Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Complot
masch gemacht, wovon kein Mensch den Grund
zu finden wüßte
(M); ferner, daß er in der Zu-
sammensezung der Wörter
dunkel und unverständ-
lich sey. (N) Sie waren darüber in eine ärgerliche
Feindschaft mit einander gerathen. Jzo hatte der
gemeine Feind sie so sanftmüthig gemacht, daß ei-
ner dem andern bekennte, er hätte recht gehabt.
Hekenei fieng dergestalt an.

Jst der richtige Verstand, den ich in der Be-
stimmung der Erhabenen, und aller übrigen
Schreibarten gewiesen habe, noch nicht von mir
gewichen, so versichert er mich izo, daß wir die
neuen Kunstlehrer nur darum zu fürchten haben,
weil sie geschrieben haben; hätten sie nicht geschrie-
ben, so dürften wir nicht hier sitzen, und uns in
den Gedanken schlagen, wie wir uns bey unsrem
alten Ansehen erhalten wollen; wir dürften nicht
fürchten, daß wir des lange besessenen Rechtes
entsezet würden, das Lob und den Beyfall für uns-
re Schriften als eine Gebühr zu fodern: Doch
thäte uns das noch keinen Schaden, daß sie ge-
schrieben haben, wofern sie nur nicht gelesen wür-
den.

Der schreibt nicht dessen Zeug kein Mensch zu lesen pflegt.

Nun wird uns nicht unmöglich seyn zu machen,
daß sie ungelesen bleiben (*). Nichts wird ge-

lesen,
(M) Heineken in der Untersuchung vom Erhabenen
Bl. 319.
(N) Eben daselbst Bl. 321.
(*) Hr. D. Triller hat in der Vorrede zum dritten
Th. seiner poetischen Betrachtungen nach eben dergleichen

Gedan-

Das Complot
maſch gemacht, wovon kein Menſch den Grund
zu finden wuͤßte
(M); ferner, daß er in der Zu-
ſammenſezung der Woͤrter
dunkel und unverſtaͤnd-
lich ſey. (N) Sie waren daruͤber in eine aͤrgerliche
Feindſchaft mit einander gerathen. Jzo hatte der
gemeine Feind ſie ſo ſanftmuͤthig gemacht, daß ei-
ner dem andern bekennte, er haͤtte recht gehabt.
Hekenei fieng dergeſtalt an.

Jſt der richtige Verſtand, den ich in der Be-
ſtimmung der Erhabenen, und aller uͤbrigen
Schreibarten gewieſen habe, noch nicht von mir
gewichen, ſo verſichert er mich izo, daß wir die
neuen Kunſtlehrer nur darum zu fuͤrchten haben,
weil ſie geſchrieben haben; haͤtten ſie nicht geſchrie-
ben, ſo duͤrften wir nicht hier ſitzen, und uns in
den Gedanken ſchlagen, wie wir uns bey unſrem
alten Anſehen erhalten wollen; wir duͤrften nicht
fuͤrchten, daß wir des lange beſeſſenen Rechtes
entſezet wuͤrden, das Lob und den Beyfall fuͤr unſ-
re Schriften als eine Gebuͤhr zu fodern: Doch
thaͤte uns das noch keinen Schaden, daß ſie ge-
ſchrieben haben, wofern ſie nur nicht geleſen wuͤr-
den.

Der ſchreibt nicht deſſen Zeug kein Menſch zu leſen pflegt.

Nun wird uns nicht unmoͤglich ſeyn zu machen,
daß ſie ungeleſen bleiben (*). Nichts wird ge-

leſen,
(M) Heineken in der Unterſuchung vom Erhabenen
Bl. 319.
(N) Eben daſelbſt Bl. 321.
(*) Hr. D. Triller hat in der Vorrede zum dritten
Th. ſeiner poetiſchen Betrachtungen nach eben dergleichen

