Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachrichten
wären, der von sich gestehet: Exfumo dare lu-
cem cogito.
Jn der Absicht meine Leser zu ver-
gnügen, will ich demnach die Probstüke, die das
Recht der Erstgeburt erhalten haben, und am be-
sten von der noch ganzen und unerschöpften Kraft
des deutschen Witzes zeugen können, untersuchen,
und die merckwürdigsten Stellen, die den benach-
barten Franzosen und einigen ungerathenen Schwei-
zern ein rechter Dorn in Augen seyn müssen, be-
leuchten. Das erste Stück ist Bl. 18. das oben
erwähnte Schreiben an den Herausgeber, von
welchem ich vermuthet habe, daß es aus der Fe-
der des Verfassers geflossen sey, und daß der Ver-
fasser und der Herausgeber nur in einer Haut ste-
ken. Dasselbige kan statt einer zweyten Vorrede
dienen, in welcher dem Verfasser der Lettres
germaniques
beyläuftig mancher Stich, der nicht
blutet, versezet wird. Jn seinem Jnhalt ist es
eine schimpfliche Satyre wider den schlimmen Ge-
schmack der deutschen Leser, auf welchen sich die
Propheceyung dieses Briefschreibers gründet,
daß diese Monatschrift keine Leser finden werde,
und also dieses Vorhaben unnützlich sey. Der
Hr. M. Schwabe giebt uns in der Vorrede den
Schlüssel, die wahre Absicht dieses Schreibens
zu entdeken, wenn er Bl. 17. davon sagt:

"Man
"überläßt es der Folge der Zeit, ob diese Schrift
"würcklich das Schicksal haben werde, welches
"er ihr prophezeyet."

Er sagt dieses mit desto
grösserer Zuversicht, weil er wohl weiß, daß aus-
ser denen in diesem Schreiben angeführten Gat-
tungen schlimmer Leser, es noch eine unzählbare

Menge

Nachrichten
waͤren, der von ſich geſtehet: Exfumo dare lu-
cem cogito.
Jn der Abſicht meine Leſer zu ver-
gnuͤgen, will ich demnach die Probſtuͤke, die das
Recht der Erſtgeburt erhalten haben, und am be-
ſten von der noch ganzen und unerſchoͤpften Kraft
des deutſchen Witzes zeugen koͤnnen, unterſuchen,
und die merckwuͤrdigſten Stellen, die den benach-
barten Franzoſen und einigen ungerathenen Schwei-
zern ein rechter Dorn in Augen ſeyn muͤſſen, be-
leuchten. Das erſte Stuͤck iſt Bl. 18. das oben
erwaͤhnte Schreiben an den Herausgeber, von
welchem ich vermuthet habe, daß es aus der Fe-
der des Verfaſſers gefloſſen ſey, und daß der Ver-
faſſer und der Herausgeber nur in einer Haut ſte-
ken. Daſſelbige kan ſtatt einer zweyten Vorrede
dienen, in welcher dem Verfaſſer der Lettres
germaniques
beylaͤuftig mancher Stich, der nicht
blutet, verſezet wird. Jn ſeinem Jnhalt iſt es
eine ſchimpfliche Satyre wider den ſchlimmen Ge-
ſchmack der deutſchen Leſer, auf welchen ſich die
Propheceyung dieſes Briefſchreibers gruͤndet,
daß dieſe Monatſchrift keine Leſer finden werde,
und alſo dieſes Vorhaben unnuͤtzlich ſey. Der
Hr. M. Schwabe giebt uns in der Vorrede den
Schluͤſſel, die wahre Abſicht dieſes Schreibens
zu entdeken, wenn er Bl. 17. davon ſagt:

„Man
„uͤberlaͤßt es der Folge der Zeit, ob dieſe Schrift
„wuͤrcklich das Schickſal haben werde, welches
„er ihr prophezeyet.„

Er ſagt dieſes mit deſto
groͤſſerer Zuverſicht, weil er wohl weiß, daß auſ-
ſer denen in dieſem Schreiben angefuͤhrten Gat-
tungen ſchlimmer Leſer, es noch eine unzaͤhlbare

