[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.Echo in der neuen critischen Dichtkunst, die anzügli-che und unverschämte Schutzvorrede zu der ver- mehrten Auflage des trillerischen Fabelbuches erst- lich veranlasset, und daß Hr. Prof. Gottsched sich ohne Noth und Beruff in diesen Streit gemi- schet, und die schweitzerischen Kunstrichter nicht bloß durch einige hämische Ausdrüke über die cri- tische Dichtkunst, sondern durch den gantz weit- läuftigen und boshaften Artickel in dem XXIV. Stücke seiner Beyträge über das miltonische Ge- dichte zuerst angegriffen habe. Demnach wird diese blosse historische Erzehlung bey unparteyischen Lesern eine genugsame Vertheidigung der schwei- zerischen Kunstrichter gegen das wilde Geschrey ih- rer Gegner seyn, und sie vor dem so oft wider- holten Vorwurff der Zanksucht, Unbescheidenheit, Grobeit etc. genugsam schützen: Zumahlen da die trillerische Schutzvorrede, und der eben angeführ- te gottschedische Artickel zwey Original-Stücke einer critischen witzlosen Unbescheidenheit, Unhöf- lichkeit und Grobheit sind, deren kein Schweitzer, und sollte er gleich ein Brettigöwer seyn, fähig ist. Jch werde aber sonst noch Gelegenheit haben, die sächsische Höflichkeit dieser Kunstrichter in ihren Criticken in überzeugenden Mustern den gröbsten Schweitzern zum Wunder vorzulegen. Nur muß ich hier noch meine Leser bitten, daß sie es nicht einem Mangel der ihnen schuldigen Ehrfurcht bey- messen, wenn ich in den folgenden Blättern mit meinem Gegner von keinen wichtigern Dingen werde zu sprechen haben, als von orthographi- schen und grammatikalischen Kleinigkeiten und Grübe-
Echo in der neuen critiſchen Dichtkunſt, die anzuͤgli-che und unverſchaͤmte Schutzvorrede zu der ver- mehrten Auflage des trilleriſchen Fabelbuches erſt- lich veranlaſſet, und daß Hr. Prof. Gottſched ſich ohne Noth und Beruff in dieſen Streit gemi- ſchet, und die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter nicht bloß durch einige haͤmiſche Ausdruͤke uͤber die cri- tiſche Dichtkunſt, ſondern durch den gantz weit- laͤuftigen und boshaften Artickel in dem XXIV. Stuͤcke ſeiner Beytraͤge uͤber das miltoniſche Ge- dichte zuerſt angegriffen habe. Demnach wird dieſe bloſſe hiſtoriſche Erzehlung bey unparteyiſchen Leſern eine genugſame Vertheidigung der ſchwei- zeriſchen Kunſtrichter gegen das wilde Geſchrey ih- rer Gegner ſeyn, und ſie vor dem ſo oft wider- holten Vorwurff der Zankſucht, Unbeſcheidenheit, Grobeit ꝛc. genugſam ſchuͤtzen: Zumahlen da die trilleriſche Schutzvorrede, und der eben angefuͤhr- te gottſchediſche Artickel zwey Original-Stuͤcke einer critiſchen witzloſen Unbeſcheidenheit, Unhoͤf- lichkeit und Grobheit ſind, deren kein Schweitzer, und ſollte er gleich ein Brettigoͤwer ſeyn, faͤhig iſt. Jch werde aber ſonſt noch Gelegenheit haben, die ſaͤchſiſche Hoͤflichkeit dieſer Kunſtrichter in ihren Criticken in uͤberzeugenden Muſtern den groͤbſten Schweitzern zum Wunder vorzulegen. Nur muß ich hier noch meine Leſer bitten, daß ſie es nicht einem Mangel der ihnen ſchuldigen Ehrfurcht bey- meſſen, wenn ich in den folgenden Blaͤttern mit meinem Gegner von keinen wichtigern Dingen werde zu ſprechen haben, als von orthographi- ſchen und grammatikaliſchen Kleinigkeiten und Gruͤbe-
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Echo
in der neuen critiſchen Dichtkunſt, die anzuͤgli-
che und unverſchaͤmte Schutzvorrede zu der ver-
mehrten Auflage des trilleriſchen Fabelbuches erſt-
lich veranlaſſet, und daß Hr. Prof. Gottſched
ſich ohne Noth und Beruff in dieſen Streit gemi-
ſchet, und die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter nicht
bloß durch einige haͤmiſche Ausdruͤke uͤber die cri-
tiſche Dichtkunſt, ſondern durch den gantz weit-
laͤuftigen und boshaften Artickel in dem XXIV.
Stuͤcke ſeiner Beytraͤge uͤber das miltoniſche Ge-
dichte zuerſt angegriffen habe. Demnach wird
dieſe bloſſe hiſtoriſche Erzehlung bey unparteyiſchen
Leſern eine genugſame Vertheidigung der ſchwei-
zeriſchen Kunſtrichter gegen das wilde Geſchrey ih-
rer Gegner ſeyn, und ſie vor dem ſo oft wider-
holten Vorwurff der Zankſucht, Unbeſcheidenheit,
Grobeit ꝛc. genugſam ſchuͤtzen: Zumahlen da die
trilleriſche Schutzvorrede, und der eben angefuͤhr-
te gottſchediſche Artickel zwey Original-Stuͤcke
einer critiſchen witzloſen Unbeſcheidenheit, Unhoͤf-
lichkeit und Grobheit ſind, deren kein Schweitzer,
und ſollte er gleich ein Brettigoͤwer ſeyn, faͤhig iſt.
Jch werde aber ſonſt noch Gelegenheit haben, die
ſaͤchſiſche Hoͤflichkeit dieſer Kunſtrichter in ihren
Criticken in uͤberzeugenden Muſtern den groͤbſten
Schweitzern zum Wunder vorzulegen. Nur muß
ich hier noch meine Leſer bitten, daß ſie es nicht
einem Mangel der ihnen ſchuldigen Ehrfurcht bey-
meſſen, wenn ich in den folgenden Blaͤttern mit
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werde zu ſprechen haben, als von orthographi-
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