Gedan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Complot</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ma&#x017F;ch gemacht, wovon kein Men&#x017F;ch den Grund<lb/>
zu finden wu&#x0364;ßte</hi><note place="foot" n="(M)">Heineken in der Unter&#x017F;uchung vom Erhabenen<lb/>
Bl. 319.</note>; ferner, <hi rendition="#fr">daß er in der Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;ezung der Wo&#x0364;rter</hi> dunkel und unver&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/>
lich &#x017F;ey. <note place="foot" n="(N)">Eben da&#x017F;elb&#x017F;t Bl. 321.</note> Sie waren daru&#x0364;ber in eine a&#x0364;rgerliche<lb/>
Feind&#x017F;chaft mit einander gerathen. Jzo hatte der<lb/>
gemeine Feind &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;anftmu&#x0364;thig gemacht, daß ei-<lb/>
ner dem andern bekennte, er ha&#x0364;tte recht gehabt.<lb/>
Hekenei fieng derge&#x017F;talt an.</p><lb/>
        <p>J&#x017F;t der richtige Ver&#x017F;tand, den ich in der Be-<lb/>
&#x017F;timmung der Erhabenen, und aller u&#x0364;brigen<lb/>
Schreibarten gewie&#x017F;en habe, noch nicht von mir<lb/>
gewichen, &#x017F;o ver&#x017F;ichert er mich izo, daß wir die<lb/>
neuen Kun&#x017F;tlehrer nur darum zu fu&#x0364;rchten haben,<lb/>
weil &#x017F;ie ge&#x017F;chrieben haben; ha&#x0364;tten &#x017F;ie nicht ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, &#x017F;o du&#x0364;rften wir nicht hier &#x017F;itzen, und uns in<lb/>
den Gedanken &#x017F;chlagen, wie wir uns bey un&#x017F;rem<lb/>
alten An&#x017F;ehen erhalten wollen; wir du&#x0364;rften nicht<lb/>
fu&#x0364;rchten, daß wir des lange be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen Rechtes<lb/>
ent&#x017F;ezet wu&#x0364;rden, das Lob und den Beyfall fu&#x0364;r un&#x017F;-<lb/>
re Schriften als eine Gebu&#x0364;hr zu fodern: Doch<lb/>
tha&#x0364;te uns das noch keinen Schaden, daß &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;chrieben haben, wofern &#x017F;ie nur nicht gele&#x017F;en wu&#x0364;r-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Der &#x017F;chreibt nicht de&#x017F;&#x017F;en Zeug kein Men&#x017F;ch zu le&#x017F;en pflegt.</p><lb/>
        <p>Nun wird uns nicht unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn zu machen,<lb/>
daß &#x017F;ie ungele&#x017F;en bleiben <note xml:id="f11" next="#f12" place="foot" n="(*)"><hi rendition="#fr">Hr. D. Triller hat in der Vorrede zum dritten<lb/>
Th. &#x017F;einer poeti&#x017F;chen Betrachtungen nach eben dergleichen</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Gedan-</hi></fw></note>. Nichts wird ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">le&#x017F;en,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0182] Das Complot maſch gemacht, wovon kein Menſch den Grund zu finden wuͤßte (M); ferner, daß er in der Zu- ſammenſezung der Woͤrter dunkel und unverſtaͤnd- lich ſey. (N) Sie waren daruͤber in eine aͤrgerliche Feindſchaft mit einander gerathen. Jzo hatte der gemeine Feind ſie ſo ſanftmuͤthig gemacht, daß ei- ner dem andern bekennte, er haͤtte recht gehabt. Hekenei fieng dergeſtalt an. Jſt der richtige Verſtand, den ich in der Be- ſtimmung der Erhabenen, und aller uͤbrigen Schreibarten gewieſen habe, noch nicht von mir gewichen, ſo verſichert er mich izo, daß wir die neuen Kunſtlehrer nur darum zu fuͤrchten haben, weil ſie geſchrieben haben; haͤtten ſie nicht geſchrie- ben, ſo duͤrften wir nicht hier ſitzen, und uns in den Gedanken ſchlagen, wie wir uns bey unſrem alten Anſehen erhalten wollen; wir duͤrften nicht fuͤrchten, daß wir des lange beſeſſenen Rechtes entſezet wuͤrden, das Lob und den Beyfall fuͤr unſ- re Schriften als eine Gebuͤhr zu fodern: Doch thaͤte uns das noch keinen Schaden, daß ſie ge- ſchrieben haben, wofern ſie nur nicht geleſen wuͤr- den. Der ſchreibt nicht deſſen Zeug kein Menſch zu leſen pflegt. Nun wird uns nicht unmoͤglich ſeyn zu machen, daß ſie ungeleſen bleiben (*). Nichts wird ge- leſen, (M) Heineken in der Unterſuchung vom Erhabenen Bl. 319. (N) Eben daſelbſt Bl. 321. (*) Hr. D. Triller hat in der Vorrede zum dritten Th. ſeiner poetiſchen Betrachtungen nach eben dergleichen Gedan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/182
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/182>, abgerufen am 24.11.2024.