[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.Nachrichten nicht erweitern. Und in der dritten Zeile dünkenmich Kraut und Thiere nicht zum besten geweh- let, den Verlust des Schöpfers als unmöglich vorzustellen; weil Kraut und Thiere nur in einer Nebenabsicht, in so ferne sie als Geschöpfe Got- tes betrachtet werden, zur Betrachtung des Schöp- fers führen, da sie sonst zum Nuzen und Dienst der Menschen geschaffen worden sind. Wenn man sich nun diese Nebenbetrachtung nicht gegen- wärtig machet, so ist der Zusammenhang und die Schlüssigkeit des Gedankens um etwas dunkel und versteckt. Allein ich bescheide mich wohl, daß die Deutlichkeit in dieser Art Verse dem Zwang der Reime und des Sylbenmasses öfters nachgeben muß. Das fünfte St. Bl. 49. hat die Aufschrift: Das sechste St. ist ein Schäfergedichte, Stück
Nachrichten nicht erweitern. Und in der dritten Zeile duͤnkenmich Kraut und Thiere nicht zum beſten geweh- let, den Verluſt des Schoͤpfers als unmoͤglich vorzuſtellen; weil Kraut und Thiere nur in einer Nebenabſicht, in ſo ferne ſie als Geſchoͤpfe Got- tes betrachtet werden, zur Betrachtung des Schoͤp- fers fuͤhren, da ſie ſonſt zum Nuzen und Dienſt der Menſchen geſchaffen worden ſind. Wenn man ſich nun dieſe Nebenbetrachtung nicht gegen- waͤrtig machet, ſo iſt der Zuſammenhang und die Schluͤſſigkeit des Gedankens um etwas dunkel und verſteckt. Allein ich beſcheide mich wohl, daß die Deutlichkeit in dieſer Art Verſe dem Zwang der Reime und des Sylbenmaſſes oͤfters nachgeben muß. Das fuͤnfte St. Bl. 49. hat die Aufſchrift: Das ſechste St. iſt ein Schaͤfergedichte, Stuͤck
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Nachrichten
nicht erweitern. Und in der dritten Zeile duͤnken
mich Kraut und Thiere nicht zum beſten geweh-
let, den Verluſt des Schoͤpfers als unmoͤglich
vorzuſtellen; weil Kraut und Thiere nur in einer
Nebenabſicht, in ſo ferne ſie als Geſchoͤpfe Got-
tes betrachtet werden, zur Betrachtung des Schoͤp-
fers fuͤhren, da ſie ſonſt zum Nuzen und Dienſt
der Menſchen geſchaffen worden ſind. Wenn
man ſich nun dieſe Nebenbetrachtung nicht gegen-
waͤrtig machet, ſo iſt der Zuſammenhang und die
Schluͤſſigkeit des Gedankens um etwas dunkel und
verſteckt. Allein ich beſcheide mich wohl, daß die
Deutlichkeit in dieſer Art Verſe dem Zwang der
Reime und des Sylbenmaſſes oͤfters nachgeben
muß.
Das fuͤnfte St. Bl. 49. hat die Aufſchrift:
Der deutſche Dichterkrieg. Erſtes Buch.
Es iſt dieſes der Anfang eines kleinen Epiſchen
Gedichtes in Proſa, nach dem Muſter des Pul-
tes von Boileau, und Taſſons Secchia rapita,
welches einen geraubten Waſſer-Eimer, nicht
aber, wie Hr. Gottſched in dem fuͤnften Band ſeiner
Beytraͤge Bl. 169. und ſeine Schuͤler hier und da
behaupten, ein geraubtes Siegel bedeutet. Es
verdienet auch dieſer erſte Geſang eine beſondere
Betrachtung, die uns vermuthlich in einige Weit-
laͤuftigkeiten hineinfuͤhren koͤnnte, dahero ich hier
nichts mehrers davon melde.
Das ſechste St. iſt ein Schaͤfergedichte,
verfaſſet von Gottl. Benjamin Straube. Es
muß Hr. M. Schwabe ſeine vormahligen ver-
aͤchtlichen Gedanken von dieſer Art Gedichte ſeit
wenig Jahren ſehr geaͤndert haben, daß er dieſes
Stuͤck
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