[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 5. Zürich, 1742.von der deutschen Philosophie. willig taub seyn will? Jch sage euch ohne Um-weg, entweder widerleget mich besser, oder menget euch nicht ins Widerlegen; denn ich schäme mich wahrhaftig für euch, daß ihr so schlechte Gründe vorbringet. Folget mir, und überlasset euren Poeten die Sorge, sich selber zu vertheidigen. Sind ihre Wercke gut, so wird alles, was ich von ihnen gesagt habe, und noch weiter sagen könnte, ihnen nicht den ge- ringsten Nachtheil bringen: Aber wenn sie nichts taugen, so werde ich trutz allen denen recht be- halten, welche gerne das Gegentheil behaupten wollten. Niemahls wird die boshafte Neigung eines Kunstrichters dem Ruhm eines geschickten Werckes im Lichte stehen; die Welt wird es schon gegen die Ungerechtigkeit eines Zoilus zu rächen wissen. Aber wenn ein Werck elend ist, so wird es kein Cicero mit aller seiner Wohlre- denheit gegen den mittelmässigsten heutigen Ari- starch schützen. Aber wir wollen die Poeten gehen lassen, und von euren Weltweisen re- den. etc. etc. Ab-
von der deutſchen Philoſophie. willig taub ſeyn will? Jch ſage euch ohne Um-weg, entweder widerleget mich beſſer, oder menget euch nicht ins Widerlegen; denn ich ſchaͤme mich wahrhaftig fuͤr euch, daß ihr ſo ſchlechte Gruͤnde vorbringet. Folget mir, und uͤberlaſſet euren Poeten die Sorge, ſich ſelber zu vertheidigen. Sind ihre Wercke gut, ſo wird alles, was ich von ihnen geſagt habe, und noch weiter ſagen koͤnnte, ihnen nicht den ge- ringſten Nachtheil bringen: Aber wenn ſie nichts taugen, ſo werde ich trutz allen denen recht be- halten, welche gerne das Gegentheil behaupten wollten. Niemahls wird die boshafte Neigung eines Kunſtrichters dem Ruhm eines geſchickten Werckes im Lichte ſtehen; die Welt wird es ſchon gegen die Ungerechtigkeit eines Zoilus zu raͤchen wiſſen. Aber wenn ein Werck elend iſt, ſo wird es kein Cicero mit aller ſeiner Wohlre- denheit gegen den mittelmaͤſſigſten heutigen Ari- ſtarch ſchuͤtzen. Aber wir wollen die Poeten gehen laſſen, und von euren Weltweiſen re- den. ꝛc. ꝛc. Ab-
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von der deutſchen Philoſophie.
willig taub ſeyn will? Jch ſage euch ohne Um-
weg, entweder widerleget mich beſſer, oder
menget euch nicht ins Widerlegen; denn ich
ſchaͤme mich wahrhaftig fuͤr euch, daß ihr ſo
ſchlechte Gruͤnde vorbringet. Folget mir, und
uͤberlaſſet euren Poeten die Sorge, ſich ſelber
zu vertheidigen. Sind ihre Wercke gut, ſo
wird alles, was ich von ihnen geſagt habe, und
noch weiter ſagen koͤnnte, ihnen nicht den ge-
ringſten Nachtheil bringen: Aber wenn ſie nichts
taugen, ſo werde ich trutz allen denen recht be-
halten, welche gerne das Gegentheil behaupten
wollten. Niemahls wird die boshafte Neigung
eines Kunſtrichters dem Ruhm eines geſchickten
Werckes im Lichte ſtehen; die Welt wird es
ſchon gegen die Ungerechtigkeit eines Zoilus zu
raͤchen wiſſen. Aber wenn ein Werck elend iſt,
ſo wird es kein Cicero mit aller ſeiner Wohlre-
denheit gegen den mittelmaͤſſigſten heutigen Ari-
ſtarch ſchuͤtzen. Aber wir wollen die Poeten
gehen laſſen, und von euren Weltweiſen re-
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