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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742.

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des deutschen Witzes.
Oder daß sie allem ihrem Witz und Verstande
aufbieten würden, eine so nachdrückliche Antwort
zu ihrer Rechtfertigung abzufassen, welche die
schweitzerischen Kunstrichter von dem Ungrund ih-
rer ausgefällten Urtheile überführen, die Richtigkeit
und Wahrscheinlichkeit der trillerischen Fabeln in
ein helles Licht setzen, und das ungeheure, wilde
und regellose Wesen in dem miltonischen Gedichte
zu ihrer Beschämung offenbaren und entdecken wür-
de: Denn darauf beruhet der gantze Streit; und
so lange man den schweitzerischen Kunstrichtern die-
sen Grund ihrer Urtheile nicht durch einen gründ-
lichen Erweis umstößt, so lange wird alles andere
Geschwätze ein leeres Geplauder und ohne Frucht
seyn. Allein da hat sich Horatzens Prophezeyhung
richtig erfüllet: Parturiunt montes, nascetur
ridiculus mus:
Angesehen in dem Augustmo-
nat und hiemit in dem zweyten Stüke der Belusti-
gungen
des Hrn. Schwabe bl. 162. unter dem
Titel der Anmerkungen über das Ergäntzungs-
stük zu der trillerischen Schutzvorrede
ein so
ungesaltzenes, abgeschmaktes und witzloses Blatt
als eine Vertheidigung zum Vorschein gekommen,
als jemals aus der Feder des berühmten Philippi
mag geflossen seyn. Wer dieses Blatt gelesen hat,
der würde sich verschweeren, daß dasselbe von ei-
nem Hartnak, dem über der Correctur eines Exer-
citii stili
die Galle überlauffen, wäre verfasset
worden. Der lichtscheue Verfasser muß selbst ge-
stehen, daß seine Anmerkungen von einer solchen
Beschaffenheit seyn, daß jedermann leicht wahrneh-
men könne, daß sie nicht anderst als durch eine

Krank-

des deutſchen Witzes.
Oder daß ſie allem ihrem Witz und Verſtande
aufbieten wuͤrden, eine ſo nachdruͤckliche Antwort
zu ihrer Rechtfertigung abzufaſſen, welche die
ſchweitzeriſchen Kunſtrichter von dem Ungrund ih-
rer ausgefaͤllten Urtheile uͤberfuͤhren, die Richtigkeit
und Wahrſcheinlichkeit der trilleriſchen Fabeln in
ein helles Licht ſetzen, und das ungeheure, wilde
und regelloſe Weſen in dem miltoniſchen Gedichte
zu ihrer Beſchaͤmung offenbaren und entdecken wuͤr-
de: Denn darauf beruhet der gantze Streit; und
ſo lange man den ſchweitzeriſchen Kunſtrichtern die-
ſen Grund ihrer Urtheile nicht durch einen gruͤnd-
lichen Erweis umſtoͤßt, ſo lange wird alles andere
Geſchwaͤtze ein leeres Geplauder und ohne Frucht
ſeyn. Allein da hat ſich Horatzens Prophezeyhung
richtig erfuͤllet: Parturiunt montes, naſcetur
ridiculus mus:
Angeſehen in dem Auguſtmo-
nat und hiemit in dem zweyten Stuͤke der Beluſti-
gungen
des Hrn. Schwabe bl. 162. unter dem
Titel der Anmerkungen uͤber das Ergaͤntzungs-
ſtuͤk zu der trilleriſchen Schutzvorrede
ein ſo
ungeſaltzenes, abgeſchmaktes und witzloſes Blatt
als eine Vertheidigung zum Vorſchein gekommen,
als jemals aus der Feder des beruͤhmten Philippi
mag gefloſſen ſeyn. Wer dieſes Blatt geleſen hat,
der wuͤrde ſich verſchweeren, daß daſſelbe von ei-
nem Hartnak, dem uͤber der Correctur eines Exer-
citii ſtili
die Galle uͤberlauffen, waͤre verfaſſet
worden. Der lichtſcheue Verfaſſer muß ſelbſt ge-
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Beſchaffenheit ſeyn, daß jedermann leicht wahrneh-
men koͤnne, daß ſie nicht anderſt als durch eine

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[31/0033] des deutſchen Witzes. Oder daß ſie allem ihrem Witz und Verſtande aufbieten wuͤrden, eine ſo nachdruͤckliche Antwort zu ihrer Rechtfertigung abzufaſſen, welche die ſchweitzeriſchen Kunſtrichter von dem Ungrund ih- rer ausgefaͤllten Urtheile uͤberfuͤhren, die Richtigkeit und Wahrſcheinlichkeit der trilleriſchen Fabeln in ein helles Licht ſetzen, und das ungeheure, wilde und regelloſe Weſen in dem miltoniſchen Gedichte zu ihrer Beſchaͤmung offenbaren und entdecken wuͤr- de: Denn darauf beruhet der gantze Streit; und ſo lange man den ſchweitzeriſchen Kunſtrichtern die- ſen Grund ihrer Urtheile nicht durch einen gruͤnd- lichen Erweis umſtoͤßt, ſo lange wird alles andere Geſchwaͤtze ein leeres Geplauder und ohne Frucht ſeyn. Allein da hat ſich Horatzens Prophezeyhung richtig erfuͤllet: Parturiunt montes, naſcetur ridiculus mus: Angeſehen in dem Auguſtmo- nat und hiemit in dem zweyten Stuͤke der Beluſti- gungen des Hrn. Schwabe bl. 162. unter dem Titel der Anmerkungen uͤber das Ergaͤntzungs- ſtuͤk zu der trilleriſchen Schutzvorrede ein ſo ungeſaltzenes, abgeſchmaktes und witzloſes Blatt als eine Vertheidigung zum Vorſchein gekommen, als jemals aus der Feder des beruͤhmten Philippi mag gefloſſen ſeyn. Wer dieſes Blatt geleſen hat, der wuͤrde ſich verſchweeren, daß daſſelbe von ei- nem Hartnak, dem uͤber der Correctur eines Exer- citii ſtili die Galle uͤberlauffen, waͤre verfaſſet worden. Der lichtſcheue Verfaſſer muß ſelbſt ge- ſtehen, daß ſeine Anmerkungen von einer ſolchen Beſchaffenheit ſeyn, daß jedermann leicht wahrneh- men koͤnne, daß ſie nicht anderſt als durch eine Krank-

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 4. Zürich, 1742, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung04_1742/33>, abgerufen am 12.12.2024.