[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.Echo braucht hat. So stehet in dem XIII. Stückeauf der 30sten Seite: Jch hätte mich beynahe durch das Muster des Herrn Vorredners ver- führen lassen. Auf dessen Ansehen hat auch oh- ne Zweifel Hr. Steinbach dasselbige neben dem Wort Lobredner als gut und gewöhnlich seinem Wörterbuch einverleibet. So ist hingegen das zur Verspottung nachgeäffete Wort Ergäntzungs- stückler so abgeschmackt und pedantisch, daß ich mich nicht bereden kan, daß solches von Hrn. Prof. Gottscheds Erfindung seyn könne. Ein Ergän- zungsstück ist ja ein Stück zur Ergäntzung; Stük- ler ist nicht einmahl gewohnt; und was sollte dann zur Ergäntzung stücklen sagen, oder was hat dieses mit Vorredner gemein; da das ein- fache Redner sehr gebräuchlich ist? Ohne diese Uebereinkunft aber ist das Wort Ergäntzungs- stükler noch viel läppischer als Dichtkünstler/ Rede- künstler/ Beyträgler/ Wörterbüchler etc. Und dieses ist ein Handwerk für böse Buben, daß sie einander im Strauß nichtsbedeutende spötti- sche Nahmen anhängen; dergleichen man von einem ernsthaften Manne, wie Hr. Prof Gott- sched ist, nur nicht gedenken darf. Ein anderer Scrupel, der meiner obigen Meinung im Lichte zu stehen scheinet, ist, daß sich der Verfasser dieser Anmerkungen in dem Schreiben an den Herausgeber des Hochgehrtesten Herren Heraus- gebers gehorsamsten Diener nennt. Nun ist bekannt und ausser Streit, daß der Herausge- ber ein Schüler und Anhänger Hrn. Prof. Gott- scheds, nämlich Hr. Schwabe ist; es dünkt mich aber
Echo braucht hat. So ſtehet in dem XIII. Stuͤckeauf der 30ſten Seite: Jch haͤtte mich beynahe durch das Muſter des Herrn Vorredners ver- fuͤhren laſſen. Auf deſſen Anſehen hat auch oh- ne Zweifel Hr. Steinbach daſſelbige neben dem Wort Lobredner als gut und gewoͤhnlich ſeinem Woͤrterbuch einverleibet. So iſt hingegen das zur Verſpottung nachgeaͤffete Wort Ergaͤntzungs- ſtuͤckler ſo abgeſchmackt und pedantiſch, daß ich mich nicht bereden kan, daß ſolches von Hrn. Prof. Gottſcheds Erfindung ſeyn koͤnne. Ein Ergaͤn- zungsſtuͤck iſt ja ein Stuͤck zur Ergaͤntzung; Stuͤk- ler iſt nicht einmahl gewohnt; und was ſollte dann zur Ergaͤntzung ſtuͤcklen ſagen, oder was hat dieſes mit Vorredner gemein; da das ein- fache Redner ſehr gebraͤuchlich iſt? Ohne dieſe Uebereinkunft aber iſt das Wort Ergaͤntzungs- ſtuͤkler noch viel laͤppiſcher als Dichtkuͤnſtler/ Rede- kuͤnſtler/ Beytraͤgler/ Woͤrterbuͤchler ꝛc. Und dieſes iſt ein Handwerk fuͤr boͤſe Buben, daß ſie einander im Strauß nichtsbedeutende ſpoͤtti- ſche Nahmen anhaͤngen; dergleichen man von einem ernſthaften Manne, wie Hr. Prof Gott- ſched iſt, nur nicht gedenken darf. Ein anderer Scrupel, der meiner obigen Meinung im Lichte zu ſtehen ſcheinet, iſt, daß ſich der Verfaſſer dieſer Anmerkungen in dem Schreiben an den Herausgeber des Hochgehrteſten Herren Heraus- gebers gehorſamſten Diener nennt. Nun iſt bekannt und auſſer Streit, daß der Herausge- ber ein Schuͤler und Anhaͤnger Hrn. Prof. Gott- ſcheds, naͤmlich Hr. Schwabe iſt; es duͤnkt mich aber
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Echo
braucht hat. So ſtehet in dem XIII. Stuͤcke
auf der 30ſten Seite: Jch haͤtte mich beynahe
durch das Muſter des Herrn Vorredners ver-
fuͤhren laſſen. Auf deſſen Anſehen hat auch oh-
ne Zweifel Hr. Steinbach daſſelbige neben dem
Wort Lobredner als gut und gewoͤhnlich ſeinem
Woͤrterbuch einverleibet. So iſt hingegen das
zur Verſpottung nachgeaͤffete Wort Ergaͤntzungs-
ſtuͤckler ſo abgeſchmackt und pedantiſch, daß ich
mich nicht bereden kan, daß ſolches von Hrn. Prof.
Gottſcheds Erfindung ſeyn koͤnne. Ein Ergaͤn-
zungsſtuͤck iſt ja ein Stuͤck zur Ergaͤntzung; Stuͤk-
ler iſt nicht einmahl gewohnt; und was ſollte
dann zur Ergaͤntzung ſtuͤcklen ſagen, oder was
hat dieſes mit Vorredner gemein; da das ein-
fache Redner ſehr gebraͤuchlich iſt? Ohne dieſe
Uebereinkunft aber iſt das Wort Ergaͤntzungs-
ſtuͤkler noch viel laͤppiſcher als Dichtkuͤnſtler/ Rede-
kuͤnſtler/ Beytraͤgler/ Woͤrterbuͤchler ꝛc. Und
dieſes iſt ein Handwerk fuͤr boͤſe Buben, daß
ſie einander im Strauß nichtsbedeutende ſpoͤtti-
ſche Nahmen anhaͤngen; dergleichen man von
einem ernſthaften Manne, wie Hr. Prof Gott-
ſched iſt, nur nicht gedenken darf. Ein anderer
Scrupel, der meiner obigen Meinung im Lichte
zu ſtehen ſcheinet, iſt, daß ſich der Verfaſſer
dieſer Anmerkungen in dem Schreiben an den
Herausgeber des Hochgehrteſten Herren Heraus-
gebers gehorſamſten Diener nennt. Nun iſt
bekannt und auſſer Streit, daß der Herausge-
ber ein Schuͤler und Anhaͤnger Hrn. Prof. Gott-
ſcheds, naͤmlich Hr. Schwabe iſt; es duͤnkt mich
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