprunge der Critick
bey den Deutſchen Bl. 164. 165.
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