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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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Von der verblümten Schreibart.
cher vor: Die Jahrszeiten verändern unsre Felder
nicht, der Hundsstern hat niemahls unsere
Saat verbrennet/ und der kalte Nordwind
hat niemahls unsere Wälder ihres grünen Haa-
res beraubet.
Er muß in guten Schriften der
alten und neuen Poeten schlecht bewandert seyn,
daß ihn diese Metaphoren fremd duncken. Horatz:

Hic in reducta valle caniculae
Vitabis aestus.
- -
Carm. L. I. Od. 17.

Und Persius.

En quid agis, siccas insana canicula messes
Jamdudum coquit.

Sat. III. lin. 5.

Welches Opitz in seinem Vielgut also nachahmet:

Jndem der Hundesstern anjetzt so heftig gleißt,
Und Feld und Wiesen kocht mit seinem schweren Hitzen.

Die andre verblümte Gleichnißrede erkläret Opitz
in dem dritten B. der P. W.

Ein jeder Baum der muß sein Haar die Blätter legen,
Jst todt bis sich der West im Lentzen pflegt zu regen.

Welches er aus Horatz nachgemachet hat:

Diffugere nives, redeunt jam gramina campis,
Arboribusque comae.
- - - -
Carm. L. IV. 7.

Noch
B 5

Von der verbluͤmten Schreibart.
cher vor: Die Jahrszeiten veraͤndern unſre Felder
nicht, der Hundsſtern hat niemahls unſere
Saat verbrennet/ und der kalte Nordwind
hat niemahls unſere Waͤlder ihres gruͤnen Haa-
res beraubet.
Er muß in guten Schriften der
alten und neuen Poeten ſchlecht bewandert ſeyn,
daß ihn dieſe Metaphoren fremd duncken. Horatz:

Hic in reducta valle caniculæ
Vitabis æſtus.
‒ ‒
Carm. L. I. Od. 17.

Und Perſius.

En quid agis, ſiccas inſana canicula meſſes
Jamdudum coquit.

Sat. III. lin. 5.

Welches Opitz in ſeinem Vielgut alſo nachahmet:

Jndem der Hundesſtern anjetzt ſo heftig gleißt,
Und Feld und Wieſen kocht mit ſeinem ſchweren Hitzen.

Die andre verbluͤmte Gleichnißrede erklaͤret Opitz
in dem dritten B. der P. W.

Ein jeder Baum der muß ſein Haar die Blaͤtter legen,
Jſt todt bis ſich der Weſt im Lentzen pflegt zu regen.

Welches er aus Horatz nachgemachet hat:

Diffugere nives, redeunt jam gramina campis,
Arboribusque comæ.
‒ ‒ ‒ ‒
Carm. L. IV. 7.

Noch
B 5
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[25/0027] Von der verbluͤmten Schreibart. cher vor: Die Jahrszeiten veraͤndern unſre Felder nicht, der Hundsſtern hat niemahls unſere Saat verbrennet/ und der kalte Nordwind hat niemahls unſere Waͤlder ihres gruͤnen Haa- res beraubet. Er muß in guten Schriften der alten und neuen Poeten ſchlecht bewandert ſeyn, daß ihn dieſe Metaphoren fremd duncken. Horatz: Hic in reducta valle caniculæ Vitabis æſtus. ‒ ‒ Carm. L. I. Od. 17. Und Perſius. En quid agis, ſiccas inſana canicula meſſes Jamdudum coquit. Sat. III. lin. 5. Welches Opitz in ſeinem Vielgut alſo nachahmet: Jndem der Hundesſtern anjetzt ſo heftig gleißt, Und Feld und Wieſen kocht mit ſeinem ſchweren Hitzen. Die andre verbluͤmte Gleichnißrede erklaͤret Opitz in dem dritten B. der P. W. Ein jeder Baum der muß ſein Haar die Blaͤtter legen, Jſt todt bis ſich der Weſt im Lentzen pflegt zu regen. Welches er aus Horatz nachgemachet hat: Diffugere nives, redeunt jam gramina campis, Arboribusque comæ. ‒ ‒ ‒ ‒ Carm. L. IV. 7. Noch B 5

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/27>, abgerufen am 21.11.2024.