Menge
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachrichten</hi></fw><lb/>
wa&#x0364;ren, der von &#x017F;ich ge&#x017F;tehet: <hi rendition="#aq">Exfumo dare lu-<lb/>
cem cogito.</hi> Jn der Ab&#x017F;icht meine Le&#x017F;er zu ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen, will ich demnach die Prob&#x017F;tu&#x0364;ke, die das<lb/>
Recht der Er&#x017F;tgeburt erhalten haben, und am be-<lb/>
&#x017F;ten von der noch ganzen und uner&#x017F;cho&#x0364;pften Kraft<lb/>
des deut&#x017F;chen Witzes zeugen ko&#x0364;nnen, unter&#x017F;uchen,<lb/>
und die merckwu&#x0364;rdig&#x017F;ten Stellen, die den benach-<lb/>
barten Franzo&#x017F;en und einigen ungerathenen Schwei-<lb/>
zern ein rechter Dorn in Augen &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, be-<lb/>
leuchten. Das er&#x017F;te Stu&#x0364;ck i&#x017F;t Bl. 18. das oben<lb/>
erwa&#x0364;hnte Schreiben an den Herausgeber, von<lb/>
welchem ich vermuthet habe, daß es aus der Fe-<lb/>
der des Verfa&#x017F;&#x017F;ers geflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey, und daß der Ver-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;er und der Herausgeber nur in einer Haut &#x017F;te-<lb/>
ken. Da&#x017F;&#x017F;elbige kan &#x017F;tatt einer zweyten Vorrede<lb/>
dienen, in welcher dem Verfa&#x017F;&#x017F;er der <hi rendition="#aq">Lettres<lb/>
germaniques</hi> beyla&#x0364;uftig mancher Stich, der nicht<lb/>
blutet, ver&#x017F;ezet wird. Jn &#x017F;einem Jnhalt i&#x017F;t es<lb/>
eine &#x017F;chimpfliche Satyre wider den &#x017F;chlimmen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack der deut&#x017F;chen Le&#x017F;er, auf welchen &#x017F;ich die<lb/>
Propheceyung die&#x017F;es Brief&#x017F;chreibers gru&#x0364;ndet,<lb/>
daß die&#x017F;e Monat&#x017F;chrift keine Le&#x017F;er finden werde,<lb/>
und al&#x017F;o die&#x017F;es Vorhaben unnu&#x0364;tzlich &#x017F;ey. Der<lb/>
Hr. M. Schwabe giebt uns in der Vorrede den<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, die wahre Ab&#x017F;icht die&#x017F;es Schreibens<lb/>
zu entdeken, wenn er Bl. 17. davon &#x017F;agt:</p>
        <cit>
          <quote>&#x201E;Man<lb/>
&#x201E;u&#x0364;berla&#x0364;ßt es der Folge der Zeit, ob die&#x017F;e Schrift<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;rcklich das Schick&#x017F;al haben werde, welches<lb/>
&#x201E;er ihr prophezeyet.&#x201E;</quote>
        </cit>
        <p>Er &#x017F;agt die&#x017F;es mit de&#x017F;to<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Zuver&#x017F;icht, weil er wohl weiß, daß au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er denen in die&#x017F;em Schreiben angefu&#x0364;hrten Gat-<lb/>
tungen &#x017F;chlimmer Le&#x017F;er, es noch eine unza&#x0364;hlbare<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Menge</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0150] Nachrichten waͤren, der von ſich geſtehet: Exfumo dare lu- cem cogito. Jn der Abſicht meine Leſer zu ver- gnuͤgen, will ich demnach die Probſtuͤke, die das Recht der Erſtgeburt erhalten haben, und am be- ſten von der noch ganzen und unerſchoͤpften Kraft des deutſchen Witzes zeugen koͤnnen, unterſuchen, und die merckwuͤrdigſten Stellen, die den benach- barten Franzoſen und einigen ungerathenen Schwei- zern ein rechter Dorn in Augen ſeyn muͤſſen, be- leuchten. Das erſte Stuͤck iſt Bl. 18. das oben erwaͤhnte Schreiben an den Herausgeber, von welchem ich vermuthet habe, daß es aus der Fe- der des Verfaſſers gefloſſen ſey, und daß der Ver- faſſer und der Herausgeber nur in einer Haut ſte- ken. Daſſelbige kan ſtatt einer zweyten Vorrede dienen, in welcher dem Verfaſſer der Lettres germaniques beylaͤuftig mancher Stich, der nicht blutet, verſezet wird. Jn ſeinem Jnhalt iſt es eine ſchimpfliche Satyre wider den ſchlimmen Ge- ſchmack der deutſchen Leſer, auf welchen ſich die Propheceyung dieſes Briefſchreibers gruͤndet, daß dieſe Monatſchrift keine Leſer finden werde, und alſo dieſes Vorhaben unnuͤtzlich ſey. Der Hr. M. Schwabe giebt uns in der Vorrede den Schluͤſſel, die wahre Abſicht dieſes Schreibens zu entdeken, wenn er Bl. 17. davon ſagt: „Man „uͤberlaͤßt es der Folge der Zeit, ob dieſe Schrift „wuͤrcklich das Schickſal haben werde, welches „er ihr prophezeyet.„ Er ſagt dieſes mit deſto groͤſſerer Zuverſicht, weil er wohl weiß, daß auſ- ſer denen in dieſem Schreiben angefuͤhrten Gat- tungen ſchlimmer Leſer, es noch eine unzaͤhlbare Menge

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/150
Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/150>, abgerufen am 22.11.2024.