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[Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742.

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von gelehrten Schriften.
natschrift bey den Franzosen abgesehen, nur in
der Jronie abgelegt habe, damit er Gelegenheit
bekäme, mit dem ungenannten Verfasser der Let-
tres Germaniques
anzubinden. Diese geistrei-
che Herren sind in der Anwendung dieser spotten-
den Figur so subtil und unbeständig, daß man
öfters nicht recht wissen kan, ob sie im Ernst re-
den, was sie sagen: Es wäre darum wohl zu
wünschen, das man dieselben verpflichten könnte,
daß sie nach dem Beyspiel der Mathematiker, (die
ihre Säze absonderlich mit ihren Taufnahmen be-
nennen und unterscheiden,) so oft sie diese Figur
der Jronie brauchen wollen, die Jronische Rede
allemahl absonderlich unter ihrem Titel sezen müß-
ten, damit unschuldige Leser wissen könnten, wo
die Jronie anfange, und wo sie endige. Mithin
mag meine angegebene Muthmassung so viel Grund
haben, als sie will, so ist doch dieses gewiß, daß
unser Hr. Magister dieses Bekänntniß geschickt an-
zuwenden gewußt, den Uebergang zu der Streit-
frage von der Erfindungskraft der deutschen kleinen
Geister unvermerckt zu machen: Und es ist eine
rechte Lust zu sehen, wie er an dem guten Fran-
zosen zum Ritter wird; mit welcher Geschicklich-
keit er seine Worte verdrehet, ihm falsche Gedan-
ken andichtet, mit welchem Eifer er dieselbigen
widerleget, und dann bald darauf diese boshafte
Verdrehungen mit dem Recht der Nachahmung
entschuldiget. Wenigstens ist die Schlußstelle
Bl. 10. von einem so überzeugenden Nachdruck,
daß der ungenannte französische Schriftsteller
schwerlich was dagegen einzuwenden haben wird:

"Wären

von gelehrten Schriften.
natſchrift bey den Franzoſen abgeſehen, nur in
der Jronie abgelegt habe, damit er Gelegenheit
bekaͤme, mit dem ungenannten Verfaſſer der Let-
tres Germaniques
anzubinden. Dieſe geiſtrei-
che Herren ſind in der Anwendung dieſer ſpotten-
den Figur ſo ſubtil und unbeſtaͤndig, daß man
oͤfters nicht recht wiſſen kan, ob ſie im Ernſt re-
den, was ſie ſagen: Es waͤre darum wohl zu
wuͤnſchen, das man dieſelben verpflichten koͤnnte,
daß ſie nach dem Beyſpiel der Mathematiker, (die
ihre Saͤze abſonderlich mit ihren Taufnahmen be-
nennen und unterſcheiden,) ſo oft ſie dieſe Figur
der Jronie brauchen wollen, die Jroniſche Rede
allemahl abſonderlich unter ihrem Titel ſezen muͤß-
ten, damit unſchuldige Leſer wiſſen koͤnnten, wo
die Jronie anfange, und wo ſie endige. Mithin
mag meine angegebene Muthmaſſung ſo viel Grund
haben, als ſie will, ſo iſt doch dieſes gewiß, daß
unſer Hr. Magiſter dieſes Bekaͤnntniß geſchickt an-
zuwenden gewußt, den Uebergang zu der Streit-
frage von der Erfindungskraft der deutſchen kleinen
Geiſter unvermerckt zu machen: Und es iſt eine
rechte Luſt zu ſehen, wie er an dem guten Fran-
zoſen zum Ritter wird; mit welcher Geſchicklich-
keit er ſeine Worte verdrehet, ihm falſche Gedan-
ken andichtet, mit welchem Eifer er dieſelbigen
widerleget, und dann bald darauf dieſe boshafte
Verdrehungen mit dem Recht der Nachahmung
entſchuldiget. Wenigſtens iſt die Schlußſtelle
Bl. 10. von einem ſo uͤberzeugenden Nachdruck,
daß der ungenannte franzoͤſiſche Schriftſteller
ſchwerlich was dagegen einzuwenden haben wird:

„Waͤren
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[143/0145] von gelehrten Schriften. natſchrift bey den Franzoſen abgeſehen, nur in der Jronie abgelegt habe, damit er Gelegenheit bekaͤme, mit dem ungenannten Verfaſſer der Let- tres Germaniques anzubinden. Dieſe geiſtrei- che Herren ſind in der Anwendung dieſer ſpotten- den Figur ſo ſubtil und unbeſtaͤndig, daß man oͤfters nicht recht wiſſen kan, ob ſie im Ernſt re- den, was ſie ſagen: Es waͤre darum wohl zu wuͤnſchen, das man dieſelben verpflichten koͤnnte, daß ſie nach dem Beyſpiel der Mathematiker, (die ihre Saͤze abſonderlich mit ihren Taufnahmen be- nennen und unterſcheiden,) ſo oft ſie dieſe Figur der Jronie brauchen wollen, die Jroniſche Rede allemahl abſonderlich unter ihrem Titel ſezen muͤß- ten, damit unſchuldige Leſer wiſſen koͤnnten, wo die Jronie anfange, und wo ſie endige. Mithin mag meine angegebene Muthmaſſung ſo viel Grund haben, als ſie will, ſo iſt doch dieſes gewiß, daß unſer Hr. Magiſter dieſes Bekaͤnntniß geſchickt an- zuwenden gewußt, den Uebergang zu der Streit- frage von der Erfindungskraft der deutſchen kleinen Geiſter unvermerckt zu machen: Und es iſt eine rechte Luſt zu ſehen, wie er an dem guten Fran- zoſen zum Ritter wird; mit welcher Geſchicklich- keit er ſeine Worte verdrehet, ihm falſche Gedan- ken andichtet, mit welchem Eifer er dieſelbigen widerleget, und dann bald darauf dieſe boshafte Verdrehungen mit dem Recht der Nachahmung entſchuldiget. Wenigſtens iſt die Schlußſtelle Bl. 10. von einem ſo uͤberzeugenden Nachdruck, daß der ungenannte franzoͤſiſche Schriftſteller ſchwerlich was dagegen einzuwenden haben wird: „Waͤren

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Zitationshilfe: [Bodmer, Johann Jacob]: Sammlung Critischer, Poetischer, und anderer geistvollen Schriften. Bd. 3. Zürich, 1742, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bodmer_sammlung03_1742/145>, abgerufen am 24.11.2024.